30.03.2006, 14:08 Uhr

Transatlantische Fusionspläne

Im Telekom-Zulieferermarkt bahnt sich eine Grossakquisition an: Die französische Alcatel will die Amerikanerin Lucent kaufen.
Alcatel-Chef Serge Tchuruk wird das Ruder des fusionierten Konzerns wohl Lucent-CEO Patricia Russo überlassen.
Die französische Telco-Zulieferantin Alcatel will ihr US-amerikanisches Gegenstück Lucent übernehmen. Aus der transatlantischen Fusion entstünde der weltweit grösste Hersteller für Carrier-Produkte, der die Sparten Festnetz, Mobilfunk sowie Internet abdecken würde. Der jetzige Fusionsplan ist der zweite Versuch beider Konzerne, sich zu vereinigen. Der erste aus dem Jahr 2001 scheiterte wohl daran, dass man sich nicht auf eine Bewertung von Lucent einigen konnte - auch wenn dies nie offiziell bestätigt wurde. Diesmal soll die Kauf-summe auf Marktpreisen aufsetzen. Obwohl von einem «Deal unter Gleichwertigen» gesprochen wird, ist damit klar, dass die doppelt so hoch bewertete Französin die US-Amerikanerin schlucken würde. Als Preis kursiert derzeit die Zahl von 10,5 Milliarden Euro. Der kumulierte Umsatz des frisch gebackenen Riesen würde sich auf 21 Milliarden Euro und knapp 2 Milliarden Gewinn belaufen, die Mitarbeiterzahl auf 88?000 steigen. Besonders letztere Zahl dürfte jedoch hypothetisch sein, ist doch zu befürchten, dass auch diese Megafusion jede Menge Arbeitsplätze vernichten würde. Brancheninsider und Analysten bewerten die Pläne einhellig positiv. Denn beide Anbieterinnen sind in ihren jeweiligen Heimatregionen stark. Beide müssen sich gegen potente internationale Rivalen, etwa Huawei aus Hongkong, behaupten. Und beide operieren in gesättigten Märkten, in denen Wachstum nur noch auf Kosten der Konkurrenz möglich ist. Den Deal dürften denn auch Siemens und Ericsson empfindlich zu spüren bekommen. Den franko-amerikanischen Riesen würde die heutige Lucent-Chefin Patricia Russo führen, wird weiter spekuliert. Der 68-jährige Alcatel-Sanierer Serge Tchuruk könnte sich derweil zurückziehen.
Catharina Bujnoch



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