Einsatz von Open Source Software nimmt in der Schweiz weiter zu
Freigabe und Unterstützung von Open Source Software
Erstmalig wurde dieses Jahr untersucht, ob die befragten Firmen und Behörden neben der Nutzung von Open Source Software auch selber zu bestehenden externen oder eigenen Open-Source-Projekten beitragen. Die Ergebnisse zeigen, dass mit über 60 Prozent der Antwortenden bereits viele der befragten CEOs und IT-Verantwortlichen von swissICT- und SIK-Mitgliedern Open Source Code freigeben oder zumindest schon einmal darüber nachgedacht haben.
Tatsächlich veröffentlichen heute insgesamt 30 Prozent der Antwortenden auf GitHub, GitLab oder einer anderen Plattform eigenen Source Code. Dies erstaunt, weil die Freigabe von Quelltext unter einer Open-Source-Lizenz für viele Firmen und Behörden doch eine relativ neue Praxis ist und einiges an Erfahrung mit Open Source Communities und Prozessen benötigt. Dabei publiziert die Mehrheit (21 Prozent) den Quellcode auf einem organisationseigenen Profil. Nur die Minderheit lässt ihre Mitarbeitenden den Code über ihre privaten GitHub-Profile veröffentlichen.
“Fast jede dritte Organisation veröffentlicht heute Code auf GitHub und Co.„
Matthias Stürmer
Reputationsvorteil für Unternehmen
Die Freigabe über ein offizielles Firmen- oder Behördenprofil bei GitHub ist auch durchaus sinnvoll, denn nur so erhält eine Organisation auch den entsprechenden Reputationsvorteil. Dies ist von den genannten Gründen auch der wichtigste, wie die Antwortenden angaben. Daneben wollen sie auch ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, sich weiterzubilden und Erfahrungen zu sammeln. Auch zentral für die Freigabe von Open Source Software ist die Vernetzung mit anderen IT-Fachleuten – falls einmal Hilfe benötigt werden sollte.
Als weiterer Vorteil bei der Veröffentlichung von Open Source Code wurde angegeben, dass auf diese Weise Beiträge von anderen wie Bug Fixings und neue Funktionen entgegengenommen werden können und die neue Anwendung getestet wird. Auch Recruiting ist ein bedeutender Grund, der von 68 Prozent der Antwortenden angegeben wurde. Weniger im Vordergrund steht hingegen das Ziel, Branchenstandards zu setzen und dadurch die Marktdurchdringung zu erhöhen. Auch Business Development für die Kundengewinnung ist nicht von Bedeutung. Die durch einen Kunden erzwungene Freigabe des Quellcodes kam praktisch nie als Antwort vor.
Der Open Source Benchmark
Die Antwortenden konnten zudem mitteilen, wo genau sie ihre Open Source Software veröffentlichen. Bis auf eine Person gaben alle GitHub an, die global grösste Plattform für die Entwicklung von Open Source Software. Über 20 konkrete Links zu den freigegebenen Quellcode-Repositories wurden so entgegengenommen. Diese können nun in das neue Monitoring-Tool «OSS Benchmark Schweiz» (www.ossbenchmark.com) aufgenommen werden, wo die tatsächliche Anzahl von Projekten, Mitwirkenden, Beiträgen und viele andere Werte laufend gemessen und mit allen über 110 bereits erfassten Schweizer Firmen, Behörden und Non-Profit-Organisationen verglichen werden.
Zum Autor
Matthias Stürmer
ist Leiter der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit der Universität Bern.