01.11.2016, 15:00 Uhr

Steiniger Weg für Firmengründer

Wer in der Schweiz eine Firma gründen will, hat es nicht einfach. Im Weg stehen Aufwand, Bürokratie und hohe Kosten.
Die Schweiz macht es Firmengründern nicht gerade leicht. Während in Neuseeland ein halber Tag ausreicht, um ein Unternehmen zu gründen, braucht es hierzulande zehn Tage. Das geht aus dem aktuellen «Doing Business Ranking» der Weltbank hervor. Die Rangliste gibt Auskunft darüber, wie einfach oder eben schwierig es ist, in einem Land unternehmerisch tätig zu sein. Die Schweiz schaffte es 2016 nur auf Platz 31. Ganze 21 Länder aus Europa und dem ehemaligen Ostblock rangieren vor Helvetien; darunter Dänemark (Rang 3), Norwegen und UK (Plätze 6 und 7), Schweden (Rang 9) sowie unsere Nachbarn Deutschland und Österreich (Ränge 17 und 19). Schweiz rutscht ab An einsamer Spitze steht Neuseeland. In der Top-10-Liste finden sich zudem Singapur (2), Hongkong (4), Korea (5), die USA (8) und Mazedonien (10). 140 von 190 untersuchten Staaten haben sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Die Schweiz dümpelt allserdings seit Jahren im Mittelfeld und konnte gegenüber dem Vorjahr keinen einzigen Platz gutmachen. Und was noch bedenklicher ist: Vor zehn Jahren belegten die Eidgenossen noch Rang 17. Es ist also, was die Möglichkeiten betrifft, ein Geschäft auf die Beine zu stellen, kontinulierlich bergab gegangen. Die Rangliste der 10 Besten sieht folgerndermassen aus: NeuseelandSingapurDänemarkHongkongKoreaNorwegenGrossbritannienUSASchwedenMazedonienBürokratie und Kosten Die Gründe sind vielschichtig und erklären sich aus den Platzierungen diverser Unterkategorien. Es ist hierzulande äussert aufwendig, bürokratisch und teuer ein Unternehmen zu gründen. In der Kategorie Firmengründung kommt die Schweiz gerade einmal auf Platz 71. Zu viele Behördengänge, konkret sechs Verfahrensschritte, die im Schnitt zehn Tage beanspruchen, sind allein für die Gründung notwendig. In Neuseeland ist die Angelegenheit mit einem Schritt erledigt (Platz 1). In Europa steht Irland auf Platz 10 am besten da. Für die Firmengründung gilt es hierzulande 2,3 Prozent des Pro-Kopf-Einkommens zu berappen, in Slowenien beispielsweise ist die Unternehmensgründung gratis. Nächste Seite: unendliche Baubewilligungsprozesse Auch bei den Baubewilligungen (Platz 68) gibt es jede Menge Stolpersteine. Eine Bewilligung zieht sich in 13 Schritten nicht selten über mehr als fünf Monate (156 Tage) hin, allein die eigentliche Baugenehmigung braucht 120 Tage. Hinzu kommen weitere Genehmigungen, beispielsweis jene der Feuerpolizei (10 Tage, 1000 Franken). Am schnellsten geht es in Neuseeland (Rang 1), und europaweit in Dänemark (Rang 6). Auch in der Kategorie Kreditvergabe (von Rang 59 auf 62 abgerutscht) hapert es in der Schweiz. Und im Bereich Schutz von Kleininvestoren liegen wir auf Platz 106 weit hinten. Im Mittelfeld findet sich Helvetien beim Recht im Zusammenhang mit Verträgen (39), beim grenzüberschreitenden Handel (37) und bei Insolvenzverfahren (45). Gut schneidet die Schweiz bei der Registrierung von Besitz (16), dem Bezahlen von Steuern (18) sowie beim Anschluss an Elektrizität (7) ab. Auch wenn in letzterer Kategorie europaweit Deutschland und weltweit Korea noch um einiges besser dastehen. Globaler Benchmark Das «Doing Business Ranking» dient Regierungen auf der ganzen Welt als Benchmark. Zum einen um die Rahmenbedingungen zu verbessern und zum anderen, um sich international als interessanten, lohnenswerten Standort fürs Business zu plazieren. Je komplizierter in einem Staat die Firmengründung ist, umso grösser der Imageschaden. Zudem haben die Studienautoren herausgefunden, dass in gut plazierten Staaten die Einkommensunterschiede geringer sind, was letztlich auch der Wirtschaft wieder zugute kommt. Die Schweiz ist überreguliert. Die Kosten für hiesige Regulierungen schätzen Experten auf jährlich rund 50 Milliarden Franken ein. Gesamthaft zieht die Weltbank in ihrem Report ein positives Resümee: In 137 Ländern gab es im vergangenen Jahr Reformen, das sind so viele wie noch nie. Am häufigsten wurde in die Digitalisierung investiert und in den Abbau der Kosten.



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