20.10.2010, 15:00 Uhr

Swisscom IT Services sieht hohes Outsourcing-Potential

Die Swisscom-Tochter Swisscom IT Services sieht hohes Outsourcing-Potential in der Schweiz. Der IT-Dienstleister erwartet bis 2013 ein Marktwachstum von durchschnittlich 4,3 Prozent pro Jahr.
Eros Fregonas, CEO Swisscom IT Services
Eros Fregonas, CEO von Swisscom IT Services (SITS), informierte an einer Pressekonferenz über die strategische Ausrichtung und die Prioritäten des Unternehmens für die kommenden Jahre. Ab dem zweiten Quartal 2011 wird SITS (Outsourcing) mit den drei weiteren Segmenten Workplace, Finance und SAP als einheitliche Gruppe am Markt auftreten. Der Bereich Workplace läuft unter dem Namen Swisscom Workplace Services und ist aus der Übernahme des IT-Dienstleisters Panatronic diesen Mai entstanden. "Die Integration läuft relativ gut", sagt Fregonas. Workplace Services beschäftigt rund 600 Mitarbeitende (900 inklusive Externe) und bietet alles aus einer Hand rund um den Arbeitsplatz an. Die Bereiche Finance (Comit) und SAP (Resource) sollen in Kürze umbenannt werden. Resource wurde mit 100 Angestellten im Juni dieses Jahres übernommen und beschäftigt mittlerweile 240 Mitarbeitende. Ab 1. Januar 2011 wird zudem die SITS-Tochter Sourcag (Business Process Outcoursing) in Comit integriert.
Für alle Bereiche strebt die Gruppe die Marktführerschaft sowohl in der Finanzindustrie als auch in anderen Branchen an. "Alle Geschäftsfelder, bei denen wir nicht das Potential haben unter die Top 3 zu kommen, stossen wir ab", erklärt Fregonas. Zudem betonte der CEO nochmals, dass man sich vornehmlich auf mittelgrosse Unternehmen mit Workplace Services und Bank-BPO-Angeboten konzentrieren werde. Man wolle weder den Markt von Klein- und Kleinstunternehmen direkt angehen, noch sei man an einer internationalen Präsenz interessiert. "Wir agieren nicht global und können und wollen nicht im Segment multinationaler Unternehmen tätig sein und sind auch nicht in der Lage Kleinstunternehmen zu betreuen", so Fregonas.
Für den Schweizer Projekt- und Outsourcingmarkt geht Fregonas bis 2013 von einem durchschnittlichen Wachstum um 4,3 Prozent pro Jahr mit einem Marktvolumen von rund 6 Milliarden Franken aus. "Der Markt wächst im Vergleich zum letzten Jahr (+4,8%) weniger schnell", stellt der CEO fest. Trotzdem sieht er für die Auslagerung von IT im Schweizer Markt noch enormes Potential. Hierzulande sind derzeit nur 25 Prozent der IT ausgelagert. Das ist im Vergleich zu anderen Märkten wie beispielsweise der USA - hier werden bereits 50% der IT ausgelagert - noch sehr wenig. Fregonas ist aber davon überzeugt, dass IT-Auslagerung auch in der Schweiz salongfähig wird. Günstig für SITS ist der Umstand, dass globale Player wie HP die Schweiz nahezu ausser Acht lassen: "Wir treten uns weniger auf die Füsse", so Fregonas. Grundsätzlich wird sich der Druck seitens spezialisierter Anbieter auf traditionelle Outsourcer erhöhen und die Konsolidierung im IT-Provider-Markt weiter voranschreiten. "Wir verfolgen ein sehr selektives, anorganisches Wachstum", verrät Fregonas.
Ausserdem wird der Trend zu Near- und Offshoring den Kostendruck erhöhen. Ausser der Swisscom-Tochter Comit, die im Bereich Softwareentwicklung und Testing mit dem indischen Partner Polaris verbündelt ist, arbeitet SITS bis dato kaum mit Offshoring-Partnern zusammen, denkt aber konkret darüber nach, das in Zukunft zu ändern. Derzeit ist SITS mit möglichen Partnern für Nearshoring im Gespräch. "Es wird sicherlich Dienstleistungen geben, die wir künftig nicht mehr selbst erbringen werden", bestätigt Fregonas. Und Marcel Walker, CEO von Comit, fügt an: "Ziel ist es, dass man es dort tut, wo es der Kunde am wenigsten bemerkt." Was das Thema Cloud-Computing angeht, sind die beiden CEOs sicher, dass es noch lange eine Koexistenz von traditionellen Services und jenen, die eine Cloud bereitstellt, geben wird. Für das erste Quartal 2011 will SITS mit einer eigenen private Cloud an den Start gehen. Kunden können hier Teile ihrer IT-Infrastruktur auslagern und Rechenleistung, Speicherplatz und Software als Service über das Internet beziehen. Das Angebot soll komplett aus der Schweiz betrieben werden.
Zur Entwicklung in der Finanzindustrie gibt sich SITS optimistisch: "Business Process Outsourcing (BPO) und Applikation-Management werden in den nächsten drei bis vier Jahren überdurchschnittlich wachsen", ist Walker überzeugt. Bis 2013 geht der Marktforscher PAC von einem Plus von 7,4 respektive 8,6 Prozent in diesen Bereichen aus. Die Entwicklung für Infrastruktur- und Workplace-Services wird stabil bleiben und für die Bereiche Consulting und Systemintegration eher verhalten ausfallen. Längerfristiges Ziel von SITS ist es zum Full-Service-Verarbeitungscenter für seine Bankkunden zu avancieren. "Dieses Modell gibt es in der Bankenindustrie bisher kaum. Wir sind aber davon überzeugt, dass sich dieser Markt weiter industrialisieren wird", so Walker.
Genaue Geschäftszahlen durfte SITS-CEO Fregonas an der Presseorientierung nicht nennen. Man kann aber davon ausgehen, dass der im ersten Halbjahr erwirtschaftete Umsatz von 240 Millionen Franken im zweiten Halbjahr um rund 30 Prozent übertroffen wird. Für das Gesamtjahr liegt der Umsatz (inklusive interner Umsatz für das Mutterhaus Swisscom) somit über dem Umsatz von 2009 (841 Mio. Franken).



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