21.09.2009, 08:07 Uhr

1000 Wirtschaftsinformatiker aus St. Gallen

Das Institut für Wirtschaftsinformatik der Hochschule St. Gallen feiert den 20. Geburtstag. Die fünf Professoren positionieren ihre Forschung und Lehre in der Praxis, indem die Wirtschaft an nahezu jedem Forschungsprojekt involviert ist.
Professor Brenner blickt auf 20 Jahre Institutsgeschichte
Zu einem der grössten Institute der Hochschule St. Gallen ist die Wirtschaftsinformatik in den vergangenen 20 Jahren gewachsen, berichtet Professor Walter Brenner im Gespräch mit Computerworld. An einer Feierstunde anlässlich des 20-jähriges Bestehens des Instituts hielt sich der geschäftsführende Direktor mit Eigenlob aber zurück: «Wir tun das, was wir am Besten können, nämlich gemeinsam mit der Wirtschaft praxisorientiert forschen und lehren.»
Brenners Professorenkollege Robert Winter skizziert den wissenschaftlichen Ansatz des Instituts, das «Business Engineering». Die Methode von Ingenieuren erlaube es den St. Galler Wirtschaftsinformatikern, ihre Forschungsergebnisse als «mechanische Bausteine» in die Praxis bei Unternehmen umzusetzen.
The Next Big Thing
Dabei sind die Ostschweizer ganz eng an der unternehmerischen Realität. Professor Hubert Österle ermaht die Hersteller etwa, dass massives Umdenken notwendig sei. Innovationen drohten zu verpuffen, weil die Verbraucher bereits mit den vorhandenen Technologien überfordert seien und sie keine Kapazität für noch mehr Angebote hätten. Österle führt als Beispiel an, dass in den meisten Alltagsgegenständen heute Kleinstcomputer steckten, die ein Verbraucher bedienen können muss. Nicht etwaige Neuheiten seien «The Next Big Thing», sondern das Beherrschen der vorhandenen Technologie.
Häufig als «The Next Big Thing» tituliert wird das Web 2.0. Mit der Anwendung dieser Technologien im Unternehmen befasst sich Professorin Andrea Back. Dabei steht für Back das Einbinden aller Mitarbeiter in Projekte wie Blogs oder Wikis und der Businessnutzen von Web-2.0-Technik im Vordergrund. «Web 2.0 heisst in Unternehmen häufig SharePoint», stellt die Professorin fest. «Allerdings hilft es nicht, einen SharePoint zu installieren, wenn er dann nicht genutzt wird.»
Ungenutztes Optimierungspotential ortet Professor Brenner in den IT-Abteilungen von Unternehmen. Seiner Einschätzung nach werden 10 Prozent der Ausgaben für die Software-Entwicklung verwendet und 90 Prozent für den Betrieb. Heute sei der Hauptansatzpunkt für Optimierungen die Software-Entwicklung, etwa SOA. Brenner plädiert in Unternehmen für die «Industrialisierung» des Betriebs um Einsparpotentiale zu realisieren.
Kooperation mit der Wirtschaft
Die Anwendbarkeit von CRM-Konzepten aus Unternehmen auf den Hochschulbetrieb ist eines der Themen von Professor Reinhard Jung. Auch wenn Universitäten gegenwärtig in grossen Projekten ihre IT-Landschaften erneuerten, würde CRM dabei selten berücksichtigt, beobachtet Jung. Dabei sei das Konzept teilweise durchaus übertragbar und nützlich für beide Seiten.
Laut Professor Brenner sehr erfolgreich ist die Zusammenarbeit zwischen den St. Galler Wirtschaftsinformatik und den Anwenderunternehmen. Das Institut finanziere sich zu über 80 Prozent durch Projekte, die gemeinsam mit mittlerweile rund 100 Firmen realisiert werden. Auf der Unternehmensseite sässen mittlerweile mehr als 1000 Wirtschaftsinformatiker und über 700 Masters of Business Administration, die in St. Gallen ihren Abschluss gemacht haben. Zudem haben Brenner und seine Kollegen in den letzten 20 Jahren circa 100 Wirtschaftsinformatiker promoviert und 20 habilitiert.

Link zu diesem Artikel:




Das könnte Sie auch interessieren