10.12.2008, 13:39 Uhr
Ex-Monopolist plädiert für freien Wettbewerb
Die Swisscom präsentierte an einem Medienevent die eigene Entwicklung des Glasfaserausbaus sowie ihre Vorstellungen zur Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen.
Am vergangenen Dienstag veranstaltete die Swisscom einen Medienevent, um über den Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur zu informieren. Manch einer mochte seinen Ohren nicht trauen: Ausgerechnet der ehemalige Staatsbetrieb und Ex-Monopolist plädierte lang und breit für den freien Wettbewerb. Dieser sei notwendig, damit Unternehmen überhaupt den Druck spüren, ihre Infrastruktur auszubauen, meinte Swisscom-CEO Carsten Schloter. Was im Fall einer Monopolstellung passiert, könne man am Beispiel von Grossbritannien sehen, wo Glasfaserkabel noch reine Zukunftsmusik ist. Die Schweiz verdanke ihren hohen Ausbaustandard einem funktionierenden Wettbewerb.
Gleichzeitig sagte Schloter aber auch, auf der Stufe des blossen Kabelverlegens sei praktisch keine Innovation möglich. Erst durch die verschiedenen Dienstleistungen, die auf dem Netz angeboten werden, könnten sich die Provider unterscheiden. Der Kabelausbau beträgt nach Angaben von Swisscom 80% der Kosten, die Entwicklung von Datenübertragungstechnologien und Produkt-Anwendungen nur 20%. Beim Kabelverlegen wiederum ist der letzte Teil der Strecke - vom Knoten zum Gebäude und innerhalb des Gebäudes - mit 85% der Kosten der aufwendigste. Die Swisscom schlägt deshalb vor, dass jedes Unternehmen mit eigenen Kabeln ihre Glasfasern auch der Konkurrenz zur Verfügung stellen. Häuser müssten so nur einmal erschlossen werden. Die Hausbesitzer würden ohnehin nicht zulassen, dass jede Firma ihr eigenes Netz verlegt, denn dies würde Quartiere in Dauerbaustellen verwandeln.
Der freie Wettbewerb soll sich nach dem Wunsch der Swisscom also vornehmlich auf der Technologie- und Dienstleistungsstufe abspielen, und nicht beim Kabelausbau selbst. Selbst die dünnsten Glasfaserkabel, die bis zur Steckdose der Wohnung oder eines Büros reichen, bestehen laut Swisscom immer aus mehreren Fasersträngen - typsicherweise 4 Fasern. Der Ex-Staatsbetrieb möchte jeweils eine Faser für sich beanspruchen. Dies ermöglicht, gegenüber Geschäftskunden als Komplettanbieter mit vollständiger eigener Infrastruktur aufzutreten, was laut Schloter im Business-Bereich unerlässlich sei. Der technische Support könnte vom jeweiligen Anbieter vollständig selbst gelöst werden. Gleichzeitig wird es für Unternehmen aber auch die Möglichkeit geben, ohne eigene Netzinfrastruktur Dienstleistungen anzubieten. Die Partnerschaft nach dem Swisscom-Modell sieht vier Stufen vor: Erstens die Baupartnerschaft für Partner mit eigener Kanalisation (EWs, Kabelnetzanbieter), zweitens die Investitionspartnerschaft für Partner ohne eigene Kanalisation, drittens die Miete einzelner Glasfasern für Dienstleister mit eigener Technologie, aber ohne eigenes Netz und viertens die Miete von Übertragungsleistungen für Anbieter ohne eigenes Netz.
Die Swisscom ist derzeit mit verschiedenen Elektrizitätswerken in Verhandlungen, von denen aber offenbar nicht alle mit den Vorschlägen der Swisscom einverstanden sind. Genauere Angaben hierzu wollte Schloter zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen. Man kann aber davon ausgehen, dass es sich um die Elektrizitätswerke in Zürich und Basel handelt. Die EWs bieten selbst keine Dienstleistungen an, sondern bauen nur die Infrastruktur. Sie scheinen grundsätzlich andere Vorstellungen als die Swisscom zu haben.
Die Swisscom ist derzeit mit verschiedenen Elektrizitätswerken in Verhandlungen, von denen aber offenbar nicht alle mit den Vorschlägen der Swisscom einverstanden sind. Genauere Angaben hierzu wollte Schloter zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen. Man kann aber davon ausgehen, dass es sich um die Elektrizitätswerke in Zürich und Basel handelt. Die EWs bieten selbst keine Dienstleistungen an, sondern bauen nur die Infrastruktur. Sie scheinen grundsätzlich andere Vorstellungen als die Swisscom zu haben.