VMwares Lizenzmodell
05.08.2011, 16:36 Uhr
Kunden bleiben skeptisch
VMware hat auf die harsche Kundenkritik reagiert und sein neues Lizenzmodell nachgebessert. Aber auch der Kompromissvorschlag steht stark unter Beschuss. Die Details.
Was anfangs so vorteilhaft klang, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als Mogelpackung. Zeitgleich mit der Einführung des neuen vSphere 5 Mitte Juli führte VMware ein neue Lizensierungsmodell ein. Zunächst die Vorteile für Kunden, die auch in VMwares neuem Kompromissvorschlag erhalten bleiben: Der Virtualisierungsmarktführer löst die alte Bindung der Lizenzkosten an physikalisches RAM (pRAM) und die Anzahl der Prozessorkerne. Stattdessen geht das mit jeder Lizenz erworbene virtuelle RAM (vRAM) in einen virtuellen RAM-Pool ein, aus dem sich virtuelle Maschinen (VM) je nach Bedarf, also lizenz- und prozessorübergreifend, bedienen dürfen. Harsche Kritik an Mogelpackung Klingt zunächst gut. Der Streit entzündete sich an den viel zu knapp bemessenen Obergrenzen fürs vRAM pro Lizenz. Viele VMware-Kunden rechneten ihre konkreten Unternehmensszenarien mit dem spitzen Bleistift durch. Schnell wurde klar: Mit dem neuen vSphere-5-Lizenzmodell stehen unter der Hand massive Preiserhöhungen ins Haus. Der Grund: VMware hat die alte pRAM-Obergrenze von 256 GByte signiifikant reduziert. Ob physikalisch oder virtuell, benötigtes RAM muss man bezahlen, und die neuen vRAM-Limite sind allesamt nicht mehr drei-, sondern nur noch zweistellig (siehe Tabelle nächste Seite). Unterm Strich also steigen die Lizenzgesamtkosten. Neues Lizenzmodell - die Fakten Mittlerweile hat VMware auf die harschen Kundenproteste reagiert und die pro Lizenz eingekauften vRAM-Kontingente angehoben. Zunächst die Fakten des Kompromissvorschlages: 1) vSphere 5 wird zwar pro Prozessor (unabhängig von der Anzahl der pro Prozessor vorhandenen Kerne) lizensiert. Das mit einer Lizenz eingekaufte vRAM-Kontingent (siehe Tabelle nächste Seite) geht aber in einen vRAM-Pool ein, aus dem sich virtuelle Maschinen lizenzübergreifend bedienen dürfen, bis der Pool erschöpft ist. Eine VM mit geringem Ressourcenverbrauch kann den Verbrauch einer ressourcenhungrigeren Maschine ausgleichen. 2) Das v-RAM-Kontingent einer einzelnen VM unter der Enterprise-Plus-Lizenz ist nach oben unbegrenzt. «Keine Applikation, ganz gleich wie gross, benötigt für ihre Virtualisierung mehr als eine vSphere-Enterprise-Plus-Lizenz», schreibt Bogomil Balkansky, VP Product Management, in seinem Blog. Unabhängig vom aktuell benötigten vRAM werden (unter der Enterprise-Plus-Lizenz) lediglich 96 GByte berechnet und vom vRAM-Pool abgezogen. 3) VMware berechnet über 12 Monate einen Durchschnittswert für das von einem Kunden konsumierte Gesamt-vRAM. Um kurzzeitige Lastspitzen abzudecken ist es nicht nötig, die Anzahl der Lizenzen zu erhöhen oder teurere, hochvolumige Lizenztypen einzukaufen. Nächste Seite: Tabellarischer Überblick und Preise vSphere-5-Lizenzen: VMwares Kompromissvorschlag ! TABELLE ! In Klammern: (1) Preise für 1-Jahres-Basic-Support, (2) alte vRAM-Limite Kunden bleiben skeptisch In der VMware Community wurde der Kompromissvorschlag des Virtualisierungsmarktführers zwar nicht mit Begeisterung aufgenommen, so aber doch begrüsst. Trotzdem bleiben Unternehmenskunden skeptisch. «Ich fühle mich immer noch wie im Regen stehen gelassen», schreibt ein Community-Mitglied mit Essentials-Lizenz. Die bisher möglichen 64 GByte pRAM sind unter dem neuen Lizenzmodell mit einer Obergrenze von 32 GByte vRAM nicht mehr nutzbar. Auch unter dem neuen Berechnungsmodell steigen die Lizenzgesamtkosten. Ein anderer Community-Benutzer schlägt vor, Lizenzen wieder an Prozessorkerne, etwa gestaffelt nach 4-Kern-Kontingenten, zu koppeln und die vRAM-Limite zu streichen. Das sei logischer und vor allem fairer. Ganz unrecht haben VMwares Kunden nicht. Forrester-Analyst Duncan Jones sieht auch im neuen Berechnungsmodell (Version 2) den Anfang einer Preisspirale. Applikationen tendieren dazu, immer ressourcenhungriger zu werden, und benötigen dann auch mehr RAM. Ganz gleich wie man heute konfiguriert, vRAM-Zukäufe werden - unter dem jetzigen Lizenzmodell - in Zukunft unvermeidbar sein. Es scheint so, als sei das letzte Wort in VMwares Lizenzierungsstreit noch nicht gefallen.