23.07.2013, 16:56 Uhr

Neuer Telco-Riese kurz vor Geburt

Telefonica will E-Plus übernehmen. Damit hätte Deutschland einen neuen Telco-Marktführer, noch fehlt allerdings die Zustimmung der Wettbewerbshüter.
Falls die Wettbewerbshüter zustimmen, wird die Übernahme von E-Plus durch Telefonia einen neuen Telco-Riesen schaffen
Mit der Übernahme von E-Plus durch Telefonica Deutschland schliessen sich die Nummer drei und vier der deutschen Telcos zusammen und schaffen den kundenstärksten Mobilfunker der Republik. Mit insgesamt 43 Millionen Kunden soll ein Marktführer entstehen, der an den bisherigen Platzhirschen T-Mobile und Vodafone vorbeizieht. Wie der bisherige E-Plus-Besitzer KPN am Dienstag mitteilte, zahlt Telefonica Deutschland dafür 5 Milliarden Euro sowie 17,6 Prozent an eigenen Aktien.

Mit dem Schulterschluss will Telefonica Deutschland endlich Grössenvorteile heben, die bisher T-Mobile und Vodafone vorbehalten waren. Die Münchner versprechen sich Kostenersparnisse in Vertrieb, Kundenservice und den Netzen in Höhe von 5 Milliarden bis 5,5 Milliarden Euro. Telefonica Deutschland ist hierzulande vor allem durch seine Kernmarke O2 bekannt.

Grünes Licht steht noch aus

Der Zusammenschluss bedarf aller Voraussicht nach auch der Zustimmung der EU-Kommission als Kartellbehörde. Die obersten EU-Wettbewerbshüter sind zuständig, wenn beide Fusionspartner zusammen auf einen Weltumsatz von mehr als 5 Milliarden Euro kommen und in der EU einen Umsatz von jeweils mehr als 250 Millionen Euro erzielen. Die Fünf-Milliarden-Umsatz-Grenze überschritt im vergangenen Jahr schon die Telefónica Deutschland allein. E-Plus kam 2012 auf weitere rund 3,4 Milliarden Euro.

Offiziell sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Dienstag, es sei Sache der Unternehmen zu prüfen, ob sie unter die EU-Wettbewerbsregeln fallen. Die Firmen hätten bislang ihr Vorhaben noch nicht zur Genehmigung in Brüssel angemeldet. In der Branche wird aber erwartet, dass die Kommission den Fall übernimmt. Bei Zusammenschlüssen von Mobilfunkanbietern in anderen Ländern wie Österreich und Irland in jüngerer Vergangenheit habe sie die Fälle auch an sich gezogen. Für Österreich genehmigte Brüssel den Zusammenschluss dann nur unter strengen Auflagen.

Grosse Firmenzusammenschlüsse in Europa müssen von der EU-Kommission genehmigt werden. Die Kartellwächter prüfen, ob Firmen danach eine marktbeherrschende Stellung erreichen, die einen wirksamen Wettbewerb verhindert. Für das Verfahren ist eine maximale Dauer von rund vier Monaten vom Zeitpunkt der Anmeldung an vorgeschrieben. Häufig werden aber längere informelle Vorgespräche vorgeschaltet, um die aufwendigen Verfahren in der knappen Zeit zu schaffen.



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