Hardware made in Switzerland
Wenger Printers: Zerbrechliche Drucke
Es kann nicht schaden, wenn die Firmengeschichte mit einer Bruchlandung beginnt. Aus zwei Gründen: Es kann nicht weiter bergab gehen, das motiviert für den Anfang. Zudem sammelt man Erfahrungen, um für künftige Misserfolge gewappnet zu sein. Solches könnte Paul-André Wenger bestätigen. Mit viel Elan machte er sich Ende der 1960er-Jahre daran, von Basel aus für den belgischen Hersteller HVL das internationale Druckergeschäft aufzuziehen. Schon bald kam die Bruchlandung: HVL schloss im Herbst 1970 überraschend ihr Schweizer Büro. Statt aber mit dem Schicksal zu hadern, stieg der Jungmanager selbst ins Druckergeschäft ein und konnte nach drei Jahren bereits einen Millionenumsatz vermelden. In der 1974er-Rezession bekam «die schöne Umsatzkurve aber einen hässlichen Knick» und da zahlte sich die Crash-Erfahrung aus. Nur nicht verzagen, sagte sich Wenger, und investierte jeden Rappen in die Entwicklung. Das Resultat, Europas erster Drucker, der von einem 8-Bit-Mikroprozessor gesteuert wurde, brachte Wenger auf einen Umsatzhöhenflug. Sieben Büros dies- und jenseits des Atlantiks machten aus der Reinacher Firma einen Multi.
Für Wenger war 1992 der Schwarz-auf-Weiss-Druck an die Grenzen seiner Möglichkeiten gestossen. Mit Farbe liessen sich dagegen, so der Firmengründer, geschäftliche Dokumente vom Brief bis zur Überblicksgrafik aussagekräftiger gestalten. Seine Lösung taufte er «Jolt», einen Farbdrucker mit Festtintentechnik. Die A4-Blätter wurden mit zwei Seiten pro Minute in Schwarz-Weiss und in fünf Minuten in Farbe bedruckt. Mit Preisen zwischen 9900 und 13 900 Franken glaubte Wenger, den «Jolt» leicht in der Bürowelt verkaufen zu können. Diese Ansicht teilte die Rentenanstalt, die den Printer testweise in der Kundenberatung einsetzte. Die Prüfung sollte nicht erfolgreich sein, entstanden doch beim Falten des bedruckten Papiers hässliche Brüche in den Farbteilen. Für die Hochglanzbroschüren der späteren Swiss Life erwies sich der «Jolt» als ungeeignet. Wenger lenkte ein und erweiterte stattdessen sein Sortiment mit Laser- und Inkjet-Druckern von HP. Schon 1993 ging ihm endgültig der Schnauf aus.