«Nächstenliebe funktioniert auch ohne IT»

Wichtigkeit des Datenstandorts Schweiz

CW: Welche Bedeutung hat der Datenstandort Schweiz für Ihre Organisation?
Mathias Haller plant, die IT der Heilsarmee grösstenteils in die Cloud auszulagern
Quelle: Samuel Trümpy
Haller: Zu dem Zeitpunkt, als wir die Abklärungen zum Datenschutz getroffen haben, hatten die grossen Anbieter noch keine eigenen Rechenzentren in der Schweiz. Damals wurde uns bescheinigt, dass die Datenhaltung in der EU juristisch einwandfrei ist.
Der Datenstandort Schweiz ist für uns jedoch ein Marketingthema. Denn unsere wichtigste Einnahmequelle sind nicht etwa die Spenden, sondern die Leistungsaufträge der öffentlichen Hand. Angesichts dieser Kundschaft ist es nur legitim, dass wir unsere Daten auch in der Schweiz vorhalten.
Die Patientendaten speichern wir aktuell noch On-Premises in einer Notes-Datenbank. Diese Systeme waren einer der Gründe, warum ich 2004 als externer Projektleiter zur Heilsarmee Schweiz stiess. Mein Schwerpunkt war damals die Notes-Entwicklung. Derzeit arbeiten wir daran, auch diese Datenbank abzulösen und die Inhalte in die Schweizer Anwendung socialweb zu migrieren. Diese Lösung speichert die schützenswerten Daten dann wiederum auch auf sicheren Servern in der Schweiz.
CW: Gibt es einen speziellen Grund für die Ablösung der Notes-Datenbanken?
Haller: Ja. Ein Grund ist personeller Natur. Wir beschäftigen derzeit einen Notes-Entwickler, der in zweieinhalb Jahren in Pension geht. Dann fehlen uns die Ressourcen für die Datenbanken. Sie waren auch bis anhin schon recht schwierig zu bekommen.
Der zweite Grund ist der Entscheid der globalen Heilsarmee-Organisation, strategisch nicht mehr auf Notes zu setzen, sondern auf Microsoft. Damit wurden Lösungen wie E-Mail, Kalender und Adressbuch von Notes auf Office 365 migriert. Und weitere werden folgen, denn die Musik spielt nicht mehr in der Notes-Welt, sondern bei Microsoft. Und zum Beispiel bei ServiceNow, mit denen wir viele Prozesse aus den Notes-Anwendungen abbilden konnten. Das IT Service Management war eine Anwendung, eine andere die Prozesse für die interne Verrechnung von IT-Dienstleistungen oder auch die Knowledge Base.
CW: Ein gutes Stichwort: Sie sind selbst nicht Mitglied der Geschäftsleitung. Ist die IT bloss eine «Kostenstelle» der Heilsarmee Schweiz?
Haller: So hart würde ich es vielleicht nicht grad formulieren. Aber es stimmt: Die IT ist dem Leiter Betriebswirtschaft und Finanzen, Andreas Stettler, untergeordnet [schmunzelt]. Parallel bin ich allerdings der Vorsitzende des «Digital Boards», das an den CEO und die gesamte Geschäftsleitung rapportiert.
Die IT-Abteilung besteht dann aus den zwei erwähnten Teams: Business Software und klassische IT-Infrastruktur inklusive dazugehörigem Service Desk. Der Schwerpunkt spielt allerdings hauptsächlich in der Business Software, was viel mit den laufenden Cloud- und Migrationsprojekten zu tun hat.
CW: Dann ist der IT-Betrieb eine «Kostenstelle» ...?
Haller: Das könnte man so nennen. Die interne Verrechnung von IT-Kosten ist komplett transparent. Jeder Service kommt mit einem Preisetikett, sodass alle internen «Kunden» wissen, was zum Beispiel das Aufsetzen eines Laptops für einen neuen Mitarbeitenden oder die Installation einer WLAN-Antenne in der Brocki Schaffhausen kostet. In der aktuellen Situation, in der wir für Flüchtlinge ganze Standorte wie zum Beispiel das Viererfeld in der Stadt Bern neu aufbauen, dann allenfalls noch vergrössern und schliesslich hoffentlich bald wieder herunterfahren können, erweisen sich die Preisschilder für die IT als nützlich und praktikabel.
Für das Business und die externe Kundschaft sind die Leistungen der IT somit kalkulierbar und vergleichbar. Die Kolleginnen und Kollegen können ausserdem unseren IT-Katalog auch dem Katalog externer Dienstleister gegenüberstellen – um dann oft festzustellen, dass diese einen bestimmten Service auch nicht günstiger liefern können.



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