Opacc 07.07.2016, 15:32 Uhr

"Schweizer Kunden geniessen eine kostenlose, unbegrenzte Update-Garantie. Das unterscheidet uns von der Konkurrenz"

Mit diesen Stärken punktet der Schweizer Software-Anbieter Opacc gegenüber der internationale Konkurrenz. CW sprach mit CTO Christian Reiter und Marketing-Chef Urs Amrein über das, was Schweizer ERP- und CRM-Kunden wirklich wollen.
Über 80 Prozent der Cloud-Kunden lassen ihre Systeme im Opacc-Cloud-Zentrum in Kriens warten und laufen. Nicht in Irland, wie bei der Konkurrenz. Der Schweizer Software-Anbieter Opacc punktet mit einer unbegrenzten Update-Garantie und einem Schweizer Kunden-Service. CW sprach mit CTO Christian Reiter und Marketing-Chef Urs Amrein über die Stärken der Schweizer Software-Anbieter, über Freihand-Vergaben und die Vorteile einer Architektur "aus einem Guss".
Herr Reiter, Herr Amrein, ihr Geschäft läuft gut in der Schweiz. Wollen Sie verraten, wie gut?
Reiter: Mit Zahlen sind wir eher zurückhaltend. Aber ich kann ihnen sagen: Unsere Auftragslage ist gut, trotz eines schwierigeren wirtschaftlichen Umfeldes. Unser Geschäft wächst kontinuierlich, sowohl bei den Neukunden als auch bei den Bestandskunden. Keine Riesensprünge, aber wir verzeichnen einen kontinuierlichen Zuwachs.
Investieren einige Kunden zurückhaltender, wegen der schwierigeren Rahmenbedingungen?
Reiter: Es gibt zwei Kundentypen. Der eine Kunden steht auf der Bremse und sagt: Wir haben schlechtere Margen und können nicht mehr so viel investieren, wie wir gerne wollten. Diese Kunden überdenken wolmöglich auch ihre Geschäftsmodelle.
Der andere Kundentyp glaubt: Wir müssen unsere Chancen wahrnehmen und mehr digitalisieren, die Prozesse automatisieren und noch mehr in die Informationstechnologie investieren, um auf dem Markt kompetitiv zu bleiben. Im Moment überwiegen bei uns die investitionswilligen Kunden.
Wo wird investiert?
Reiter: Die Kernprodukte OpaccERP OpacOxas sind matchentscheidend. Viele Kunden investieren danach in unsere Plattformlösungen, wie den Enterprise Shop, den wir vor drei Jahren lanciert und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt haben. Im Zuge der digitalen Transformation ist die Nachfrage bei unseren KMU-Kunden nach E-Commerce-Lösungen gestiegen.
Amrein: In diesem Jahr wird unsere neue Anwendung, das OpaccEnterpriseCRM, stark nachgefragt und gekauft. Auch von Kunden, die OpaccERP nicht im Einsatz haben.
Welche Kunden und Branchen gehen in den E-Commerce?
Reiter: Der Früchte- und Gemüsehandel steigt immer stärker ein. Im B2B-Markt werden technische Produkte, die man früher über Telefon und Fax bestellt hat, immer häufiger online verkauft. Ein Online-Shop vertreibt die Produkte schlanker und schneller, und auch die Verfügbarkeit ist immer klar. Das schafft man nur mit durchgängigen Systemen.
Gibt es Kunden, bei denen der Online-Verkaufskanal schon den Grossteil des Geschäftes ausmacht?
Reiter: Im Handel mit technischen Gütern, dem Gemüsehandel und im Bürobereich bestreitet der Online-Kanal einen grösseren Teil des Geschäftes. Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Wirt und wollen für den nächsten Tag noch etwas bestellen. Dann geht das elektronisch viel einfacher als mit Fax oder Telefon.
Jede Branche hat im Online-Handel so ihre speziellen Herausforderungen. Bei Bekleidung und Schuhen hat man mit Remittenden zu kämpfen und will die Rücksendequoten reduzieren. Im Gemüsehandel spielt die Liefergeschwindigkeit der frischen Ware eine Rolle. Unser Vorteil: Der Shop setzt bei uns auf dem ERP auf. Komplexe Preismodelle, die im ERP abgebildet sind, stehen daher auch im Shop zur Verfügung.
Wie schaffen Sie das?
