31.03.2014, 07:30 Uhr
SAP-Chef Stephan Sieber zieht Bilanz
Stephan Sieber gibt heute seiner SAP den Abschiedskuss. Nach 14 Jahren verlässt er das Unternehmen. Mit CW sprach Sieber über die Gründe seines Fortganges, die Strategie von SAP Schweiz und seine persönlichen Pläne.
Stephan Sieber, Managing Director von SAP Schweiz, verlässt heute das Unternehmen. Sieber arbeitete 14 Jahre beim ERP-Weltmarktführer aus Walldorf, davon gut eineinhalb Jahre als Chef der Schweizer Landesniederlassung. Er ist nicht der erste, der nach recht kurzer Zeit das Steuerruder bei SAP Schweiz wieder aus der Hand gibt. Insgeheim gilt der Spitzenposten als Karrieresprungbrett. Gegenüber Computerworld zog der scheidende Landeschef Bilanz, sprach über die Gründe seines Fortganges und seine persönlichen Pläne.
Computerworld: Herr Sieber, in den letzten 15 Jahren gaben sich acht Country Leader bei SAP Schweiz die Klinke in die Hand. Das sind viele Wechsel in oft schneller Folge. Journalisten mutmassen: Die Arbeit als Schweizer Country Leader ist so unangenehm, dass man das nur kurze Zeit aushält.
Sieber: Ich muss Sie leider enttäuschen und glaube nicht, dass so etwas dahinter steckt. Meine Vorgänger in der Schweiz haben innerhalb der SAP gewechselt und hatten andere Gründe. Stefan Höchbauer zum Beispiel ging nach Osteuropa. Ich bin der erste Schweizer Managing Director, der die SAP verlässt.
Nein, ganz im Gegenteil: Die Position als Schweiz-Chef ist attraktiv, weil Sie eine Landesgesellschaft führen, die eine gute Grösse hat. Man hat Visibilität am Markt, kennt aber auch noch viele Kolleginnen und Kollegen persönlich. Die Schweizer SAP zählt immer noch zu den grössten Landesgesellschaften der SAP. Nach Gesamtumsatz liegen wir weltweit sogar in der Mitte der Top 10 der SAP. Wir erwirtschaften in der Schweiz, im Vergleich mit Landesgesellschaften ähnlicher Grösse, deutlich mehr.
Warum kehren Sie dann einem so attraktiven Unternehmen den Rücken? Machen die Deutschen in Walldorf den Schweizern zu viele Vorschriften?
Sieber: Auch das muss ich verneinen. Die Arbeit unter Michael Kleinemeier, unserem Regional President für Mittel und Osteuropa, macht sehr viel Spass . Wenn man eine gute Leistung bringt, hat man hohe Freiheitsgrade. Das Angebot, das mir mein zukünftiger Arbeitgeber gemacht hat, und die damit verbundenen Aufgaben sind der Grund, weshalb ich gehe. Es handelt sich um ein namhaftes Softwareunternehmen ausserhalb der Schweiz, das mehr als 4000 Mitarbeiter weltweit beschäftigt und das kürzlich von der Börse genommen wurde, um es freier umbauen zu können. Das Führungsteam ist mir sehr gut bekannt. Ich werde dort die Position des Head Global Strategy & Operations bekleiden.
Eine sehr spannende Aufgabe. Fällt es Ihnen also leicht, SAP Schweiz zu verlassen?
Sieber: Nein, sicher nicht. Die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen und ich hätte auch innerhalb der SAP Optionen gehabt. Aber in einer solchen Ausgestaltung, in solcher Art und Weise hätte sich mir das bei SAP nicht geboten. Kombiniert mit meinem persönlichen Alter (39 Jahre), meiner Familie und dem Alter meiner Kinder war das aber eine Entscheidung, die ich jetzt so noch treffen kann. Ein paar Jahre später wird das schwieriger.
Gibt es etwas, was Sie SAP Schweiz mit auf den Weg geben wollen? Was muss die Schweizer Landesniederlassung tun, um auch weiterhin erfolgreich zu sein?
Sieber: Ich wünsche mir eine pragmatische SAP Schweiz, aber das ist sie schon. An Agilität gegenüber unseren Kunden müssen wir noch zulegen. Das ist ein Weg, den ich eingeschlagen habe und den wir weitergehen sollten. Das Thema Innovation ist nicht nur bei uns, sondern in der ganzen Schweiz ganz weit oben. Das ist eine Stärke, auf die es sich lohnt, weiter aufzubauen. Also Pragmatismus, Agilität und Innovationskraft - mit Vernunft und Augenmass. So wünsche ich mir die Zukunft der Schweizer Landesniederlassung.