Recycling 26.03.2023, 15:25 Uhr

Was passiert mit unserem Elektroschrott?

Wir sind es gewohnt, dass wir unser Handy, den Toaster oder TV kostenlos bei Schweizer Elektronikhändlern abgeben können. Doch was passiert eigentlich danach mit den Geräten?
(Quelle: Pixabay)
Man schätzt, dass weltweit jährlich eine zweistellige Millionenzahl an Tonnen von Elektro- und Elektronikgeräten weggeworfen wird. Diese Menge soll sich in den nächsten zehn Jahren sogar noch verdoppeln.
Schweizer Elektronikhändler wie Digitec Galaxus, Brack.ch, Fust, Interdiscount oder MediaMarkt sind verpflichtet, elektronische Geräte zurückzunehmen. Es spielt keine Rolle, ob Sie ein Handy, einen (alten) Fernseher oder einen Kühlschrank zurückgeben möchten und ob Sie das Gerät in diesem Geschäft gekauft haben. Allerdings sind Händler nur dazu verpflichtet, Gerätekategorien zu akzeptieren, die sie im Sortiment führen. Wenn also eine Filiale keine Fernseher verkauft, muss der Händler diese Produkte dort auch nicht zwingend zurücknehmen.

Warum kann man Elektroschrott in der Schweiz «gratis» entsorgen?

Zwar bezahlt man beim Abgeben nichts, aber man hat dafür bereits beim Kauf bezahlt. Das Entsorgungssystem in der Schweiz wird mit der vorgezogenen Recyclinggebühr (vRG) finanziert, die sich nach dem Gewicht des Produkts richtet. Diese Verordnung gibt es bereits seit 1998. Mehr dazu bei erecycling.ch (SENS).

Wie entsorgen hiesige Elektronikhändler?

Computerworld hat sich umgehört. Hiesige Elektronikhändler arbeiten grundsätzlich mit dem Entsorgungspartner und ICT-Verband Swico zusammen. Der Schweizer Wirtschaftsverband der Informations-, Kommunikations- und Organisationstechnik Swico ist ISO-14001-zertifiziert (Zertifikat für Umweltmanagementsystem) und garantiert ein fachgerechtes Recycling der Materialien.
Auch Competec (Brack.ch) arbeitet mit Swico zusammen. Auf Anfrage heisst es, dass Competec über 60 Tonnen alte Elektrogeräte, CDs, Batterien, Akkus, Toner (und Nespressokapseln) etc. pro Jahr dem Recycling bzw. der fachgerechten Entsorgung zuführe. Das effektive Recycling wird in der Schweiz von verschiedenen Swico-zertifizierten Unternehmen im Bereich Wiederverwertung und Entsorgung durchgeführt, so ein Competec-Mediensprecher. Zudem werden Laptops, die veraltet sind, aber noch funktionieren, dem Projekt Labdoo abgegeben. Labdoo Schweiz, ein Verein in Oberwil Lieli ist ein gemeinnütziges Hilfsprojekt, das Kindergärten, Schulen, Waisenhäusern und Flüchtlingsheimen im In- und Ausland mittels Notebooks einen Zugang zu Bildung und IT ermöglicht.
Von Interdiscount/Microspot (Coop-Gruppe) heisst es auf Anfrage, die Filialen sammeln die Altgeräte und liefern diese anschliessend zentral zu den zertifizierten Elektronik-Recyclingbetrieben in der Schweiz. Sowohl Interdiscount als auch Microspot.ch arbeiten hierfür mit SENS eRecycling zusammen.

Was ist das Swico-Recycling-System?

Swico Recycling ist das freiwillige Rücknahmesystem für Altgeräte, das die Schweizer Hersteller und Importeure aus den Branchen Informatik, Büro, Unterhaltungselektronik sowie Foto/Film nutzen können.
Laut einem PR-Film können Firmen zweimal jährlich die Geräte deklarieren, die man den Endnutzern verkauft hat. Die Recyclinggebühren werden an Swico weitergeleitet. Swico kümmert sich um das Sammeln, Transportieren und Entsorgen. Controlling und Compliance erledigt dann Swico Recycling. Wer sich Swico nicht anschliesst, muss ein eigenes Rücknahmekonzept aufbauen.
Laut Swico-Fachbericht 2022 wurden im Jahr 2021 in den Swico- und Sens-Recyclingbetrieben rund 127 Tonnen Elektro- und Elektronikaltgeräte (EAG) verarbeitet. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt dies eine leichte Abnahme (rund 129 Tonnen). Die verarbeitete Menge an PCs, Laptops, Druckern, Kopiergeräten und sonstigen IT-Geräten nahm ebenfalls ab, was laut Swico auf einen Rückgang an Stückzahlen zurückzuführen sei. Dafür steigt die Stückzahl der Mobiltelefone weiter. In der Kategorie Unterhaltungselektronik blieben sowohl Anzahl als auch Durchschnittsgewicht relativ konstant.

Wer macht mit – und wer nicht?

Die Zahl der Konventionsunterzeichner konnte Swico nach eigenen Angaben 2021 um 94 erhöhen. Per 31. Dezember 2021 zählte man 762. Das entspreche einem Wachstum von 14 Prozent innert 12 Monaten. Eine Liste der Konventionsunterzeichner finden Sie hier.
Darauf sind zum Beispiel Apple Switzerland AG, Conrad Electronic AG, Digitec Galaxus AG (Migros-Gruppe), Brack.ch AG und Media Markt Schweiz AG zu finden. Nicht auffindbar sind zum Beispiel die Coop-Töchterfirmen Fust, Interdiscount und Microspot. Zum aktuellen Zeitpunkt werden auf der Webseite offenbar nur jene Hersteller und Importeure aufgeführt, die einen direkten Vertrag mit Swico unterzeichnet haben. Händler sind sowieso in der Pflicht, die Waren zurückzunehmen. Auf Anfrage bestätigt Fust (Coop-Gruppe), dass man mit Swico und SENS (Stiftung für Recycling von Elektro- und Elektronikgeräten) eng zusammenarbeite. Fust sei Vollmitglied und nehme auch direkt im Fachausschuss Einsitz.
Ebenfalls nicht auf der Konventionsunterzeichner-Liste war Aldi Schweiz. Doch das Unternehmen ist auf der vRG-Partner-Liste von SENS gelistet. Elektronische Geräte, die in einer Aldi-Schweiz-Filiale zurückgegeben werden, werden danach in eines von drei Aldi-Verteilzentren gebracht. Dort werden die Geräte gesammelt und der Wiederverwertung zugeführt. «Die Verteilzentren sind in der Auswahl ihrer Entsorgungspartner frei und arbeiten mit verschiedenen Firmen zusammen – zum Beispiel mit SENS eRecycling, wo wir auch Partner sind», so ein Mediensprecher von Aldi Suisse.



Das könnte Sie auch interessieren