Nach Bilanzskandal
26.06.2020, 09:15 Uhr
Wirecard stellt Insolvenzantrag
Nach dem milliardenschweren Bilanzskandal stellt Wirecard einen Insolvenzantrag. Zuvor war bereits Markus Braun, der ehemalige CEO des Online-Bezahldienste-Anbieters, verhaftet und gegen Zahlung einer Kaution wieder freigelassen worden.
Der deutsche Zahlungsdienstleister Wirecard hat in der Nacht zum Montag eingeräumt, dass 1,9 Milliarden Euro, die das Unternehmen auf Treuhänderkonten verbucht hatte, sehr wahrscheinlich nicht existieren. Deswegen prüfte der Konzern nun die nachträgliche Korrektur seiner Bilanzen der vergangenen Jahre. Bereits am vergangenen Freitag war Vorstandschef Markus Braun zurückgetreten. Bald danach war Braun verhaftet und gegen Zahlung einer Kaution wieder freigelassen worden.
In einer Mitteilung vom Donnerstag heisst es: «Der Vorstand der Wirecard AG hat heute entschieden, für die Wirecard AG beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen.»
Wirecard wickelt bargeldlose Zahlungen für Händler ab – sowohl an Ladenkassen als auch online. Das Unternehmen ist seit mehr als einem Jahr in Bedrängnis, seit die Londoner «Financial Times» dem Management in einer Serie von Artikeln Bilanzmanipulationen vorwarf. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin untersucht ebenso wie die Münchner Staatsanwaltschaft verschiedene Aspekte im Fall Wirecard.
Auch die Finanzaufsicht Bafin zeigte sich entsetzt über den Bilanzskandal beim Zahlungsdienstleister Wirecard. «Das ist ein komplettes Desaster, das wir da sehen, und es ist eine Schande, dass so etwas passiert ist», sagte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Felix Hufeld, am Montag bei einer Konferenz in Frankfurt. «Wir befinden uns mitten in der entsetzlichsten Situation, in der ich jemals einen Dax-Konzern gesehen habe.»