Analyse
11.04.2011, 16:05 Uhr
Blase ohne Ballon
Seit einiger Zeit jagen sich Nachrichten über astronomische Bewertungen von Web-2.0-Firmen. Die Rede ist dann oft von einer zweiten Dotcom-Blase. Das Problem dabei: Im Gegensatz zur Jahrtausendwende gibt es noch gar nichts zum Aufblasen.
Die Marktkapiatlisierung von Web-2.0-Firmen könnte sich noch zu einer echten Blase entwickeln. (Bild: Eric Ward/a4GPA)
Das soziale Netzwerk Facebook soll über 75 Milliarden Dollar wert sein. Immerhin hat dieser Dienst bereits eine halbe Milliarde Anwender. Doch wie verhält es sich mit Zynga, einer Firma, die mit FarmVille simple Spiele für Facebook entwirft. Sie soll ebenfalls bereits zehn Milliarden Dollar schwer sein. Schon wird die Internetblase zur Jahrtausendwende bemüht, die bekanntlich krachend platzte.
Damals wurden für Firmen, die irgend etwas mit dem Web zu tun hatten, beim Börsengang astronomische Aktienpreise bezahlt. Dies blies die Start-ups in kürzester Zeit zu Milliarden-Unternehmen auf.
Auch heute sollen Web-Unternehmen wieder völlig überbewertet sein. Facebook hat eine fiktive Marktkapitalisierung, die etwa der Hälfte dessen entspricht, was der Basler Pharmariese Novartis kostet. Vor einer erneuten Blase muss man sich allerdings (noch) nicht fürchten. Denn im Gegensatz zur Jahrtausendwende handelt es sich dabei um ein Art Vorgeblubber. Denn noch gibt es gar nichts zum Aufblasen.
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###BILD_17420_left###Auch Rory Maher, Finanzanalyst bei der New Yorker Hudson Square Research, sieht rein äusserlich Parallelen zu den späten 1990er Jahren. Allerdings gäbe es auch einige Unterschiede, und zwar gewichtige.
So seien die astronomischen Bewertungen auf eine kleine Anzahl privater Firmen beschränkt, die allessamt in ihrem Bereich Pioniere seien und deren Umsätze sich in den letzten Jahren jeweils verdoppelt haben. Dies sei ein wesentlicher Unterschied zur Internetblase.
Damals habe es eine Vielzahl von börsenkotierten Unternehmen gegeben, die zum Teil nicht einmal ein Produkt aufzuweisen hatten, geschweige denn irgendwelche nennenswerten Umsätze.
«Ich zögere, das, was heute passiert, eine Blase zu nennen», meint Maher. «Schliesslich haben wir es mit einer rasch wachsenden Branche zu tun. Und die erhöhte Nachfrage nach den Titeln reflektiert das», erklärt er weiter.
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###BILD_21540_left###Denn die Anteilscheine der genannten Firmen sind noch ein knappes Gut. «Diese Unternehmen sind nach wie vor in Privatbesitz, und sie werden auf privaten Handelsplattformen gehandelt. Dort herrscht eine riesige Nachfrage und ein limitiertes Angebot an Anteilsscheinen. Investoren wollen fast um jeden Preis sich vorab einen Teil dieser Firmen sichern», analysiert der Finanzexperte weiter.
Es gibt nun grundsätzlich zwei Wege, wie sich die in dieser Vorblase getätigten Investitionen auszahlen. Der eine beruht darauf, dass Firmen wie Facebook weiter wachsen und neue Einnahmequellen erschliessen. Der andere läuft darauf hinaus, die Firmen an die Börse zu bringen, einen Hype zu kreieren und damit all jene gewöhnlichen Investoren anzuzapfen, denen der Kauf privater Anteilscheine und die Türen zu Risikokapitalgebern normalerweise verschlossen bleiben. Dieses «dumme Geld», wie es an der Wall Street spöttisch genannt wird und das auch den Dotcom-Ballon aufblähte, könnte somit auch die Taschen derjenigen füllen, die heute für teures Geld Anteilscheine der privaten Web-2.0-Firmen kaufen.
Fazit: Es gibt vielleicht noch keine Blase. Aber einige durchtriebene Investoren spekulieren schon auf eine.
Damals wurden für Firmen, die irgend etwas mit dem Web zu tun hatten, beim Börsengang astronomische Aktienpreise bezahlt. Dies blies die Start-ups in kürzester Zeit zu Milliarden-Unternehmen auf.
Auch heute sollen Web-Unternehmen wieder völlig überbewertet sein. Facebook hat eine fiktive Marktkapitalisierung, die etwa der Hälfte dessen entspricht, was der Basler Pharmariese Novartis kostet. Vor einer erneuten Blase muss man sich allerdings (noch) nicht fürchten. Denn im Gegensatz zur Jahrtausendwende handelt es sich dabei um ein Art Vorgeblubber. Denn noch gibt es gar nichts zum Aufblasen.
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###BILD_17420_left###Auch Rory Maher, Finanzanalyst bei der New Yorker Hudson Square Research, sieht rein äusserlich Parallelen zu den späten 1990er Jahren. Allerdings gäbe es auch einige Unterschiede, und zwar gewichtige.
So seien die astronomischen Bewertungen auf eine kleine Anzahl privater Firmen beschränkt, die allessamt in ihrem Bereich Pioniere seien und deren Umsätze sich in den letzten Jahren jeweils verdoppelt haben. Dies sei ein wesentlicher Unterschied zur Internetblase.
Damals habe es eine Vielzahl von börsenkotierten Unternehmen gegeben, die zum Teil nicht einmal ein Produkt aufzuweisen hatten, geschweige denn irgendwelche nennenswerten Umsätze.
«Ich zögere, das, was heute passiert, eine Blase zu nennen», meint Maher. «Schliesslich haben wir es mit einer rasch wachsenden Branche zu tun. Und die erhöhte Nachfrage nach den Titeln reflektiert das», erklärt er weiter.
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###BILD_21540_left###Denn die Anteilscheine der genannten Firmen sind noch ein knappes Gut. «Diese Unternehmen sind nach wie vor in Privatbesitz, und sie werden auf privaten Handelsplattformen gehandelt. Dort herrscht eine riesige Nachfrage und ein limitiertes Angebot an Anteilsscheinen. Investoren wollen fast um jeden Preis sich vorab einen Teil dieser Firmen sichern», analysiert der Finanzexperte weiter.
Es gibt nun grundsätzlich zwei Wege, wie sich die in dieser Vorblase getätigten Investitionen auszahlen. Der eine beruht darauf, dass Firmen wie Facebook weiter wachsen und neue Einnahmequellen erschliessen. Der andere läuft darauf hinaus, die Firmen an die Börse zu bringen, einen Hype zu kreieren und damit all jene gewöhnlichen Investoren anzuzapfen, denen der Kauf privater Anteilscheine und die Türen zu Risikokapitalgebern normalerweise verschlossen bleiben. Dieses «dumme Geld», wie es an der Wall Street spöttisch genannt wird und das auch den Dotcom-Ballon aufblähte, könnte somit auch die Taschen derjenigen füllen, die heute für teures Geld Anteilscheine der privaten Web-2.0-Firmen kaufen.
Fazit: Es gibt vielleicht noch keine Blase. Aber einige durchtriebene Investoren spekulieren schon auf eine.