Home Office: Vom Provisorium zum New Normal

Den physischen Austausch pflegen

Dominique Wüthrich, Channel Sales Manager bei Nutanix Schweiz, stellt zunächst einmal klar, dass man sich sowohl an die Vorgaben des amerikanischen Mutterhauses als auch an die Home-Office-Regeln des Bundes halte und somit also weiterhin im Home Office arbeite. Damit habe sich die «Arbeitsweise bei uns insofern verändert, dass Meeting- Zeiten strikt eingehalten werden, da das nächste Zoom-Meeting meistens ohne grosse Pause wartet». Leider komme so oft der zwischenmenschliche Austausch zu kurz, fügt sie an. Interessant ist, dass es aus Sicht des Anbieters von hyperkonvergenten Infrastrukturlösungen «noch zu früh» ist, von einem «New Normal» zu sprechen.
Selbst wenn dieses neue Normal seinen Platz in der Arbeitswelt finden sollte, sei es wichtig, «dass wir uns wieder persönlich treffen. Der persönliche Austausch mit Mitarbeitenden, mit Partnern und Kunden ist uns enorm wichtig und wir freuen uns auf die Zeit, wo dies wieder möglich sein wird», blickt Wüthrich in die Zukunft. Wo keine manuelle Intervention gefragt sei, stehe der Heimarbeit generell nichts im Weg. «Trotzdem ist es auch bei IT-Rollen wichtig, dass die Mitarbeitenden untereinander den persönlichen Austausch pflegen», gibt sie zu bedenken.
“Auch bei IT-Rollen ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden untereinander den persönlichen Austausch pflegen„
Dominique Wüthrich, Nutanix Schweiz

Den Home-Office-Umstieg eng begleitet

Selbstverständlich gilt auch im Kanton Freiburg weiterhin die Home-Office-Pflicht, wie vom Bundesrat angeordnet. Allerdings hat der Staat schon vor Corona begonnen, sich als ein «heute wie auch morgen attraktiver Arbeitgeber mit zeitgemässen Arbeits­bedingungen» zu positionieren, wie Gabrielle Merz Turkmani, die Vorsteherin des Amts für Personal und Organisation (POA), ausführt. So habe der Staatsrat schon im Februar 2020 mit der neuen Personalpolitik des Kantons Freiburg beschlossen, die Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen voranzutreiben: «Dies vor allem, um die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben zu fördern.
Das Flexibilisierungs-Vorhaben, vor allem die starke Verbreitung von Telearbeit, wurde dann durch die Pandemie beschleunigt, erklärt Merz Turkmani. Zugute sei diesem Vorhaben gekommen, dass die Digitalisierung im Kanton hohe Priorität geniesse. «Das Coronavirus hat somit den Kulturwandel beschleunigt, jedoch nicht ini­tiiert», schiebt die POA-Chefin nach.

Aus dem Wunsch wird die Verordnung

Allerdings hätten vor der Krise trotz der bestehenden Möglichkeit nur wenige Mitarbeitende regelmässig Telearbeit gemacht, sodass viele Mitarbeitende mit dem Weg ins Home Office dennoch Neuland betraten. Im letzten Juni habe eine Umfrage in der Verwaltung gezeigt, dass «ein Grossteil der Mitarbeitenden die Arbeit zu Hause schätzt und die Führung durch die Vorgesetzten als sehr gut be­urteilt. Ein Grossteil gab auch an, über die Pandemie hinweg 1 bis 2 Tage pro Woche im Home Office tätig sein zu wollen», erläutert Merz Turkmani weiter. Diese Erfahrungen hätten den Staatsrat dann be­wogen, am 12. Oktober 2020 die Verordnung «Mobile Arbeit» auszuarbeiten, welche die Telearbeit auch nach der Pandemie ermöglicht und regelt. Neben der Arbeit zu Hause sei nun unter bestimmten Bedingungen neu auch Arbeit unterwegs wie etwa in öffentlichen Transport­mitteln, beim Kunden oder in einem Co-Working-Büro möglich, fügt die POA-Vorsteherin an.
Neben der Anschaffung diverser neuer Tools und der Anpassung der Infrastruktur, was «mit einem Kraftakt sehr schnell gelungen» sei, mussten dann «die Vorgesetzten ihre Teams organisieren, um den Kontakt auch im Home Office aufrechtzuerhalten, Sitzungen via Videokonferenz neu organisieren und so weiter», führt Merz Turkmani aus. Zudem habe man rasch einen Leitfaden zur guten Praxis für Telearbeit via Internet zur Verfügung gestellt und auf Anfrage auch beratend unterstützt.
“Selbstlernen wird wichtiger, denn die aufstrebende digitale Welt wird zur Verantwortung für alle„
Gabrielle Merz Turkmani, Kanton Freiburg
Es sei durchaus eine Herausforderung gewesen, die Anwendenden in die Lage zu versetzen, unabhängig und selbstbestimmt als Akteure des digitalen Wandels zu agieren. Hier habe man traditionelle Trainingseinheiten durch kontinuierliches aktives Selbstlernen ersetzt. Denn die «aufstrebende digitale Welt wird zur Verantwortung für alle», sagt die POA-Chefin schon beinahe prophetisch. Sie stellt denn auch fest: «Home Office wird beim Kanton Freiburg seinen Platz im Arbeitsleben behalten.» Die letzten Monate hätten gezeigt, dass dessen Einsatz in der Zentralverwaltung in vielen «klassischen Administrativfunktionen» bestens möglich sei. Laut der Amtsvorsteherin werde künftig die zunehmende Digitalisierung der Arbeitsprozesse dies zusätzlich erleichtern.

Autor(in) Volker Richert



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