20.11.2017, 09:54 Uhr
Mehr Surfen, weniger Security
Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat die jüngste Statistik der Internetnutzung in den Schweizer Haushalten veröffentlicht. Fazit: Es wird mehr und länger gesurft, aber weniger abgesichert.
Mehr Schweizerinnen Schweizer sind online: Im ersten Quartal 2017 surften 90 Prozent der erwachsenen Personen in der Schweiz im Internet. Bei der letzten Erhebung 2014 waren es noch 84 Prozent gewesen. Besonders stark zugenommen hat die Internetnutzung bei den Personen ab 65 Jahren. Gleichzeitig ist auch die insgesamt von allen Nutzerinnen und Nutzern im Internet verbrachte Zeit deutlich gestiegen. Dies sind einige Ergebnisse der jüngsten Erhebung des Bundesamts für Statistik (BFS) zur Internetnutzung in den Haushalten.
Der Smartphone-Effekt
Seit dem Aufkommen von Smartphones und Tablets hat sich die mobile Internetnutzung ebenso stark entwickelt wie der fest installierte Internetanschluss in den Haushalten. Der Anteil der Haushalte mit mobilem Internetzugang ist von 60 Prozent im Jahr 2014 auf 78 Prozent im Jahr 2017 angestiegen. Lediglich 8 Prozent der 2017 mit dem Internet verbundenen Haushalte verfügten am Wohnort nur über einen einzigen Internetzugang, 2014 waren es 13 Prozent. Dadurch erhöhten sich sowohl die Häufigkeit als auch die Dauer der Internetnutzung. 2017 gaben 85 Prozent der Befragten an, das Internet am Vortag genutzt zu haben, gegenüber 75 Prozent im Jahr 2014. Auch die Anzahl der verschiedenen Online-Aktivitäten und die im Internet verbrachte Zeit haben zugenommen.
Die «Alten» holen auf
Fast die gesamte Schweizer Bevölkerung zwischen 15 und 54 Jahren hat einen Internetzugang (je nach Alterskategorie zwischen 99 Prozent und 96 Prozent). Diese Anteile haben sich seit 2014 kaum verändert, hier ist die Sättigungsgrenze erreicht. Bei den Personen im Alter von 55 bis 64 Jahren ist hingegen eine deutliche Zunahme zu verzeichnen. Heute nutzen 91 Prozent von ihnen das Internet, gegenüber 80 Prozent drei Jahre zuvor. Noch markanter ist der Anstieg bei den 65- bis 74-Jährigen, von denen heute 77 Prozent im Internet surfen; 2014 waren es erst 62 Prozent. Schliesslich nutzt auch knapp die Hälfte (45 Prozent) der Personen ab 75 Jahren das Internet. Das ist immerhin ein Plus von 20 Prozentpunkten gegenüber der letzten Erhebung. Nächste Seite: Online-Shopping und -Sharing Die alltägliche Internetnutzung bewirkt seit mehreren Jahren eine Verschiebung der Kaufgewohnheiten. 2017 haben zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung in den vergangenen drei Monaten mindestens einen Einkauf im Internet getätigt (gegenüber 56% im Jahr 2014).
Teilen statt kaufen
In der Sharing Economy wird ein Gut geteilt bzw. gemeinsam konsumiert. Eine Privatperson, die ein Gut besitzt, vermietet dieses über das Internet an andere Privatpersonen. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung macht von dieser Konsumart Gebrauch. Für den Personentransport haben 8 Prozent der Bevölkerung eine spezialisierte App und 11 Prozent eine nicht spezialisierte App oder Internetseite (zum Beispiel ein soziales Netzwerk) genutzt. In den Bereichen Beherbergung und Transport wird die Sharing Economy hauptsächlich von jüngeren Menschen genutzt. Die grosse Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer ist zwischen 15 und 44 Jahre alt. Auch das Streaming und das Herunterladen von digitalen Inhalten nimmt zu. So ist der Anteil der Personen, die Filme und Musik über spezialisierte Plattformen herunterladen, zwischen 2014 und 2017 für Musik von 42 Prozent auf 48 Prozent und für Filme und Videos von 50 Prozent auf 58 Prozent angestiegen. Gleichzeitig ist beim Austausch von Musik und Filmen zwischen Privatpersonen über Peer-to-Peer-Netzwerke (P2P) der Anteil bei 16 Prozent verharrt. Nächste Seite: Security oft Fehlanzeige
Oft ignorierte Sicherheitsproblematik
Viele gehen «ungeschützt» auf Surftour, auch dies ergeben die zahlen des BFS. Knapp ein Drittel der Internetnutzerinnen und -nutzer gab an, dass sie keine Sicherheitssoftware verwenden oder nicht wissen, ob sie überhaupt eine Sicherheitssoftware haben. Dieser Anteil ist seit 2010 kontinuierlich gewachsen.
Diese Entwicklung ist auf zwei Faktoren zurückzuführen. Einerseits werden Sicherheitsaufgaben von den Nutzerinnen und Nutzern seit 2010 vermehrt an andere delegiert. 2017 gaben 12 Prozent der Befragten an, dass sich im gleichen Haushalt lebende Personen um Sicherheitsaufgaben kümmern. Andererseits spielt die automatische Installation und Verwaltung von Sicherheitssoftware auf Computern einer Rolle, deren Existenz und Funktionsweise den Nutzerinnen und Nutzer manchmal schlicht nicht bekannt ist. Trotzdem ist angesichts der raschen Zunahme der Internetrisiken in den vergangenen Jahren festzustellen, dass sich die Informatikkompetenz der Internetnutzerinnen und -nutzer langsamer entwickelt als die allgemeine Internetnutzung. Weitere BFS-Statistiken zur Internetnutzung und zu weiteren Aspekten der Digitalen Schweiz finden sich in der Bilderstrecke nebenan.