«Cloud leitet neue Ära der Software-Entwicklung ein»

Pandemie beflügelt Geschäft

CW: Wie gingen die Geschäfte während der Pandemie?
Zangerl: Corona hat uns wirtschaftlich nicht geschadet. Eine unserer Kernkompetenzen, das Identity and Access Management (IAM), war in der Pandemie sehr gefragt. Denn unsere potenziellen Kunden sind Unternehmen, die ihre Systeme nach aussen öffnen müssen oder wollen. Sei es für die eigenen Mitarbeiter im Home Office oder die Endkunden für Services. Wir können in beiden Fällen mit ausgereiften Lösungen helfen, die uns im vergangenen Jahr ein Wachstum von 20 Prozent beschert haben. Wir konnten 2022 erstmals einen Umsatz von über 100 Millionen Franken erzielen.
CW: Für solches Wachstum benötigen Sie auch das entsprechende Personal. Woher kommen die Fachkräfte?
Zangerl: Im vergangenen Jahr verzeichneten wir das grösste Wachstum in Ungarn und in der Schweiz. An beiden Standorten haben wir sehr viel investiert. Unter anderem haben wir den Brand überarbeitet und das Firmenlogo, das prominent beim Bahnhof Bern und über den Gleisen vor dem Zürcher Hauptbahnhof prangt. Beim alten Schriftzug gab es Stimmen, die gemutmasst haben, Adnovum sei eine Anwaltskanzlei. Zum neuen Logo haben wir sehr positive Rückmeldungen bekommen. So konnten wir uns auch auf dem Arbeitsmarkt moderner präsentieren. Zudem haben wir für die Schweiz und Ungarn eigene Active Recruiter angestellt, die einen hervorragenden Job machen. Denn wir haben erkannt, dass in Zukunft die grössten Herausforderungen sein werden, einerseits auf dem Markt zu bestehen, und andererseits die passenden Talente zu gewinnen.
CW: Die grossen Technologiefirmen entlassen massenweise Mitarbeiter. Kann das die Situation auf dem Arbeitsmarkt entspannen?
Zangerl: Nein, damit rechne ich nicht. Der Druck auf dem Arbeitsmarkt ist so gross, dass die Entlassungen keine Entspannung bringen werden. Selbst wenn es Freistellungen in der Schweiz geben würde, wären die Fachkräfte nur der berühmte «Tropfen auf dem heissen Stein». Denn der Mangel ist leider viel zu gross.
CW: Sie rekrutieren in Vietnam. Ist das eine nachhaltige Lösung?
Zangerl: Ich denke schon. Als eines der Alleinstellungsmerkmale von Adnovum sehe ich, dass wir in Märkten von der Grösse der Schweiz aktiv sind. Portugal und Ungarn haben ähnlich viele Einwohnerinnen und Einwohner und entsprechend ein vergleichbares Marktpotenzial. Vietnam ist zehnmal grösser, sodass dort noch viel mehr Potenzial vorhanden ist. In Asien bieten sich noch viel grössere Chancen, die wir in Zukunft nutzen wollen.
CW: Machen Sie heute Geschäfte in Vietnam?
Zangerl: Nein, Vietnam ist heute ausschliesslich ein Talentmarkt für uns. Die Schweiz ist der dominierende Absatzmarkt für uns. Singapur folgt mit einigem Abstand. In Portugal, Ungarn und eben Vietnam sind wir nur mit Entwicklungsabteilungen präsent. Wir beobachten derzeit insbesondere den südostasiatischen Raum sehr genau, wo es in einigen Ländern in Zukunft durchaus Absatzmärkte geben könnte. Dafür müssen wir aber auch noch Abklärungen treffen, zum Beispiel zu den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen.
CW: Können Ihre Kollegen auch an einen anderen Standort wechseln – ob nun temporär oder permanent?
Zangerl: Danke, gutes Stichwort. Wir unterstützen solche Initiativen der Mitarbeitenden und würden uns wünschen, dass es noch mehr Wechsel gäbe. Denn das Arbeiten mit den Kollegen an einem anderen Ort fördert unsere Strategie «One Adnovum». Wir bieten dafür Programme wie «Workation» an, bei denen wir die Hotelkosten übernehmen, wenn ein Mitarbeitender zum Beispiel geschäftlich nach Portugal reist und nach einer Woche Arbeit noch das Wochenende dort verbringen möchte.



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