«Nächstenliebe funktioniert auch ohne IT»

Vom Notes-Entwickler zum CIO

CW: Wie stark haben Sie persönlich die heutige Organisation der Heilsarmee-IT geprägt?
Mathias Haller hat den «Services»-Ansatz in der Heilsarmee-IT etabliert
Quelle: Samuel Trümpy
Haller:
Während meiner bald zehn Jahre als CIO bei der Heilsarmee Schweiz habe ich den Aspekt des «Services» in der IT geprägt. Wir sind eine Organisation, die sich um Menschen kümmert, entsprechend muss die IT in erster Linie unsere Frontarbeiter in ihrem Tagesgeschäft unterstützen. Konkret habe ich den Wandel in Richtung Cloud und somit auch den Wechsel von Notes auf Microsoft respektive ServiceNow angestossen. Zudem habe ich zusammen mit den Kollegen aus dem Business die Leistungsverrechnung etabliert.
Auch die Etablierung des «Digital Boards» geht auf meine Initiative zurück. Die Überlegung dahinter war: Um die Digitalisierung der Heilsarmee voranzubringen, müssen wir die gesamte Organisation an Bord holen. Denn die Digitalisierung ist nicht ausschliesslich ein IT-Thema.
CW: Während der vergangenen Jahre bei der Heilsarmee haben Sie eine bemerkenswerte Karriere gemacht: vom Notes-Entwickler zum CIO.
Haller: Stimmt. Ursprünglich habe ich 2004 während meines Bachelor-Studiums nebenberuflich als Entwickler und Projektleiter gestartet. Später habe ich dann parallel dazu meinen Master in Betriebswirtschaft in Bern und Sydney gemacht. An beiden Orten gab es Niederlassungen der Heilsarmee, die jeweils froh waren, einen Notes-Entwickler beschäftigen zu können. Ich konnte so neben dem Studium tätig sein und Geld hinzuverdienen. Anschliessend war ich rund fünf Jahre selbstständig und hatte neben anderen Firmen auch die Heilsarmee als Kundin. Dann kam plötzlich die Anfrage, ob ich die Leitung der IT übernehmen möchte. Ich sagte zu, habe meine Selbstständigkeit heruntergefahren und mich vollamtlich in den Dienst der Heilsarmee gestellt.
CW: Was war Ihr bisher grösster «gefühlter» Erfolg als CIO der Heilsarmee?
Haller: Ein schöner Erfolg war das Intranet der Heilsarmee Schweiz, das wir vor einem Jahr eingeführt haben. Die bisherigen Lösungen basierten auf Notes oder E-Mail und boten nicht den gewünschten Funktionsumfang. Die Idee war, allen Usern ein Portal anzubieten, das via App oder Browser zugänglich ist und dann auch auf dem Smartphone genutzt werden kann.
Das neue Intranet auf der Basis einer SaaS-Lösung startete zur «Topfkollekte» im Dezember 2021. Wir haben alle Spendensammlerinnen und -sammler animiert, eigene Bilder oder Stories einzustellen und hatten so einen tollen und für alle sichtbaren Start. Auch die Funktionen, Dokumente mit anderen Usern zu teilen oder Prozesse via ServiceNow direkt zu starten, kommen sehr gut an. Neu gibt es die Überlegung, auch die Mitglieder der Heilsarmee-Kirchgemeinden mit einzubinden und das Intranet zum Extranet zu machen. Den Mitgliedern könnten dort Ankündigungen und Informationen bereitgestellt werden, die heute über die öffentliche Webseite verbreitet werden.



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