Swisscom erneut gescheitert

Schwerer Rückschlag

Die von ihr angeordneten «vorsorglichen Massnahmen» bestehen mit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts also weiterhin. Somit muss Swisscom ihren Mitbewerbern den Zugang zu ihrem Glasfasernetz mit uneingeschränktem Layer-1-Zugang ab Anschlusszentrale gewähren. Entweder kann Swisscom nun mit FTTS/FTTB mit der Behelfslösung mCANs weiterfahren oder muss überall uneingeschränktes FTTH, also ohne jegliche optischen Splitter bereitstellen, auch in den bereits anders gebauten Gemeinden.
Auffällig ist, dass die grossen Mitbewerber Sunrise UPC und Salt mit dem Vorgehen der Swisscom offensichtlich einverstanden waren und Salt sogar ein FTTH-Bündnis mit dem Marktführer eingegangen ist. Wie schon 2020 gegen UPC (Thema Peering) scheint hingegen der kleine Alternativanbieter Init7 auch mit Swisscom unzufrieden zu sein und fühlte sich diskriminiert. Mit der Weko hat Init7 einen Bündnispartner gefunden, laut dem «die Gefahr besteht, dass Swisscom beim Bau des Glasfasernetzes Konkurrenten vom Markt ausschliesst».

Bärendienst für den Breitbandausbau

Ob dies wirklich so ist, darf bezweifelt werden, da P2MP-Netze eine seit vielen Jahren weltweit gängige Technik nutzen, so in den USA oder im asiatischen Raum. Es ist sicher ungeschickt, wenn Swisscom als Verwalterin des PTT-Kupfererbes nun mitten im Bauprozess den Bauplan ändert und – wohl aus Kostengründen – mit P2MP statt P2P weiterbauen wollte. Dass sie damit nicht auf Gegenliebe stösst, war eigentlich zu erwarten, haftet ihr doch auch 23 Jahre nach dem Ende der PTT immer noch das Image des Ex-Monopolisten an.
Gleichwohl betrifft der Baustopp all jene Gemeinden der Schweiz, welche dringend auf eine Breitbanderschliessung mit Glasfasern warten. Denn in nicht wenigen Regionen der Schweiz baut kein Anbieter Breitbandnetze ausser Swisscom. Das sollte man gerade bei Init7 vielleicht auch einmal bedenken. Denn die anderen teuer bauen zu lassen, um dann zu profitieren und auch noch zu klagen, entspricht vielleicht dem Zeitgeist, ist aber eher unfein. Zudem ist P2MP nicht nur günstiger, sondern auch schneller und zuverlässiger als FTTS/FTTB und somit die bessere technische Lösung. Davon hätten auch die Kunden von Init7 profitieren können.
Zum Autor
Rüdiger Sellin
ist Diplom-Ingenieur (FH) und arbeitet seit 1992 als Fachjournalist (SFJ/MAZ) mit den Schwerpunkten ICT und Elektrotechnik.



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