Reiter: Eine wichtige Komponente unserer Architektur ist das OpaccOxas, da steckt die ganze Business-Logik drin: zum Beispiel das Dokumenten-Management, die ERP-Kernprozesse, Anbindung an Groupware, Finanzintegration und die Integration von Drittservices. OpaccOxas ist eine einheitliche Funktions- und Datenbasis, und alle unsere Anwendungen - der Shop, das ERP, das CRM und mobile Lösungen - setzen darauf auf.
Mit dem Opacc-Studio machen wir die Parametrierung. Wenn Sie die Preislogik also einmal parametrisieren, dann funktioniert das Preismodell im WebShop, ERP, CRM, auf dem Desktop oder mobil. Denn zugrunde liegt die gleiche Basis OpaccOxas. Deshalb brauchen wir auch keine Schnittstellen zwischen unseren Teillösungen, wie andere Anbieter.
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Wieviele Kunden haben Sie aktuell?
Amrein: Ungefähr 500. Das ERP enthält bereits alle Funktionen. Kunden, die zum Beispiel den EnterpriseShop oder das CRM einsetzen, brauchen nur einen Teil davon. Sämtliche Funktionen sind aber bereits vorhanden und müssen nur noch freigeschaltet werden. Die Freischaltung funktioniert rollen- und datenbasiert. Für den Aussendienstmitarbeiter etwa geben wir nur den Teil frei, den er braucht.
Die Automatisierung von Geschäftsprozessen steht seit Jahren auf der Agenda der Unternehmen. Wie helfen Sie da ihren Kunden weiter?
Reiter: Der Kunden muss zuerst einmal seine eigenen Geschäftsprozesse kennenlernen und hinterfragen. Dabei helfen wir mit unseren Projektleitern. Im OpaccStudio, das zu Oxas gehört, definieren wire über Regeln, unter welchen Voraussetzungen oder ab welchen Limiten was passieren soll. Es ist ein Regelwerk, das wir hinterlegen. Die erstellten Regelwerke sind updatefähig, das heisst, bei einem Update bleibt alles erhalten – auch nach 20 oder mehr Jahren. Das ist ein wichtiger Vorteil, den wir gegenüber der grossen, internationalen Konkurrenz haben.
Updates sind bei uns zudem kostenlos – wir geben unseren Kunden eine unbegrenzte Update-Garantie. Der Kunden installiert das Update, in der Regel innerhalb eines Wochenendes, und arbeitet am Montag wie gewohnt weiter.
Das wird ihre Kunden sicher freuen.
Amrein: Das spricht sich mittlerweile auch herum und ist eine wichtige Kernkompetenz. Einige Kunden sind schon seit 25 Jahren mit uns unterwegs, konnten mit uns wachsen und bekommen immer die aktuellsten Features. Reiter: Bei jeder Neukonzeption achten wir auf Kompatibilität. Dabei müssen wir heute schon antizipieren, was die Zukunft bringt, um in 10 Jahren auch noch update-fähig zu bleiben. So zu planen ist ein wichtiges Gen, das sich in unserer Firma herausgebildet hat.
Wie gehen ihre Kunden die Automatisierung an?
Reiter: Es gibt einige Kunden, die selber schauen. Aber die meisten kommen zu uns. Kleine und mittlere Unternehmen haben meist keine eigene IT-Mannschaft, die solche Aufgaben erledigen könnte, sondern sind sehr schmal auf der Brust. Deshalb springen unsere Projektleiter ein, analysieren zusammen mit dem Kunden, was er braucht und richten dann im OpaccStudio die Prozesse ein. Bei einfachen Prozessen geht der Projektleiter morgens zum Kunden und hat seine Arbeit bis Mittag erledigt. In der Regel dauert ein Projekt aber länger, von wenigen Tagen bis zu einem halben Jahr.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Reiter: Wir haben eine neue Anwendung, das Warehouse – eine Lagerlogistik – eingeführt, deren Parametrisierung einige Wochen in Anspruch nimmt. Bislang mussten unsere Kunden über Schnittstellen externe Lösungen anbinden. Auch die Supply Chain zu automatisieren, elektronische Bestellungen zu verarbeiten, Lieferbestätigungen zu verschicken, dauert meist länger, auch weil externe Partner involviert sind.
Amrein: Wir sehen bei unseren Kunden, dass in der Logistik noch viel Automatisierungspotenzial liegt, besonders in kleinen und mittleren Firmen. Auch die Barcode-Steuerung, das Dokumenten-Management, die Archivierung und WebShops sind grosse Themen.
