13.11.2014, 09:00 Uhr
Diese sechs «D»s verändern die Arbeit der Zukunft
Die Zukunftsforscherin Nicola Millard hat sechs «D»s definiert. Droids, Diversity, Dilbert, Distance, Dolly und Dr. No werden unsere Arbeit in Zukunft verändern.
Die Technologie hält immer mehr Einzug in das Arbeitsleben. Auf dem Wissensarbeitsplatz Schweiz spielen Computer und Netzwerke in Zukunft eine zunehmend grössere Rolle. Die Firmen und die Infrastruktur hierzulande sind dabei zumindest technologisch gut gerüstet. Die Zukunftsforscherin Nicola Millard sieht in der Schweiz und in anderen Industriestaaten sechs Entwicklungen auf die Belegschaften in den Unternehmen zukommen. Sie offenbarte die Trends an einem Medienanlass des britischen Technologiekonzerns BT in Zürich. Millardhat sechs «D»s definiert, die die Arbeit der Zukunft massgeblich und voraussichtlich unwiderruflich verändern werden: Droids, Diversity, Dilbert, Distance, Dolly (Patron) und Dr. No.
1. Droids
Von den Robotern (Droids) erwartet die Expertin, dass sie einfache und auch qualifizierte Tätigkeiten von zum Beispiel Technikern, Verkäufern oder Verwaltungsangestellten übernehmen werden. Für den Menschen übrig bleiben werden Berufe mit hohen fachlichen Anforderungen und auch handwerkliche Jobs. «Niemand möchte sich von einem Roboter die Haare schneiden lassen», gab sie ein Beispiel. Jedoch benötige es in Zukunft keinen menschlichen Administrator mehr, der in Cloud-Rechenzentren über den Betrieb der Server wacht. Die Roboter würden ihrerseits allerdings nicht ganz ohne menschliche Kontrolle auskommen: selbstfahrende Autos würden zwar eigenständig in die Garage zur Inspektion finden. Eine Sicherheitslücke in den Fahrzeug-Betriebssystemen müssten aber menschliche Spezialisten identifizieren und mit Hilfe von Computern stopfen, so die BT-Forscherin.
2. Diversity
Die Vielfalt (Diversity) meint die Einflüsse auf die Arbeit durch die unterschiedlich alte Belegschaft, die sich aufgrund der längeren Lebensarbeitszeit künftig aus fünf Generationen zusammensetzt: Traditionalisten (geboren bis 1945), Baby Boomer (bis 1964), Generation X (bis 1980), Generation Y (bis 1999) und die Generation Z (ab 2000). Alle Altersgruppen haben ihre individuellen Einstellungen zur Arbeit, zu Freiheiten und Vorschriften sowie dem Umgang mit den anderen Generationen. Wie Zukunftsforscherin Millard sagte, birgt schon die firmeninternen Kommunikation ein Konfliktpotenzial: Traditionalisten sowie Baby Boomer bevorzugen E-Mail. Sie sind skeptisch gegenüber Social-Tools. Ohne Facebook oder Twitter können allerdings die Generationen Y und Z gar nicht arbeiten. Auf der nächsten Seite: Dilbert und Distance
3. Dilbert
Hierzulande schon verbreitet sind neue Arbeitsumgebungen mit flexiblen Büro-Einrichtungen, Lounge-Zonen oder Meeting-Theken. Die aus den Dilbert-Comics bekannten Cubicles werden nach den Prognosen von Millard bald der Vergangenheit angehören. «Wie im Theater die Bühnenbilder ausgetauscht werden, so sollte sich auch das Büro an die Tätigkeit anpassen», sagte sie. Beim Finden der optimalen Ausstattung und Einrichtung könne auch Technologie helfen. MIT-Professor Alex Pentlands schlägt dafür das Konzept der «Social Physics» vor: Eine Methode ist die Vermessung der Arbeitsinteraktionen innerhalb von Räumlichkeiten mithilfe von Beacons oder RFID-Tags. Das Home Office und das Coffice (Café als Arbeitsort) werden laut Millard ausserdem an Bedeutung gewinnen. Dabei ist die Cloud die Infrastruktur, in der die Angestellten hauptsächlich arbeiten.
