Digital Health
21.11.2017, 07:29 Uhr
Die Wahrscheinlichkeit eines Daten-GAU ist gross
Die Digitalisierung hat auch das Schweizer Gesundheitswesen erfasst. Eine Studie der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften benennt die Trends im digitalen Gesundheitsmarkt und schafft mit einem Ordnungsmodell ein einheitliches Verständnis.
Digital Health ist ein weltweit rasant wachsender Markt, in den auch branchenfremde Unternehmen investieren. In der Schweiz wurde auch mit der Einführung des Gesetzes zum elektronischen Patientendossier (EPDG) im vergangenen Jahr ein wichtiger Grundstein gelegt. Für das ZHAW-Institut für Gesundheitsökonomie (WIG) Grund genug, um relevante Entwicklungen zu identifizieren, kritisch zu hinterfragen und einen Blick in die Zukunft zu wagen.
Weder totale Revolution noch Hype
Für die soeben erschienene Studie «Digital Health Die Zukunft des Schweizer Gesundheitswesens» analysierten die Forschenden des WIG die mediale Be-richterstattung von 2012 bis 2016 und befragten rund 25 Experten. Dabei zeigt sich: Digital Health ist weder eine totale Revolution noch ein kurzfristiger Hype. Die Studie benennt die vier folgenden Trends: das Elektronische Patientendossier (EPD), Wearables (z.B. Fitness-Tracker oder Smartwatches), die Telemedizin und digitale Fitnessangebote. Die Trendanalyse lässt erwarten, dass sich das EPD durchsetzen wird und in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnt. Die meisten Experten sind der Meinung, dass damit sowohl die Kosten gesenkt werden als auch die Qualität in der Versorgung erhöht wird. Zudem sind sich die befragten Experten einig: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schweizer Start-up-Szene im Bereich Digital Health zum europäischen Silicon Valley wird, ist gering. Hingegen halten sie es für sehr wahrscheinlich, dass Krankenversicherer in zehn Jahren im Bereich der Zusatzversicherung umfangreiche Ermässigungen für die Freigabe von digitalen Gesundheitsdaten gewähren. Ebenfalls als realistisch sehen die Experten einen Daten-GAU in den Systemen des Schweizer Gesundheitswesens in den nächsten zehn Jahren. Der Handlungsbedarf im Bereich der Datensicherheit wird im Bericht ebenfalls behandelt. Nächste Seite: Ordnungsmodell gegen den Begriffswirrwarr
Ordnungsmodell schafft Übersicht im Begriffswirrwarr
Obwohl die Thematik in aller Munde ist ? den Überblick über die zahlreichen neuen Begriffe haben die wenigsten. Deshalb hat das WIG ein Ordnungsmodell entwickelt, welches das komplexe Themengebiet Digital Health übersichtlich darstellt und auch für Nicht-Experten verständlich macht. «Die Studie kann sicher nicht alle grossen Fragen abschliessend beantworten ? wohl aber eine Grundlage für den öffentlichen Diskurs schaffen», erklärt Studienleiter Alfred Angerer die Idee hinter dem Bericht. Es liegt an den Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen, festzulegen, wo welche Ressourcen eingesetzt werden sollen.