IBM-Forscher auf der CeBIT
26.02.2016, 11:17 Uhr
3D-Chips, 64-Bit Mikro-RZ, 360-Grad-Watson-Analyzer
Die Schweiz ist in diesem Jahr Partnerland der CeBIT (14. bis 18. März). Die Schweizer IBM-Forscher aus Rüschlikon stellen drei ihrer innovativsten Zukunftsprojekte vor.
Die Schweiz ist in diesem Jahr Partnerland der CeBIT, die vom 14. bis 18. März in Hannover ihre Tore öffnet. Die CeBIT ist - immer noch - die grösste Computermesse der Welt. Im letzten Jahr kamen 220'000 Fachbesucher in die niedersächsische Landeshauptstadt, und damals hiess das Partnerland China. Spannend bleibt, ob das Partnerland Schweiz mehr Besucher anzieht. CeBIT-Vorstand Oliver Frese verteilte jedenfalls schon einmal kräftig Vorschusslorbeer: "Die Schweizer Unternehmen und Institutionen werden mit ihrem exzellenten Know-how und hoch innovativen Lösungen der internationalen CeBIT-Branche und ihren Anwenderindustrien starke Impulse verleihen".
3D-Chipstapel - schneller, besser, heisser
Die Schweizer IBM-Forscher aus Rüschlikon werden drei ihrer innovativen Zukunftsprojekte präsentieren. Das erste ist der "elektronische Blutkreislauf" für 3D-Chips. Die rechenstarken Big-Data-Computer der Zukunft werden nicht aus zwei-, sondern aus dreidimensionalen Chips bestehen. Dadurch werden die Wege - also die Datenverbindungen - kürzer, und die Datenübertragungsvolumina steigen. Allerdings heizen sich 3D-Chips stark auf. Es ist schwierig, die Hitze abzuführen und den Chipsockel ausreichend mit Energie zu versorgen. IBM-Forscher haben deshalb zusammen mit der ETH Zürich und dem Paul Scherrer Institut einen "elektronischen Blutkreislauf" für 3D-Chips entwickelt. Eine Elektrolytlösung, die gleichzeitig kühlt und die Rechenkerne mit Energie versorgt, fliesst durch den Chipstapel. Chip und Batterie verschmelzen zu einer Einheit. Ultimatives Ziel ist die Entwicklung eines Supercomputers mit einer Rechenleistung von einem PetaFlops (eine Billiarde Rechenoperationen pro Sekunde) in PC-Grösse. Heutige Supercomputer füllen ein ganzes Klassenzimmer.
Radioteleskop sammelt 1 Petabyte pro Tag
Auch im zweiten CeBIT-Projekt von IBM Rüschlikon geht es um Miniaturisierung. IBM und Astron, das niederländische Institut für Radioastronomie, entwickeln gemeinsam das weltweit erste heisswassergekühlte 64-Bit Micro-Data-Center. Das Mikro-Rechenzentrum besteht aus 100 Microservern von der Grösse eines Smartphones. In jedem einzelnen 64-Bit-Microserver arbeitet ein PowerPC-Chip von Freescale Semiconductor, auf dem Linux Fedora und IBMs Datenbank DB2 läuft. Prototypen des Microservers werden bereits von der technischen Universität Eindhoven, der Universität Oxford, Philips Drachten und der Sensor City Assen, ein Big-Data-Projekt der niederländische Gemeinde Assen, getestet. Das Mikro-DC ist eine wesentliche Komponente des sogenannten "Square Kilometre Array" (SKA), das weltweit grösste und empfindlichste Radioteleskop. Der Go-Live ist für 2024 geplant, und dann wird das SKA über tausende Antennen in Südafrika und Australien in den Weltraum horchen und pro Tag ein Petabyte an Informationen einsammeln, die danach von den Wissenschaftlern ausgewertet werden. Als Zielmarke haben die Wissenschaftler eine Datenmenge von 14 Exabyte (1 Million Terabyte) angepeilt. Das SKA gilt deshalb als die ultimative Big-Data-Herausforderung überhaupt.
360-Grad-Kundenanalysen
Das dritte Projekt, das IBM Rüschlikon auf der CeBIT vorstellt, zielt auf die Kundschaft aus der Wirtschaft. Mit dem Watson Company Analyzer können Sales Teams eigene und externe Informationsquellen - zum Beispiel Hoovers, LinkedIn, Reuters und Google Finance - zusammenführen und eine 360-Grad-Analyse von bestehenden oder potenziellen Kunden erstellen. Mit diesen Infos ausgestattet gehen Verkäufer mit individualisierten, auf die aktuelle Situation zugeschnittenen Angeboten auf ihre Kunden zu. Die Erfolgschancen erhöhen sich dadurch beträchtlich. Potenzial sieht IBM auch in den Geschäftseinheiten Einkauf oder im Business Development. (Alle Projekte zeigt IBM auf der CeBIT in Halle 2/Stand A10)