19.02.2009, 13:21 Uhr
Forderung nach mehr mobiler Offenheit
Die Chefs von AT&T, Microsoft und Nokia diskutieren an einem Podiumsgespräch mit Wallstreet-Journal-Mann Walt Mossberg die Zukunft des globalen Handy-Markts. Es müsse ein offenes System geben, forderten alle. Konkrete Schritte zur besseren Zusammenarbeit wurden aber nicht genannt.
Im Mobilfunkmarkt sind insgesamt über 60 Hersteller beteiligt. Es gibt mehr als neun Betriebssysteme. Über 500 Internetanbieter weltweit. Diese Konstellation birgt Probleme: Höher werdende Entwicklungskosten und komplexere Situationen für die Konsumenten sind die Folge. Ralph de la Vega, Chef des Netzanbieters AT&T, Steve Ballmer, Microsoft-CEO und Olli-Pekka Kallasvuo, CEO von Nokia, waren sichwährend einer Podiumsdiskussion am Mobile World Congress in Barcelona alle einig: Es braucht eine nähere Zusammenarbeit zwischen allen Anbieter im Markt. ,,Applikationen für die Mobiltelefone müssen mit allen Geräten und Betriebssystemen kompatibel sein", forderte Ralph de la Vega. Es brauche zudem Transparenz für die Kunden, was Sicherheit und Privatsphäre angeht. Viele Menschen würden ihr ganzes Leben im Handy abspeichern. Die Leute müssen wissen, was mit der Surfhistory, den gespeicherten Positionsdaten, den Kontaktadressen und den Mails passiert. De la Vega glaubt, dass eine Zusammenarbeit möglich ist, und brachte ein Beispiel aus den USA: ,,Vor 2002 war es in den Staaten nicht möglich, eine SMS vom einen Provider zu einem anderen zu schicken. Die Anbieter suchten das Gespräch, und ermöglichten so eine konvergente Lösung." Dadurch sei der Umsatz innert 7 Jahren um 140 Prozent gestiegen. Er gehe davon aus, dass dies im mobilen Internetgeschäft ähnlich sein wird.
Privatsphäre ist wichtig, getan wird das Gegenteil
Olli-Pekka Kallasvuo bläst ins selbe Horn: Die Öffnung und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Anbietern sei eine Chance, die es zu nützen gelte. Auch er betonte die Wichtigkeit von Transparenz und Vertrauen, was die Sicherheit angeht. Die Befürchtungen der Menschen hinsichtlich ihrer Privatsphäre seien berechtigt, sagte Kallasvuo. In Zukunft werde Kooperation mit Konkurrenten immer wichtiger. Ob das nur leere Worte waren, wird sich zeigen. Nokia hat nämlich genau so wie Apple und Sony einen eigenen Musikladen auf den Markt gebraucht. Eine Zusammenarbeit für ein einziges Angebot war hier offenbar nicht notwendig. Ebenfalls ist es bei Nokia möglich, Applikationen herunterzuladen, die zum Ort passen, an dem man sich gerade befindet. Ausserdem könne man Programme downloaden, die einem Freunde empfehlen oder besonders beliebt seien. Ein Angebot, das die angeblich so wichtige Thema Privatsphäre stark tangiert.
Geräteunabhängige Backup-Möglichkeit
Trotz der Wirtschaftskrise sei es jetzt wichtig, optimistisch zu sein, sprach Steve Ballmer in bester Obama-Manier zum Publikum. Jetzt sei die Möglichkeit da, Innovationen zu erarbeiten und bei allfälliger Genesung der Wirtschaft davon zu profitieren. Schon jetzt seien mehr als drei Milliarden Menschen mit ihrem Mobiltelefon im Internet. Das sei eine unglaublich hohe Zahl. Mit neuen Geräten wird diese Zahl noch mehr ansteigen, glaubt Ballmer. Die Zukunft gehöre dem Interaktiven, der Kommunikation mit Freunden. Dazu beitragen werde künftig die Handschriftenerkennung oder die Spracherkennung auf dem Handy. Für Ballmer ist wichtig, dass es für alle Kunden, unabhängig von Gerät und Betriebssystem, eine Backup-Möglichkeit für die Daten gibt. Aber auch hier hat Microsoft einen eigenen Service angekündigt.
Damit wirklich alle Hersteller zusammenarbeiten und für alle Geräte und Betriebssysteme kompatible Lösungen präsentieren, muss aber noch viel geschehen.
Damit wirklich alle Hersteller zusammenarbeiten und für alle Geräte und Betriebssysteme kompatible Lösungen präsentieren, muss aber noch viel geschehen.