Wie Roboter in Pandemien helfen können
Distanz ermöglichen
Seit fast zwei Jahrzehnten werden Roboter auch von Chirurgen eingesetzt, um minimal-invasive Eingriffe an Patienten aus der Ferne durchzuführen, in der Regel ist das eine Entfernung von wenigen Metern, da der Chirurg im Operationssaal anwesend ist. Das Unternehmen, das bei diesem Ansatz Pionierarbeit leistete, verfügt heute über 5500 robotergestützte Operationssysteme in Kliniken auf der ganzen Welt. Mehr als 5 Millionen Eingriffe wurden bisher damit durchgeführt. Die Marketingstrategie für diese Systeme war bisher darauf ausgerichtet, solche minimal-invasive Eingriffe zu fördern, da sich die Patienten von solchen schneller erholen. Dass die Chirurgen keinen direkten physischen Kontakt mehr haben mit den Patienten, war bisher nur ein Nebeneffekt. Während einer Pandemie wie jetzt ist dies allerdings der entscheidende Effekt. Covid-19 wird die Sichtweise der Chirurgen auf die direkte Interaktion mit den Patienten grundlegend verändern.
Wenn wie jetzt in vielen Ländern Läden geschlossen sind oder es gar Ausgangssperren gibt, kaufen viele von uns vermehrt online ein. Einige Unternehmen haben Laufroboter und Radroboter entwickelt, um die letzten Meter zwischen Lieferwagen und Wohnung zu überbrücken. Auch die ETH war in diesem Bereich aktiv. Auch hier ging es bisher um etwas anderes: Indem diese Roboter ermöglichen, dass ein Lieferant mehrere Häuser gleichzeitig bedienen kann, tragen sie zur Effizienzsteigerung bei. Während einer Pandemie hingegen ermöglichen die Roboter das «social distancing» von Lieferant und Kunde.
Und als letzte Beispiele: China erforscht den Einsatz von Robotern zur autonomen Desinfektion öffentlicher Bereiche, und eine Firma aus Dänemark verkauft einen Roboter, der Innenräume desinfizieren kann.
Roboter können mehr
All diese Beispiele zeigen, dass Roboter in einer Pandemie viel mehr leisten können als wir bisher von ihnen gesehen haben.
“Wir werden feststellen, dass die Robotik verändern kann, wie wir miteinander interagieren – in aufreibenden Zeiten wie diesen sowie im normalen Alltagsleben„
Bradley Nelson, Professor für Robotik und Intelligente Systeme an der ETH Zürich
Damit Roboterfirmen aber tiefer in ihre jeweiligen Märkte eindringen können, brauchen wir nun Modelle und Messwerte, die verdeutlichen, warum ein bestimmter Roboter-Ansatz Infektionen stärker reduziert als andere Methoden. Wir müssen auch quantifizieren, wie der Roboter seine Bediener sicherer macht. Von entscheidender Bedeutung ist, wie ein Roboter eine zufriedenstellende, nützliche Verbindung zwischen Menschen herstellen kann, von denen die meisten eine direkte physische Interaktion mit einem anderen Menschen bevorzugen würden. Wenn wir diese Fragen angehen können, werden wir feststellen, dass die Robotik die Art und Weise verändern kann, wie wir miteinander interagieren – in aufreibenden Zeiten wie diesen sowie auch im hoffentlich später wieder einkehrenden normalen Alltagsleben.
Hinweis: Dieser Beitrag von Bradley Nelson ist zunächst im «Zukunftsblog» der ETH Zürich erschienen.