05.12.2007, 09:00 Uhr
Daten Online speichern
Gibt es eine sichere Alternative zu externen Speichermedien?
Marc Besson, WISeKey SA, Vice-President «Professional Services».
Virenattacken, Festplattencrash, Datenkorruption, Diebstahl des Notebooks - die Ursachen für Datenverluste sind vielfältig, die Folgen fatal. Denn IT-Daten sind die Existenzbasis eines Unternehmens. Gehen sie ganz oder teilweise verloren, ist das Weiterbestehen der Firma gefährdet. Aktuelle Statistiken belegen, dass nahezu 60 Prozent der Unternehmen, die unvorbereitet einen Informatikschaden erleiden, innerhalb der darauf folgenden fünf Jahre in Konkurs gehen. Daher ist es unumgänglich, entsprechende Präventivmassnahmen zu ergreifen.
Grossunternehmen haben diesbezüglich in aller Regel gut vorgesorgt. Sie wissen, dass ihre Informatikdaten mehr sind als einfache Vermögenswerte, haben realisiert, dass die erfolgreiche Tätigkeit der Firma von der Verfügbarkeit und von der Existenz dieser Daten abhängt. Grosse Firmen verfügen zum Schutz der Daten über Notfallpläne und vertrauen bei der Datensicherung auf verschiedene externe Speicher- und Archivierungslösungen. Ganz anders sieht es bei KMU-Betrieben aus. Diese verfügen häufig über keine sicheren Speichermöglichkeiten für ihre Daten - obwohl diese für sie ebenso lebensnotwendig sind wie für Grossunternehmen.
Dabei gibt es individuelle Speicherlösungen, die gerade im KMU-Bereich sinnvoll sind. Systeme und Dienstprogramme bestehen seit mehreren Jahren in Form von externen Festplatten, USB-Schlüsseln oder Bändern. Ihre Verwendung ist jedoch aufwändig und erfordert Disziplin. Neue Speichermöglichkeiten sind bereits verfügbar - Gdisk zum Beispiel ist ein Dienstprogramm, welches das bedeutende Speichervolumen der Google-Mailbox Gmail nutzt und diese in einen Online-Speicherplatz umwandelt, der jederzeit und von jedem Ort aus verfügbar ist. Dieser neue Ansatz wird von zwei grossen Trends begünstigt: Der Erhöhung der Bandbreiten durch die Verbreitung der ADSL-Verbindungen sowie der massiven Reduktion der Festplattenkosten. So sank der Preis pro Megabyte in den letzten fünfzig Jahren von 10000 Dollar im Jahr 1956 auf weniger als 0,001 Dollar im Jahr 2006.
Im Bewusstsein des bedeutenden Potenzials dieses neuen «Business-Modells» haben sich in den letzten achtzehn Monaten verschiedene Anbieter von Online-Speicherplatz auf dem Markt platziert. Ihr Ziel besteht darin, den Nutzern eine einfache Methode für die Online-Speicherung ihrer Daten zur Verfügung zu stellen, ohne dass diese dafür zusätzliche Hardware erwerben müssen. Mit den auf dem US-Markt durch Gesellschaften wie XDrive oder IBackup angebotenen Lösungen hat jedermann die Möglichkeit, seine Daten regelmässig und ohne grossen Aufwand online abzuspeichern. Da diese Lösungen vorwiegend für die Öffentlichkeit und für wenig versierte Nutzer bestimmt sind, wurde der einfachen Anwendung besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Mit wenigen Klicks werden Systemparameter eingerichtet und die Speicherung erfolgt transparent für den Anwender, sobald er mit dem Internet verbunden ist. Diese Lösungen, die monatlich und nach verwendetem Speichervolumen verrechnet werden, stellen eine interessante Alternative dar.
Allerdings erfordert dieser Ansatz eine vorgängige Analyse von Seiten der Unternehmen und ein «Outsourcing» der Daten setzt ein gewisses Vertrauensverhältnis voraus. Angesichts der Tatsache, dass ein Grossteil der Anbieter ihren Sitz in den USA haben, sollte die rechtliche Lage vorher abgeklärt werden. Seit kurzem bieten auch europäische und Schweizer Akteure ähnliche Dienstleistungen an, wie zum Beispiel die Firma SwissVault.
Hinsichtlich des Bedarfs an solchen Lösungen ist zu erwarten, dass auch die «Grossen» wie Microsoft oder Google in nächster Zeit ähnliche Lösungen anbieten werden. Sei es nur, um ihre riesigen Datencenter zu rentabilisieren oder Investitionen in die Infrastruktur zu rechtfertigen. Diese betrugen im Fall von Google 800 Millionen Dollar allein in diesem Jahr.
Marc Besson