23.06.2015, 10:20 Uhr

ETH sucht Software-Partner - und meint Microsoft

Die ETH braucht einen Partner für Standard-Software-Lizenzen und Services. Und sucht nur im Microsoft-Umfeld. Das gefällt nicht allen.
Die ETH Zürich braucht neue Standard Software-Lizenzen und Services. Allerdings sucht sie explizit nach einem Grosskundenhndler (LAR) von Microsoft-Produkten. Unter dem Vorbehalt, dass der Microsoft Educational Vertrag verlängert wird. Als Grund für die Exklusivität wird angegeben, dass die Art der Beschaffung keine Möglichkeiten für das Anbieten alternativer Software zulässt. Da muss man sich aber fragen, wozu dann eine WTO-Ausschreibung gemacht wird. Zumal das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) erst vor wenigen Wochen ein Merkblatt herausgegeben hat, in dem steht, dass der Wettbewerb zwischen den Anbietern grundsätzlich nicht durch Produkt-Vorgaben behindert werden sollte.
Eine Tatsache, die Matthias Stürmer vom Verein Swiss Open Systems User Group /ch/open so nicht akzeptieren kann: «Das Ganze ist in der Tat eine Farce. Diese so genannten In-Brand Wettbewerbe sind eine reine Alibi-Übung der öffentlichen Stellen, eine offene Ausschreibung vorzutäuschen.» Seit einem Bundesgerichts-Entscheid im Jahr 2011 gegen die Open Source Firmen sei dies die Praxis, um eine freihändige Vergabe an Microsoft zu vermeiden, weil dies politisch nicht so gut aussehen würde, sagt Stürmer. «Aber letztlich wird die Preisdifferenz zwischen den LARS lediglich 1-2 Prozent betragen, weil natürlich Microsoft die Preise im Wesentlichen diktiert. Von dem her wäre es ehrlicher und auch ökonomisch sinnvoller, in dieser Abhängigkeits-Situation einen Freihänder zu machen.»

ETH verteidigt sich

Dass die Preise sich nicht gross unterscheiden, bestätigt Dordaneh Arangeh, Head of IT-Procurement & Portfolio der ETH: «Die verschiedenen Angebote unterscheiden sich von den Kosten her nur um wenige Prozentpunkte.» Was viel mehr ins Gewicht falle, seien die Service-Pakete: «Vor allem im Supportbereich gibt es diverse unterschiedliche Modelle ? und wir suchen uns dank der Ausschreibung dasjenige aus, das uns am besten passt.»
Den Vorwurf, man würde nur Microsoft-Produkte verwenden, weist Arangeh von sich. Man setze auf verschiedene Plattformen, die genauso unverzichtbar seien. «Wir verwenden Microsoft für rund die Hälfte unserer Forschung und Lehre und benötigen deshalb einen entsprechenden Zwischenhändler. Vor 5 Jahren gewann SoftwareONE die Ausschreibung, die nun gemäss WTO erneuert werden muss.» Microsoft kann aber, wenn man für rund 50 Prozent der IT und Forschung verwendet wird, sehr viel Druck bei Vertragsverhandlungen aufbauen. Könnte man meinen. Doch Arangeh dementiert: «Verschlechtern sich die Rahmenbedingungen zu stark, wagen wir jederzeit den Ausstieg.» Bei der aktuellen Ausschreibung wird ein Partner bis Ende 2016 gesucht, wobei die Zusammenarbeit optional jährlich bis 2020 verlängert werden kann.



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