Häseli sagt 26.06.2018, 13:46 Uhr

Smarte Sprache als Wettbewerbsvorteil

Stefan Häseli über den Sprachvorteil von Schweizerinnen und Schweizer.
Stefan Häseli ist Experte für Kommunikation: www.stefan-haeseli.com
(Quelle: Stefan Häseli)
Für einmal behaupte ich: Wir Schweizer haben einen sprachlichen Vorteil. Damit meine ich nicht, dass man uns hie und da andichtet, wir seien dank der Vielsprachigkeit besonders gut im Gebrauch der verschiedenen Sprachen. Vielleicht werden wir hier ja etwas überschätzt. Nein, ich meine im Alltag. Schliesslich hören wir oft genug das Klischee, wir könnten ja nicht einmal richtig Deutsch. Klar, Schweizerdeutsch hat im Vergleich zu Hochdeutsch einen rund fünfmal kleineren Wortschatz. Wir kennen im Grunde nur zwei Verbformen – «isch» oder «isch gsi». Auch die Pluralform setzen wir eher selten ein – «ein Tisch», «zwei Tisch», «drü Tisch». Reicht ja auch, wenn man einfach sagt, wie viele es sind. Aber hier geht es mir nicht nur um die Sprache als solche. Wir leben digital und agil in der VUCAWelt (Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) und das in der Industrie 4.0.
Die Technik mal aussen vor, verlangen solche Modelle und Prozesse vor allem eines: ein Umdenken in der Führungsstruktur. Ohne Teamarbeit und teamübergreifender Zusammenarbeit geht gar nichts. Es gibt keine klar abgegrenzten Abteilungen mehr, sondern laufend wechselnde Projektverantwortlichkeiten, die Verpflichtung liegt beim Team etc. Das alles wiederum mündet in einer zentralen Anforderung für die nächsten Jahre: Kommunikation! Und das zwischen Menschen, Organisationen, Teams u. v. m.
Genau hier behaupte ich, hat die Schweizer Mentalität Vorzüge aufzuweisen, die durchaus zum veritablen Wettbewerbsvorteil mutieren können. Wir haben traditionellerweise ein weniger ausgeprägtes Verhältnis zu Hierarchie und Obrigkeit. Wir sind Demokraten im Ur-Sinn und haben historisch gesehen immer dann Anerkennung erlangt, wenn wir zusammengehalten haben. Wir bauen etwa den grössten Eisenbahntunnel der Welt, eröffnen ihn früher als geplant und unterschreiten das Budget. Geht doch! Vielleicht kommt dem einen oder anderen das Selbstbewusstsein etwas kleiner vor als beim nördlichen Nachbarn, aber behalten wir unseren Witz doch einfach für uns und räumen den Weltmarkt aus der Nische heraus auf – rein aus kommunikativer Stärke und man wird eines Tages nicht über die Antwort der Frage nachdenken müssen: «Wer häts erfunde?»



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