Print 2.0 19.03.2008, 08:31 Uhr

Drucken im Webzeitalter

Fast die Hälfte aller gedruckten Seiten in Privathaushalten besteht heute aus Webinhalten. Diese Entwicklung bietet für die komplette Druckindustrie eine grosse Chance für neue Geschäftsmodelle.
Arnold Marty ist Country General Manger der Imaging and Printing Group von HP Schweiz.
Ein grosser Teil der digitalen Inhalte wird heute direkt im Internet erstellt und via Onlineplattformen des Web 2.0 ausgetauscht. Die verschiedensten Medienformate - Texte, Grafiken, Bilder, Videos und Songs - lassen sich mit der neuen Generation des Webs gemeinschaftlich nutzen. Gedruckt werden einige dieser Medienformate vermehrt direkt aus dem Internet - mit dem eigenen Drucker zu Hause oder über Onlinedruckdienstleister (beispielsweise für Fotoalben). Das Internet rückt so auch ins Zentrum der Druckwelt.

Fotodruck setzt den Trend

Damit findet dieser Wandel zum Web 2.0 nicht nur im privaten Bereich statt, sondern wird auch auf geschäftlicher Ebene vollzogen. Eine Reihe innovativer Geschäftsmodelle sind bereits daraus entstanden. Eine Vorreiterrolle nimmt dabei der Druck digitaler Fotos ein. Noch vor zehn Jahren schickten Hobbyfotografen ihre Filme an Fotolabors und konnten erst beim Empfang feststellen, welche Fotos sich für die Gestaltung eines Albums eigneten. Heute bietet sich den Anwendern eine breite Vielfalt an Möglichkeiten. Die Fotos werden auf dem PC gespeichert und auf Internetportalen kreativ bearbeitet. Dazu stellen Druckdienstleister zahlreiche Vorlagen für Fotobücher, Grusskarten und Kalender zur Verfügung. Drucken lassen sich die Fotos einzeln zu Hause mit dem eigenen Fotodrucker. Oder man ordert bei einem Onlinedruckdienstleister einen Papierabzug oder ein Fotoalbum. Schliesslich kann der Anwender auch eine Fotodruckstation in einem Geschäft nutzen.

Potenzial im Digitaldruck

Dieses Geschäftsmodell lässt sich einfach auf weitere Branchen und Bereiche ausdehnen. Verschiedene Druckerzeugnisse wie beispielsweise Broschüren, Kataloge oder Direct Mailings eignen sich ideal für den Digitaldruck, der on-demand schnell und kostengünstig auch kleine Auflagen ermöglicht.
Das Potenzial ist gross: Etwa 50 Billionen Seiten werden welt-weit pro Jahr gedruckt. Bis ins Jahr 2010 wird diese Zahl gemäss Schätzungen von HP auf 53 Billionen anwachsen. Der Marktwert dieses Druckoutputs beträgt heute 240 Milliarden Dollar, bis ins Jahr 2010 soll er auf geschätzte 296 Milliarden Dollar anschwellen. Davon werden heute nur gerade neun Prozent digital gedruckt, der Rest hingegen mit klassischen analogen Druckverfahren.

Print 2.0: Drucken im Webzeitalter

Auf die Schweiz heruntergebrochen lassen diese Zahlen aufhorchen: Hierzulande wurden im Jahr 2006 etwa 500 Milliarden Seiten bedruckt. Bis ins Jahr 2010 werden es gemäss Schätzungen bereits 600 Milliarden Seiten sein. Gelingt es in diesem Zeitraum, den Anteil digital gedruckter Seiten gegenüber heute nur um ein einziges Prozent auf zehn Prozent zu steigern, klettert der Umsatz für digitalen Druck von 200 auf 250 Millionen Franken.

Markt für digitalen Fotodruck wächst

Allein im Schweizer Markt für Fotodruck sind die Zahlen vielversprechend. Im Jahr 2006 wurden in der Schweiz 259 Millionen Fotos ab digitalen Vorlagen ausgedruckt. 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Gemäss der Studie «Photofinishing Report Switzerland» des Marktforschungsinstituts Understanding & Solutions wird diese Zahl bis 2010 weiter bis auf 346 Millionen Ausdrucke wachsen. Darin eingeschlossen ist rund ein Drittel der Fotos, die 2006 zu Hause ausgedruckt wurden. 2010 wird es rund ein Viertel sein.

PRAXISBEISPIEL

Buchbinderei setzt auf Digitaldruck
Ein Druckdienstleister, der die Chancen des Digi-taldrucks ergriffen hat, ist die Buchbinderei Burk-hardt aus Mönchaltdorf. Unter dem Marken-nahmen «Book-factory» setzte das Traditionsunternehmen auf Fotobücher und Kalender ab digitalen Fotos. Bis vor einem Jahr waren der Druck und die Produktion ausgelagert. Mit der Anschaffung einer Digital-druckmaschine HP Indigo ist die Buchbinderei Burkhardt nun in der Lage, Fotobücher selbstständig zu drucken und die komplette Wertekette abzudecken. Die Bookfactory mit ihrer individuellen, weitgehend automatisierten Fotobuchproduktion wurde damit innert kurzer Zeit zu einem bedeutenden und stetig wachsenden Geschäftszweig des Unternehmens aus dem Zürcher Oberland. Mit rund 100 Mitarbeitenden erwirtschaftet die Buchbinderei Burkhardt heute einen Jahresumsatz von 13,5 Mio. Franken.

WEITERE INFORMATIONEN

Weiterführende Links
Einfacher Drucken aus dem Internet für Anwender: www.hp.com/go/smartwebprinting
Einfacher Drucken aus dem Internet für Webseitenanbieter: http://developer.tabblo.com
Online Marketingportal für KMU: www.logoworks.com
Arnold Marty



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