10.01.2007, 09:10 Uhr

Geheimnisvolles Räderwerk

Mit Hilfe von modernster Scan- und Imaging-Technik ist die Funktionsweise des ältesten, mechanischen Computers aufgedeckt worden.
Der Mechanismus von Antikythera ist der älteste bekannte mechanische Computer der Welt. Jetzt haben Forscher gezeigt, wie er funktionierte.
Mit ausgefeilten Imaging-Techniken und dreidimensionalen Computer-Tomografien ist es Archäologen gelungen, einige Geheimnisse einer 2100 Jahre alten mechanischen Berechnungsmaschine für Himmelsbewegungen zu lüften.
Die jüngsten Forschungen zeigen dabei, dass der Mechanismus von Antikythera - er ist nach dessen Fundort vor der gleichnamigen griechischen Insel benannt - ein Wunderwerk der Feinmechanik darstellt. Der antike Astrolab, der bereits 1901 von Tauchern geborgen wurde, kann addieren, subtrahieren und dividieren - dies mit Hilfe von 39 geschickt angeordneten Zahnrädern.
Demnach war der antike Computer im Stande, die Positionen von Sonne, Mond und den damals fünf bekannten Planeten vorherzusagen, und zwar so akkurat, dass auch Himmelsereignisse wie Mond- und Sonnenfinsternisse berechenbar wurden.
Zu den jüngsten Erkenntnissen der griechisch-walisischen Forschungsgruppe des Antikythera Mechanism Research Project (AMRP) zählt, dass das Uhrwerk mathematische Konzepte des Astronomen Hipparchus aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert aufgreift.
Dieser hatte etwa die erste Anomalie der Mondbahn entdeckt. Sie beschreibt die Tatsache, dass die elliptische Umlaufbahn des Trabanten sich im Zeitraum von neun Jahren einmal um die Erde verschiebt. Um diese Beobachtung mit Hilfe eines Getriebes wiederzugeben, hat der antike Erfinder die mechanische Umsetzung einer Sinusfunktion realisiert.
So faszinierend die Funktionsweise des astronomischen Methusalems ist, so ausgeklügelt war auch die Technik, um ihr auf die Schliche zu kommen. Hervorgetan hat sich unter anderem Hewlett-Packard (HP). Deren Forschungslabor ist dem Rechner mit dem Visualisierungsverfahren «Reflectance Imaging» zu Leibe gerückt.
Dabei wird das Objekt unter eine Haube mit 50 Lichtquellen gelegt. Hernach werden Bilder mit unterschiedlicher Beleuchtung gemacht und am Computer montiert. Durch die so mögliche Manipulation des Schattenwurfs lassen sich Strukturen auf der Oberfläche entdecken und Beschriftungen lesen. Auch ein spezieller Computertomograf der britischen Firma X-Tek Systems half dabei, die einzelnen Zahnräder des Mechanismus zu visualisieren.
Eine Frage konnten die Forscher allerdings noch nicht restlos klären: Warum ist der Mechanismus von Antikythera bislang ein Einzelfund? Einen Erklärungsversuch gibt es bereits. Da das Gerät Finsternisse voraussagen konnte, was damals als Wahrsagekunst galt, könnte der Bauplan als Geheimwissen gehütet worden sein.



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