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Wie häufig nutzen ihre Kunden Lösungen aus der Cloud? Können Sie einen Schweizer Trend Richtung Cloud bestätigen, oder reagieren eher Kunden eher verhalten?
Reiter: Ihr ERP wollen unsere Kunden nach wie vor nicht in die Cloud stellen, ohne zu wissen, wo die Lösung physikalisch läuft. Viele unserer Kunden wollen sich aber auch nicht selbst um den Betrieb, die Sicherheit und die Plattform kümmern müssen, weil personelle Ressourcen fehlen. Deshalb haben wir unsere Enterprise-Software standardisiert und so umgebaut, dass sie in einer CloudBox läuft.
Diese CloudBox kann der Kunden entweder on-premise betreiben, oder in unserem eigenen Rechenzentrum in Kriens oder in einem externen RZ. Über 80 Prozent der Cloud-Kunden entscheiden sich für unser RZ. Sie überzeugt das Argument: Ihr hockt in der Schweiz, und nicht in Irland. Ich kann euch an den Ohren nehmen, wenn etwas nicht richtig funktioniert.
Wie gross ist ihr eigenes Rechenzentrum in Kriens?
Reiter: Die Komponenten fallen heute relativ schlank aus, die Serveranzahl sagt also nicht allzu viel aus. Es sind ein knappes Dutzend virtualisierter Racks. Wir haben ausschliesslich Hardware von HP bei uns im Einsatz. Das ist für den Kunden aber gar nicht relevant. Heute ist es HP, morgen vielleicht Dell oder ein anderer Hersteller.
Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz? Nehmen wir einmal Abacus und myFactory. Abacus ist auf einem ähnlichen Markt unterwegs wie Opacc. MyFactory, eine noch relativ junge Firma, hat von Anfang an dediziert für die Cloud entwickelt.
Reiter: Zunächst einmal haben wir verglichen mit beiden Konkurrenten eine architektonisch saubere Plattform, die den Einstieg, das Wachstum und den Betrieb der Lösungen durchgängig ermöglicht.
MyFactory bietet nicht die gleiche funktionale Breite wie Opacc. Wir schaffen es, dass der Kunde mit einer Plattform seine gesamten Prozesse abdecken kann, ohne dass er andere Lösungen integrieren muss. Ausserdem hat er die Wahlfreiheit zwischen on-premise, oder zum Beispiel einem Rechenzentrum der Swisscom oder dem Cloud-Zentrum der Opacc.
Abacus wiederum besteht aus mehreren Einzellösungen, die – mehr oder weniger – zusammengewachsen sind. Man sieht dem Produkt heute noch an, dass es Einzelösungen waren, die Abacus dann miteinander verknüpft hat. Wir dagegen bieten eine Plattform mit einer einzigen Daten- und Funktionsbasis. Daten müssen also nicht repliziert und verteilt werden.
Amrein: Das Kerngeschäft von Abacus ist der Finanzbereich: Debitoren, Kreditoren, Lohn- und Finanzbuchhaltung. Dort sind sie auch stark. Abacus Finanzen können wir sehr gut in unsere Plattform integrieren.
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Und was ist ihr Kerngeschäft?
Reiter: Wir unterstützen die wertschöpfenden Prozesse, also alles andere. Finanzen machen wir nicht selbst, sondern wir integrieren marktgängige Lösungen, meistens Sage 200, Abacus oder auch mal SAP.
Abacus-Chef Claudio Hintermann kämpft seit Jahren gegen die freihändige Vergabe von Aufträgen der öffentlichen Hand. Ich glaube, ihn ärgert das ganz einfach persönlich. Ist das auch für Opacc ein Thema?
Reiter: Wir haben zwar auch einige, aber nicht so viele Kunden aus diesem Markt wie Abacus. Aber was bei öffentlichen Aufträgen abgeht, ist schon schräg. Viele Aufträge werden so ausgeschrieben, das sie genau auf ein Produkt passt, und sie wissen genau, welcher Berater die Ausschreibung formuliert hat. Da haben sie keine Chance.
Obwohl es für viele Aufgabenstellungen Schweizer Produkte gibt, wird die Lösung eines internationalen Anbieters angeschafft, der alles verspricht, drei Mal so viel kostet und am Ende doch nicht richtig funktioniert. Man sieht in der Bundesverwaltung und bei den SBB immer wieder solche Projekte. Wenn ich höre, was dort abläuft, tut mir das als Steuerzahler schon sehr weh. Als Opacc selber sind wir aber nur am Rande davon betroffen.



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