Analyse 10.11.2009, 14:05 Uhr

Nokia auf absteigendem Ast

Der Handy-Weltmarktführer Nokia kämpft schon seit längerem mit schrumpfenden Geschäftszahlen. Umsatz, Gewinn und Marktanteil brechen von Quartal zu Quartal weiter ein. Computerworld analysiert mögliche Gründe für die Verluste.
12292.jpg
Nokias Geschäftszahlen für das dritte Quartal könnten kaum düsterer sein: Mit 559 Millionen Euro Defizit meldet das finnische Unternehmen erstmals rote Zahlen aus dem Mobilfunk-Geschäft. Vor
einem Jahr machte Nokia noch einen Gewinn von gut einer Milliarde Euro. Hauptverantwortlich für das derart schlechte Gesamtergebnis seien operative Verluste von 1,1 Milliarden Euro der Netzwerksparte Nokia Siemens Networks (NSN), liess das Unternehmen verlauten. Computerworld sieht darin jedoch nur die halbe Wahrheit. Denn nach einigen Misstritten musste Nokia unter anderem auch im Handy-Markt Federn lassen.
Im vergangenen Jahr hat Nokia ihr Werk in Bochum geschlossen und ist nach Rumänien abgewandert. Grund: hohe Arbeitskosten und ein generell hohes Kostenniveau. Vor allem in Deutschland hat die Werkschliessung bei den Kunden einen Image-Schaden hinterlassen: Die Geräte sind «sozial unerwünscht». Der Seitenhieb von der Konkurrenz folgte dann vorletzte Woche: Als Nokia ging, siedelte sich das kanadische Unternehmen Research in Motion (RIM) in Bochum an und errichtete ihr europäisches Forschungszentrum auf dem Uni-Tech-Center. Und nach nur einem Jahr hat RIM nun das erste Gerät (BlackBerry Bold 9500) vorgestellt, das komplett im Ruhrgebiet entwickelt und konstruiert wurde
Während bei der Konkurrenz schon längst die Kassen klingelten, hatte Nokia den Touchscreen-Trend total verschlafen und sprang erst Ende 2008 auf den Zug auf. Albern: Zwei Jahre nach Lancierung des iPhones zerrt Nokia Apple vor Gericht. Ohne Nokias Entwicklungsleistungen wäre die Entwicklung des iPhones nicht möglich gewesen, so Nokia. Mit jedem der 33,7 Millionen verkauften iPhones habe der US-Konkurrent zehn Nokia-Patente verletzt, teilte das Unternehmen vorletzte Woche mit.
Technische Entwicklung und Innovation sind für den Verbraucher bei einem neuen Gerät kaufentscheidend. Nokia-Handys werden jedoch vermehrt als nicht mehr zeitgemäss eingestuft und auch das Preis-Leistungs-Verhältnis gerät immer mehr unter Druck.
Manuela Amrein



Das könnte Sie auch interessieren