4. Distance
Die Cloud wird auch helfen, Entfernungen (Distance) zu überbrücken. «Gespräche von Angesicht zu Angesicht werden zum Luxus», glaubt die BT-Futurologin. Virtuelle Meetings hätten ökonomische Vorteile wie beispielsweise tiefere Reisekosten. Hinzu kämen ökologische Aspekte, die für Unternehmen aller Couleur zunehmend wichtig (und zum Image-Argument) würden. Schliesslich müsse mit der wandelnden Belegschaftsstruktur auch die körperliche Belastung durch zum Beispiel stundenlange Flugreisen sinken. Dann seien Videokonferenzen eine probate Alternative, meint sie. Wenn Video nicht erwünscht (etwa im Home Office) oder erforderlich ist, genüge auch eine Audiokonferenz. Mittlerweile kann mit Rundum-Sound und Störgeräuschfiltern auch eine Akustik wie in echten Meetings hergestellt werden. Die Technik wird in der Zukunft noch verbessert werden müssen, meinte die BT-Forscherin, wenn auch ältere Mitarbeiter mit nachlassendem Hörvermögen sich in Audiokonferenzen treffen sollen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Dolly (Parton), Dr. No und das Ende des 9-to-5-Jobs
5. Dolly (Parton)
Der Titel des Films «Joyful Noise» mit der US-amerikanischen Sängerin und Schauspielerin Dolly Parton steht laut Millard für das Ende der 9-to-5-Jobs. Eine ununterbrochene Tätigkeit über Stunden gäbe es schon heute nur noch selten. Wenn künftig noch mehr Technologie am Arbeitsplatz präsent ist, nimmt auch die Reizüberflutung weiter zu. Der Lärm sei dann allerdings nicht eben angenehm, also kein «Joyful Noise». «Wissensarbeit wird heute alle drei Minuten von anderen Themen unterbrochen», bezifferte die BT-Forscherin die Häufigkeit von Störungen. Die Unterbrüche während der regulären Arbeitsstunden würden es erforderlich machen, dass Angestellte einige Tätigkeiten jenseits von Büros und Kollegenkreis erledigten – zum Beispiel im Home Office. Unternehmen müssten Methoden finden, wie die Aufgabenerledigung trotzdem verrechnet würde. Die Abkehr von der klassischen Arbeitszeit hin zur Ergebnis-Orientierung wäre ein Ansatz, meint Millard. In einigen Schweizer Unternehmen wird dieses Modell schon praktiziert.
6. Dr. No
Bei ergebnisorientierten Arbeitsmodellen müssen CIOs und Sicherheitsverantwortliche nicht mehr als Nein-Sager (Dr. No) auftreten. Wie die Futurologin erklärte, arbeiten Angestellte dann mit ihren eigenen Mitteln und Werkzeugen. Ein «Nein» zu beispielsweise ByoD sei aber auch keine Option mehr, denn die besten Talente würden sich nicht vorschreiben lassen, wie sie ein Arbeitsziel erreichen. «Sicherheitsvorschriften wie achtstellige Passwörter für das Smartphone oder eine obligatorische Verschlüsselung ist schlicht inakzeptabel», sagte Millard. Die Unternehmensinformatik müsste sichere Plattformen bereitstellen, über die Angestellte auf geschäftskritische Informationen zugreifen können. Der verantwortungsvolle Umgang mit den Daten obliege den Mitarbeitern selbst. Jüngere Generationen seien jedoch Technologie-affiner, was die Risiken verringere, so die Forscherin. Wie lang der Weg in diese Zukunft noch ist, verdeutlichen zwei Fakten: Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Unternehmen zweifeln am adäquaten Umgang ihrer Angestellten mit sensiblen Daten. Fast zwei Drittel (62 Prozent) der Digital Natives (Generation Y) frustriert die am Arbeitsplatz vorhandene Technologie. Die Technologie für den Arbeitsplatz von morgen ist nach den Worten Millards steht ebenfalls bereit. Alle sechs Szenarien seien schon heute realisierbar. Die Herausforderung jetzt ist die kulturelle Veränderung für Mitarbeiter und Unternehmen.