Mehr Unterstützung für Sunrise
14.10.2019, 07:51 Uhr
Liberty Global will sich an Kapitalerhöhung beteiligen
Auch UPC-Besitzerin Liberty Global sowie der Stimmrechtsberater Glass Lewis unterstützen den Sunrise-UPC-Merger. Derweil hat Sunrise-VR-Präsident Peter Kurer vor einer Ablehnung gewarnt.
Nun erhält Sunrise auch von Seiten der UPC-Besitzerin Liberty Global Unterstützung für die geplante Übernahme des Kabelnetzbetreibers. So habe der Konzern mit Sitz in London sich bereit erklärt, die Kapitalerhöhung mit einem Betrag von bis zu 500 Millionen Franken zu unterstützen, teilte Liberty Global am Montag mit.
Geschehen soll dies durch den Kauf von handelbaren Bezugsrechten sowie den anschliessenden Kauf von neu ausgegebenen Aktien. Eine vollständige Nutzung der Bezugsrechte hätte deutliche Konsequenzen auf die Eigentümerstruktur von Sunrise. Zu aktuellen Marktpreisen würde Liberty Global dann nämlich einen Anteil von 7,8 Prozent am Schweizer Telekomkonzern halten.
Man habe sich aus diesem Grund darauf geeinigt, dass der britische Breitbandkonzern bei Sunrise einen Sitz im Verwaltungsrat erhalten werde, falls der Liberty-Anteil an Sunrise 5 Prozent übersteigen sollte, heisst es in dem Communiqué.
Ansonsten gebe es keine Änderungen an der Struktur der geplanten Kapitalerhöhung von 2,8 Milliarden Franken zu vermelden. Durch den Schritt sowie durch eine höhere Verschuldung will Sunrise den Kaufpreis von insgesamt 6,3 Milliarden Franken für UPC stemmen. Ursprünglich wollte Sunrise eine Kapitalerhöhung von 4,1 Milliarden Franken durchführen. Diese Pläne hat das Telekomunternehmen inzwischen revidiert.
Eine Beteiligung von UPC am Deal - wie nun angekündigt - war von verschiedener Seite her schon länger gefordert worden. Mit der Übernahme von UPC vom Kabelriesen Liberty Global will Sunrise Marktanteile gewinnen und damit dem Marktführer Swisscom zu Leibe rücken.
Man begrüsse die Beteiligung von Liberty Global an der Kapitalerhöhung, da dies die «überzeugende strategische und finanzielle Begründung» der Übernahme unterstreiche, wurde nun Sunrise-VRP Peter Kurer in einer separaten Meldung vom Montagmorgen zitiert. Dadurch werde letztlich auch das für den Zukauf notwendige finanzielle Engagement der bisherigen Sunrise-Aktionäre verringert.
Glass Lewis für den Deal
Erst am Sonntagabend verschickte Sunrise ein Communiqué, gemäss dem der Stimmrechtsberater Glass Lewis sich nach «zRating» und Ethos hinter die Kapitalerhöhung für die Übernahme von UPC Schweiz stellt. Man begrüsse die Unterstützung der Stimmrechtsberater zur Kapitalerhöhung, hatte das Unternehmen mitgeteilt.
Das Management von Sunrise empfehle den Aktionären daher weiterhin «dringend», der vorgeschlagenen Kapitalerhöhung von 2,8 Milliarden Franken zuzustimmen. Dennoch gibt es weiter Widerstand gegen den UPC-Deal. So will insbesondere der grösste Sunrise-Aktionär Freenet mit einem Anteil von 24,5 Prozent dagegen stimmen.
Kurer warnt vor Ablehnung
Derweil hat Sunrise-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer in einem Interview den bei Aktionären umstrittenen Plan für die Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC verteidigt. Unternehmen müssten den strategischen Ausbruch wagen, nur so seien sie überlebensfähig, sagte er.
Sunrise-Verwaltungsratspräsident preist den UPC-Merger und warnt die Aktionäre davor, diesen abzulehnen
Quelle: Sunrise
Am 23. Oktober entscheiden die Aktionäre des Mobilfunkanbieters, ob dieser 6,3 Milliarden Franken für die Übernahme von UPC auf den Tisch legen soll. Der Deal steht auf der Kippe. Sunrise-Hauptaktionär Freenet lehnt die Transaktion ab, ebenso der einflussreiche Stimmrechtsberater ISS. Kritiker bemängeln den Kaufpreis als zu hoch und haben Zweifel am langfristigen strategischen Wert von UPC.
Die geplante Transaktion sei «phantastisch» für Sunrise, warb Kurer kurz vor dem Showdown mit den Aktionären. Sie sei eine Gelegenheit, die sich einem Unternehmen nur einmal im Leben biete. «Sunrise kann einen grossen Sprung vom selektiven Mobilfunkanbieter zum wirklichen Challenger in der Schweizer Telekom-Branche machen.» Damit könne das Unternehmen die 1996 nur halbherzig durchgeführte Liberalisierung des Telekom-Marktes zu Ende zu führen.
Dem Grossaktionär Freenet wirft Kurer im Interview ein «Mephisto-artiges Verfahren» vor. «Es wird einfach dagegen gestimmt, aber keine Alternative aufgezeigt.» Bei einem Nein zur Transaktion rechnet Kurer mit «personellen Folgen» im Management, darunter seiner Abwahl. Neuverhandlungen mit der UPC-Mutter Liberty Global schliesst Kurer bei einem Nein zum Cash-Deal praktisch aus. «Wir, unser Verwaltungsrat und unser Management, müssen davon ausgehen, dass dies das Ende der Geschichte wäre.»
Autor(in)
sda /
jst