20.11.2014, 06:49 Uhr
Ist WhatsApp jetzt sicherer als Threema?
Auf einmal ändert WhatsApp die Kursrichtung und setzt auf die Verschlüsselung des nagelsicheren TextSecure-Messengers.
Lange zuvor wurde WhatsApp von Datenschützern kritisch beäugt, zuletzt von der Stiftung Warentest. Nach der Übernahme durch Facebook büsste der von Pannen geplagte Kurznachrichtendienst zusätzlich an Vertrauen ein. Alternativ-Messenger wie Threema und Telegram erfuhren sogar für eine kurze Zeit einen regelrechten Boom unter eingeschränkten Nutzerkreisen. Der nicht vorhandenen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung entgegnet WhatsApp nun mit einer Ankündigung, die es in sich hat: WhatsApp setzt demnchst plattformbergreifend auf die Verschlsselungsstandards des TextSecure-Messengers. Sein Verschlüsselungsprinzip soll die Nachrichten auf dem kompletten Weg vom Sender zum Empfänger schützen. Dazu müssen aber beide Gesprächspartner die neuste Android-Version installiert haben. Versionen für iOS und Windows Phone sind noch in Entwicklung.
Schwächen von Threema
In einer erst kürzlich herausgegebenen Rangliste der Electronic Frontier Foundation (EFF), deren Gremium unter anderem IT-Security-Guru Bruce Schneier angehört, erhielt TextSecure die maximale Punktzahl in sieben Datenschutzkriterien. Der Schweizer Alternativ-Messeger Threema schnitt demgegenüber nur mit fünf Punkten ab, weil die Entwickler hinter TextSecure im Gegensatz zu Threema den Code von unabhängigen Entwicklern prüfen und Einblick in die Code-Qualitätsprozesse (Code Audit) gewähren. «Grundsätzlich ist es positiv zu werten, dass auch für WhatsApp Verschlüsselung offenbar ein Thema ist», findet Roman Flepp, Mediensprecher von Threema. Als repräsentativ hinnehmen will er die Auswertung der EFF jedoch nicht. Um in einem gewissen Mass konkurrenzfähig zu bleiben, sei man als Start-up darauf angewiesen, den Code vorerst einer kleinen Gruppe offenzulegen, um die Cloining-Gefahr einzudämmen, meint Threema im Gespräch mit Computerworld. Zudem sei die NaCl-Kryptografiebibliothek, die Threema zugrunde läge, jederzeit einsehbar. Nächste Seite: Hintertüre in WhatsApp
Nachteile von WhatsApp
Durch die zwangsweise Bindung des Kontos an eine Handy-Nummer seien bei WhatsApp nach wie vor eindeutige Rückschlüsse auf die Identität des Nutzers möglich, hält Threema nachträglich in einer Stellungnahme fest. «Die Datensammelei geht somit weiter», sagt Flepp. Zudem würden Informationen über Kontakte und Beziehungen weiterhin zum US-amerikanischen Anbieter übertragen. Schlussendlich sei nicht nur die Kommunikation wichtig, sondern auch, wie sicher Daten lokal auf dem Endgerät gespeichert würden, so Flepp.
Verdacht auf ein Hintertürchen?
Nach eigenen Angaben hat Threema derzeit 3 Millionen Nutzer, Tendenz steigend. Ende April gab WhatsApp bekannt, die 500-Millionen-Marke überschritten zu haben. Volker Birk vom Chaos Computer Club kritisiert in einem Gastbeitrag der NZZ, dass Nutzer des zu Facebook gehörenden Messengers sich nach wie vor nicht in Sicherheit wiegen können. Dies, weil seiner Meinung nach in der Section 215 des amerikanischen Patriot Acts ein Eintrag zu einer «rechtlichen Backdoor» vorhanden ist.