21.08.2009, 13:04 Uhr

Mobiler UMTS-Hotspot im Test

Novatel Wireless hat mit dem MiFi 2352 einen tragbaren UMTS-Router mit integriertem Hotspot auf den Markt gebracht. Computerworld hat die neue Wunderwaffe für den Roadwarrior getestet.
Wer häufig unterwegs auf das mobile Internet zugreift, womöglich noch gemeinsam mit Arbeitskollegen oder der Familie, wird sich ein Gerät wie das MiFi 2352 von Novatel Wireless herbeigewünscht haben: Der Device ist ein tragbarer Mini-UMTS-Router, der über einen integrierten WLAN-Access-Point bis zu fünf Geräte in zehn Metern Reichweite gleichzeitig mit HSDPA-Geschwindigkeit (bis zu 7,2 Mbit/s) mit dem Internet verbindet. Zusätzlich ermöglicht das Zigarettenschachtel-grosse Gerät dank seiner integrierten MicroSD-Schnittstelle wie eine Art Netzspeicher auch den gemeinsamen Zugriff auf Dateien. Per USB-Schnittstelle dient es ferner als UMTS-Modem.

Der erste Eindruck

Die schicke schwarze Box, in der das MiFi geliefert wurde, ist hauptsächlich mit vier Adaptern gefüllt, mit denen sich das Gerät an fast jeder Steckdose mit Strom versorgen lässt. Gleichzeitig soll der mit 1530 Milliamperestunden Kapazität relativ üppige Akku bis zu vier Stunden laufenden Betrieb ermöglichen - ein Wert, der in der Praxis selbst bei relativ ungünstigen Empfangsbedingen nur knapp verfehlt wurde.
Das übrige Zubehör beschränkt sich auf ein spezielles USB-Mini-USB-Kabel und eine knapp gefassten Kurzanleitung. Wer eine ausführliche Dokumentation sucht, wird auf die Website des Herstellers verwiesen. Zum Zeitpunkt des Tests stand der 107 Seiten starke "User Guide" allerdings dort (noch) nicht zur Verfügung.
Das MiFi selbst macht mit seiner Klavierlack-Oberfläche und dem verchromten Plastikrahmen einen edlen Eindruck, ohne dabei zu schwer aufzutragen. Mit lediglich 80 Gramm lässt es sich leicht in der Jackentasche verstauen und überall mitnehmen. Ausser am Gewicht hat Novatel auch an den Kontrollleuchten gespart. Diese beschränken sich auf zwei LEDs, was die Nutzung nicht unbedingt vereinfacht: So blinkt oder leuchtet der Ein/Ausschaltknopf je nach Verfügbarkeit beziehungsweise Verbindung in grüner (GPRS), dunkelblauer (EDGE/UMTS) oder lila (HSPA) Farbe. Ein tiefrotes Blinken warnt ausserdem vor niedrigem Akkuzustand, während ein konstantes Leuchten auf eine Fehlfunktion des Geräts, im Test war dies eine schlecht sitzende SIM-Karte, hinweist. An der Steckdose blinkt die LED orange bis der Ladevorgang beendet ist.
Eine zusätzliche blaue LED an der Seite gibt Auskunft über die WLAN-Funktion und verbundene Clients. Insgesamt muss sich der Nutzer zumindest am Anfang nicht weniger als 14 Kombinationen merken, wenngleich die Farb-Codes einer gewissen Logik folgen.

Alles Einstellungssache

Um das MiFi startbereit zu machen, muss man zunächst die SIM-Karte und den vorgeladenen Akku einsetzen und schliesslich den Einschaltknopf drücken. Ist das Linux-System "hochgefahren", wird das WLAN auf dem Rechner in der Liste der verfügbaren Drahtlosnetzwerke als "MiFi_2352" angezeigt. Hat man sich erfolgreich verbunden, ruft man als ersten Schritt im Browser unter http://192.168.1.12 oder www.mifi/de das auch auf Deutsch verfügbare Menü auf und loggt sich als Admin ein. Eine Konfiguration über die USB-Schnittstelle ist nicht möglich.
In der Web-Oberfläche gilt es zunächst, die PIN der SIM-Karte einzugeben und im Menüpunkt "Internet Profile" die Einstellungen für die Mobilfunk-Datenverbindung (APN, Benutzername, Passwort und Authentifizierungstyp) zu tätigen. Insgesamt lassen sich an dieser Stelle bis zu sechs Profile voreinstellen, was die Nutzung von mehreren nationalen SIM-Karten erleichtert. Wer bis zu fünf Nutzer mit schnellem Internet versorgen will, sollte dabei unbedingt nach günstigen Tarifen, möglichst mit Flatrate und einer hohen Bandbreite (HSDPA) Ausschau halten.
Nachdem die Verbindung steht, ist es ratsam, als nächsten Schritt im Bereich WiFi den Unterpunkt Profile anzusteuern. Dort kann man das WLAN vor unbefugten Nutzern schützen. Zur Auswahl stehen WEP-, WPA- oder WPA2-Verschlüsselung. Außerdem kann man die SSID verändern und über einen MAC-Filter nur vertrauenswürdigen Clients den Zugriff erlauben. Zusätzlich besteht natürlich die Möglichkeit, die Verbindung jederzeit per Mausklick zu kappen, um offline zu gehen.
Auch die übrigen Einstellungsmöglichkeiten lassen kaum Wünsche offen. Dazu zählen etwa auf der Router-Seite Port-Filterung und -Weiterleitung sowie die Aktivierung von DHCP-Server und VPN-Passthrough-Unterstützung. Anders als bei herkömmlichen Routern lässt sich zudem einstellen, nach wie vielen Minuten Inaktivität der MiFi zum Stromsparen in den Ruhemodus geht. Wer auf Nummer Sicher gehen will, kann ausserdem die Konfigurationsdateien auf dem PC sichern oder von dort neu einspielen.
Das Surfen selbst ist mit dem MiFi - bei reichlich verfügbarer Bandbreite wohlgemerkt - problemlos und zügig, wenn auch nicht spektakulär. Bei einem Benchmark-Test wurde über eine HSDPA-Verbindung als Durchschnitt immerhin ein Datendurchsatz von 5,5 Mbit/s im Down- und 1,1 Mbit/s im Upstream gemessen. Mit einer Latenzzeit von rund 62 Millisekunden sind dabei auch VoIP-Telefonate kein Problem, was insbesondere im Ausland - sofern nicht vom Carrier blockiert - ein wichtiger Punkt ist.

