05.12.2008, 14:09 Uhr

IDC erwartet radikale Transformation des IT-Marktes

Dass die globale Wirtschaftskrise sich im Jahr 2009 auch bei allen Trends und Entwicklungen im Informationstechnologie- und Kommunikationsmarkt deutlich bemerkbar macht, überrascht eigentlich niemanden. Die Experten von IDC prognostizieren allerdings, dass der finanzielle Druck auf IT-Anbieter sowie deren Kunden den - seit einigen Jahren im Gang befindlichen - Wandlungsprozess beschleunigt.
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Frank Gens - Senior Vice President und Chefanalyst bei IDC
"Eine nur langsam wachsende Weltwirtschaft hat im IT-Markt eine Wirkung wie ein Schnellkochtopf: sie führt dazu, dass Entwicklungen schneller von statten gehen und sich neue Technologien und Geschäftsmodelle schneller im Markt durchsetzen", sagt Frank Gens, Senior Vice President und Chefanalyst von IDC. "Der Grund dafür ist ganz einfach: die Vorteile und Nutzeneffekte dieser so genannten disruptiven Angebote und Modelle nehmen zu. Anbieter wie auch Anwender migrieren auf neue Lösungen, nicht weil sie die Zukunft darstellen, sondern weil sie schon heute praktische Vorteile bieten."
Eine schwere globale Rezession und eine radikale Transformation des IT-Marktes - das sind die Kernpunkte der IDC-Prognosen für 2009. Angesichts des von Wirtschaftsexperten prognostizierten drastisch verlangsamten BIP-Wachstums gehen die IDC-Experten davon aus, dass der globale IT-Markt nur noch mit halber Kraft oder sogar noch langsamer wächst; dadurch gehen Umsatzpotenziale in Höhe von über 35 Milliarden US-Dollar verloren.
Um überleben zu können, müssen die Anbieter sich und ihre Angebote neu ausrichten, und zwar auf Segmente und Märkte mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten. Dazu gehören unter anderem die Schwellenländer wie beispielsweise die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien und China) und das KMU-Segment (kleine und mittelständische Unternehmen). Auch in diesen Märkten verlangsamt sich das Wachstum zwar erheblich, liegt aber trotzdem noch über dem Gesamtdurchschnitt. Auch staatliche Initiativen zum Ankurbeln der Wirtschaft und zum Sichern der finanziellen Stabilität beinhalten Aufwendungen für neue Technologien, und so ist dieser Sektor das erste Mal seit vielen Jahren wieder interessant.
Laut IDC-Prognosen wird sich angesichts der Budgetzwänge der Anwender vor allem das Cloud Computing als kostengünstige Alternative schneller durchsetzen. Zwar wirkt sich auch hier bei bestimmten Cloud Services, beispielsweise Software-as-a-Service und Cloud Storage, die Wachstumsbremse aus, allerdings nicht so stark wie bei eher konventionellen IT-Alternativen. Produktanbieter und Dienstleister werden sich gegenseitig mit Ankündigungen zu neuen Cloud-Computing-Angeboten, Akquisitionen und Partnerschaften überbieten, um sich neue Kundenbudgets zu sichern. Auch im Hinblick auf Green IT sieht das Jahr 2009 gut aus, denn hier erwarten sich die Anwender kurzfristige Kosteneinsparungen.
Anlageintensive Investitionen in "grüne" IT-Technologien wandern auf der Prioritätenliste allerdings nach unten. Die Telekom-Branche bekommt die Auswirkungen des verlangsamten Wachstums ebenfalls zu spüren: die Umsätze gehen um die Hälfte zurück, was zu einer weltweiten Konsolidierung der großen Anbieter führt und diese aggressiv in den Markt für Cloud Services drängen lässt.
Weitere IDC-Prognosen für 2009:
Die Online-Wirtschaft profitiert von der Krise, denn immer mehr Menschen kaufen über das Internet ein, zum einen wegen der günstigeren Preise, zum anderen weil manche Produkte in der schwächelnden Offline-Wirtschaft schwerer zu finden sind.
Im Markt für mobile Gadgets weht nächstes Jahr ein rauer Wind. Die Verbraucher geben weniger Geld aus, und die Anbieter senken die Preise (und kürzen damit die Gewinnspannen), um Marktanteile zu halten beziehungsweise dazu zu gewinnen.
Berufs- und Privatleben wachsen noch mehr zusammen, denn mit der zunehmenden Akzeptanz von mobilen Technologien und Web 2.0 Tools verwischen die Grenzen zwischen Arbeitsumgebung und privatem Umfeld noch mehr.
Für die Bereiche Informationszugriff und Analyse wird 2009 den Durchbruch bringen, denn es kommt die neue Generation an "Eureka 2.0"-Tools auf den Markt; dieses letzte und strategischste Fleckchen im IT-Markt wird heiss umkämpft werden.
"Man könnte zwar meinen, dass Unternehmen und Verbraucher gleichermassen die Köpfe einziehen und sich mit IT-Ausgaben zurückhalten, doch in Bereichen, wo klare Nutzeneffekte und Vorteile zu erzielen sind, wird weiter Geld ausgegeben", erklärt Gens. "Zwar wird das reduzierte Wachstum 2009 in allen Marktsegmenten zu spüren sein, aber disruptive Technologien und Modelle, die die IT-Branche tiefgreifend verändern, kommen besser weg als konventionelle IT-Bereiche und können sich in der Krise sogar schneller durchsetzen."



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