Mondaine, Tissot, Breitling 22.03.2016, 12:06 Uhr

Schweizer Uhrenhersteller springen auf den Smartwatch-Zug auf

Gelingt den Schweizer Uhrenherstellern der Turnaround? Dem Beispiel von Tag Heuer und Swatch folgend, präsentierten an der BaselWorld2016 verschiedene Marken ihre Smartwatches. Eine Auswahl.
Die Tag-Heuer-Smartwatch war das grosse Thema der BaselWorld 2015. Zusammen mit der ebenfalls letztes Jahr lancierten Smartwatch von Swatch war sie das Eingeständnis der Schweizer Uhrenindustrie, doch noch auf den Tech-Zug aufspringen zu wollen. «Wir haben die Nachfrage total unterschtzt», gab Jean-Claude Biver, der bei LVMH den Bereich Uhren und Schmuck leitet, gegenüber der Nachrichtenagentur «Reuters» zu. Von der Tag Heuer Connected Watch seien die ersten 15 '000 Exemplare zu einem Preis von knapp 1400 Franken rasch ausverkauft gewesen. Im laufenden Jahr sollen 50 000 Uhren verkaufen werden. Im nächsten Jahr will Biver eine Kollektion mit sechs bis acht Modellen auf den Markt kommen. Letztlich könnte bis zur Hälfte des Umsatzes von TAG Heuer auf Computer-Uhren entfallen. «Keiner weiß, was mit Smartwatches passiert.» Die Worte eines ihrer Patrons scheinen die Schweizer Uhrenmacher gebraucht zu haben. An der diesjährigen BaselWorld war der SmartWatch-Hype noch grösser als 2015. Es gab kaum einen Uhrenhersteller, der bei der Präsentation seiner traditionellen Modelle nicht die Frage hörte: «Wie sieht denn eure Smartwatch aus?» Und anders als noch vor zwei, drei Jahren, als die Schweizer Uhrenmacher in den Smartwatches lediglich «einen Trend» erkannt haben wollten, den man «aussitzt», konnten dieses Jahr diverse Hersteller die Frage zufriedenstellend beantworten. Der Schweizer Juwelier De Grisogono präsentierte in Kooperation mit Samsung eine mit Diamanten besetzte Smartwatch, die vor allem Frauen ansprechen soll. Im Inneren entspricht sie der Gear S2 mi tall ihren Funktionen. Die Uhr, deren Anzahl limitiert sein soll, kostet 14 900 Franken.
Der Schwyzer Uhrenhersteller Mondaine lancierte eine Uhr mit NFC-Chip. Im Gegensatz zu Konkurrentin Swatch baut Mondaine den Chip nicht direkt in die Uhr ein, sondern er wird über eine Öffnung im Armband oder mit einer speziellen Schlaufe befestigt. Laut dem Hersteller kann der NFC-Chip so auch von einer Uhr auf eine andere gewechselt werden. eht der Chip verloren, könne er wie bei normalen Kreditkarten gesperrt werden, teilt das Unternehmen mit. Das bargeldlose Bezahlen funktioniert bisher nur mit einer Mastercard der Cembra Money Bank. Im Spätsommer soll die Uhr im Handel erhältlich sein.
Apropos Swatch: Nebst den bereits erhältlichen eigenen Modellen hat nun auch die Tochterfirma Tissot eine Smartwatch im Angebot. Die «Tissot Smart Touch» nimmt per Bluetooth Kontakt zum Smartphone auf, wird über eine Solarzelle auf dem Ziffernblatt geladen und zeigt die Richtung mit ihren Zeigern an. Ein Höhenmeter und ein Barometer sind ebenfalls eingebaut. Der Clou an der Uhr ist aber ein anderer: Sie läst sich per Solartechnik aufladen, die Batterielaufzeit soll ein Jahr betragen. Als Betriebssystem setzt man weder auf Android Wear noch Tizen, sondern hat ein ganz anderes Selbstverständnis: «Die Swatch Group ist der einzige Schweizer Uhrenhersteller, der eine Smartwatch alleine herstellen kann", sagte Tissot-Chef Francois Thiebaud in einem Interview mit Reuters. Nach Informationen des Blogs Ablogtowatch soll die Tissot Smart-Touch zwischen 1100 und 1200 US-Dollar kosten und Ende 2016 erscheinen.
Frederique Constant will mit einer intelligenten Uhr punkten, die traditionell aussieht. Die neue Version der «Horological Smartwatch» erfasst Fitnessdaten, trackt den Schlafrhythmus, Lauf- und Rennaktivitäten und sendet die Informationen ans Smartphone. Laut CEO Peter Stas hat man bislang 16 000 Stück verkauft, an der BaselWorld wurde nun ein Modell für Frauen präsentiert. Der Preis liegt bei 1000 Franken.
Breitling hat in Basel ebenfalls eine Smartwatch präsentiert, auch wenn Geschäftsführer Jean-Paul Girardin der Begriff missfällt: «Wir wollten keinesfalls ein weiteres Terminal eines Smartphones fürs Handgelenk bauen.» Der neue Zeitmesser sei ein Chronograph, und zwar ein sehr präziser. Angetrieben wird er von dem hauseigenen, batteriebetriebenen Uhrwerk B55. Sie soll zehnmalgenauer laufen als Uhren mit Standard-Quarzwerken. Die Uhr richtet sich hauptsächlich an Piloten. Sie besitzt unter anderem einen Flugzeitmesser und einen elektronischen Tachometer. Zudem besitzt sie einen eingebauten Neigungsmesser, der dafür sorgt, dass die LC-Displays erst bei einer Handgelenkneigung von mehr als 35 Grad beleuchtet werden. Sonst sollen sie die Piloten nicht stören. Sämtliche Daten können via Bluetooth an das Smartphone übertragen werden. Die Uhr kann auch Mails, Nachrichten, Anrufe und den Kalender anzeigen. Die Software hat Breitling in Kooperation mit der Technischen Hochschule in Sion entwickelt. Die Energie stellt ein ebenfalls für Breitling speziell entwickelter Akku bereit, der über eine mitgelieferte Dockingstation an einem USB-Port wieder aufgeladen werden kann. Die Uhr soll 8210 Euro kosten.



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