«Ein Chief Digital Officer ist keine Alibiübung»

Eigene Rolle in der Smart-City-Initiative

CW: Welche Rolle spielen Sie persönlich bei der Smart-City-Initiative?
Zech: Neben meinem Job als Abteilungsleiter «Projects und Digital Transformation» in den Informatikdiensten habe ich die Aufgabe, sowohl das Thema Smart City als auch die Digitalisierung in der Stadtverwaltung Winterthur voranzubringen. Dafür versuche ich, ungenutzte Potenziale aufzuzeigen sowie Awareness für neue Technologien und deren Anwendung zu schaffen. Dabei bin ich oft als «Smart City/Digitalisierungs-Evangelist» unterwegs, der die Departemente berät und unterstützt.
Quelle: Samuel Trümpy
Momentan nehme ich zur Hälfe meiner Arbeitszeit die Rolle der Programmleitung Smart City Winterthur wahr und beobachte neue Entwicklungen. Zum Beispiel: Wie kann das Internet of Things, die Blockchain-Technologie oder die künstliche Intelligenz nutzbringend eingesetzt werden. Eine weitere Aufgabe ist die Vernetzung mit möglichen Partnern und die Kommunikation von «Smart City Winterthur».
Diese Tätigkeiten werden ab Januar 2019 zu einem Fulltime-Job. Dann schafft die Stadt Winterthur eine Fachstelle «Smart City» in den Informatikdiensten.
CW: Danke für das Stichwort. Sie sind heute Digital Officer innerhalb der IT der Stadt Winterthur. Können Sie bitte kurz erklären, wie es zur Installation eines Digitalisierungsverantwortlichen kam?
Zech: Gern. Im Rahmen einer IT-Reorganisation 2015 hat CIO Markus Freuler die Notwendigkeit erkannt, dass sich die städtischen Informatikdienste für die Digitalisierung starkmachen müssen. So wurde meine damalige Rolle zu 50 Prozent neu definiert: als Digital Officer. Damit kam ich – im Vergleich mit der Privatwirtschaft – in eine besondere Position. Denn als offiziell in der Informatik angestellte Person habe ich natürlich keine Weisungsbefugnisse gegenüber den Departementen. Entsprechend fülle ich eher eine beratende und unterstützende Rolle aus.
CW: Was sagen Sie zur folgenden These? Digitalisierung betrifft die ganze Organisation. Ein Digital Officer ist lediglich eine Alibiübung.
Zech: Ich bin überzeugt, dass ein Digital Officer keine Alibi­übung ist. Insbesondere in einer Verwaltung, in der typischerweise eine klassische Organisationsentwicklung fehlt, braucht es einen Evangelisten für die digitale Transformation. Daneben ist die Installation eines Digital Officers ein wichtiges Signal einer Organisation, dass sie es mit der Digitalisierung ernst meint. Weiter ist es für die IT einer Verwaltung wichtig, sich nicht ausschliesslich als Betreiber von Informatiksystemen zu positionieren, sondern Weitblick zu beweisen und in neue Themen zu investieren.
CW: Eine andere These wäre: Der Digital Officer ist ein temporäres Phänomen. Bald sind alle C-Level ebenfalls digital. Was meinen Sie?
Zech: Ich glaube, davon sind wir noch weit entfernt. Sicher ist, dass sich der C-Level heute schon intensiv mit der digitalen Transformation auseinandersetzen muss. Trotzdem ist es wichtig, dass ein Sparrings- und Beratungspartner zur Verfügung steht, der sich ausschliesslich mit dieser Thematik auseinandersetzt. Und tatsächlich hätte ein Digital Officer seinen Job sehr gut gemacht, wenn die digitale Kompetenz in der Verwaltung so gut verankert ist, dass es ihn nicht mehr braucht. Bis dahin dürfte es aber noch ein langer Weg sein. Gerade in einer Verwaltung, welche die digitale Disruption im Gegensatz zu den meisten übrigen Branchen noch nicht unmittelbar spürt.
CW: Was haben Sie als Digital Officer in der Stadt­verwaltung Winterthur bereits erreicht?
Zech: In jüngster Zeit war mein grösster Erfolg die Verabschiedung der «Smart City Strategie Winterthur» durch den Stadtrat. Ich habe mich dafür zusammen mit einem Team sehr stark engagiert, weil ich der Überzeugung bin, dass dies ein wichtiger Meilenstein ist, um die Stadt auch im Bereich digitale Transformation einen Schritt vorwärtszubringen. Daneben war ich in verschiedene Digitalisierungsprojekte involviert. Vor anderthalb Jahren gab es zum Beispiel den Relaunch des städtischen Internet-Portals, ak­tuell arbeite ich an der Erneuerung des Intranets mit.



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