Mini-NAS inklusive

Neben dem mobilen Internet kann man über das MiFi (www.mifi/de/sdcard) auch auf die Daten der integrierten MicroSD-Card zugreifen oder neue hochladen und das Gerät somit als eine Art Netzspeicher verwenden. Mit einer Kapazität von bis zu 16 Gigabyte bieten die Karten mittlerweile ausreichend Platz, um quasi als virtuelles Office selbst umfangreichere Dokumente zur gemeinsamen Bearbeitung vorzuhalten oder - im privaten Umfeld - Bilder und kleine Videos für die ganze Familie aufzubewahren - eine nützliche Streaming-Funktion fehlt jedoch. Als kleines Manko ist hier noch anzufügen, dass der Administrator Lese- und Schreibrechte nur generell, nicht jedoch nutzerspezifisch vergeben kann. Bei maximal fünf WLAN-Nutzern und einem verschlüsselten Zugang dürfte es jedoch kein Problem darstellen, die Kontrolle über die Daten zu bewahren.

USB-Modem mit Überraschungen

Last but not least kann man das MiFi noch wie einen üblichen UMTS-Stick über die USB-Schnittstelle eines Rechners verwenden. Dazu installiert das Device bei erstmaliger Verbindung in Sekundenschnelle die Zugangssoftware MobiLink auf dem PC, Mac oder Linux. Da es sich dabei um eine komplett unabhängige Software handelt, werden die APN-Einstellungen der WLAN-Verbindung nicht übernommen, sondern müssen neu gesetzt werden. Als weitere Überraschung wartet MobiLink ausserdem mit neuen Funktionen auf. So verfügt der Soft-Client über eine SMS-Anwendung mit Zugriff auf verschiedene Adressbücher. Zusätzlich lässt sich das MiFi dank integriertem GPS-Moduls nun auch für Navigation oder ortsbezogene Dienste einsetzen. Um Entwicklern die Möglichkeit zu geben, spezielle Anwendungen und Widgets für das MiFi zu schreiben, hat Novatel nun ein Entwicklerprogramm gestartet und die Programmierschnittstelle freigegeben.
Unglücklicherweise ist es (normalerweise) nicht möglich, einen in die Knie gegangenen MiFi-Akku via USB und Rechner aufzuladen und gleichzeitig die WLAN-Funktion zu nutzen. Findige Anwender haben inzwischen jedoch zumindest eine Lösung gefunden, um das Gerät über den angeschlossen Laptop im WLAN-Modus am Laufen zu halten. So genügt es, ein normales Datenkabel zu verwenden oder in der Mitte des MiFi-Kabels das weisse und grüne Kabel zu trennen.

Fazit

Mit seinen zahlreichen Einsatzmöglichkeiten im beruflichen oder privaten Umfeld dürfte das MiFi prinzipiell für eine grosse Zielgruppe interessant sein. Das grösste Handicap bleibt dabei aber vermutlich der stolze Preis von rund 230 Euro, für die das MiFi unter www.mobilx.hu bereits in Europa erhältlich ist. Dieser kommt umso mehr zum Tragen, wenn der potenzielle Käufer bereits einen UMTS-Stick oder ein WLAN-fähiges Smartphone besitzt. Wer allerdings häufig im Ausland unterwegs ist und dort viel im Internet surft oder telefoniert, kann die Investition jedoch allein mit einer nationalen SIM-Karte und günstigen VoIP-Telefonaten wieder hereinholen.



Das könnte Sie auch interessieren