Schweizer Daten-Hub gefordert

Notwendige zukünftige Aktivitäten

Die Erfahrung im Bereich Standardisierung lehrt uns, dass Standards meist nur dann erfolgreich sind, wenn sie im Entstehungsprozess pilotiert werden. Sun hat es einst exemplarisch mit seinen Java-Micro-Edition-Standards vorgemacht, die EU hat es ebenfalls mit einem Teil ihrer Large-Scale-Pilots demonstriert – beispielsweise mit den STORK-Projekten, die zur eIDAS-Regulierung führten. Doch schon das EU-Beispiel zeigt, dass selbst Pilot­projekte nicht ausreichen, weil erst die praktische Umsetzung im grossen Stil zeigt, was funktioniert und was nicht. Basierend auf einer Evaluation der eIDAS-Regulierung, hat die EU-Kommission mit ihrer «Digital Wallet»-Initiative mittlerweile eine radikale Weiterentwicklung des eIDAS zugrunde liegenden Konzepts eingeleitet.  
Soll der Daten-Hub Wirklichkeit werden, benötigen wir erstens konkrete Nutzungsszenarien (Use Cases) des Daten-Hubs, zweitens Pilotierungen dieser Nutzungsszenarien und drittens eine Umsetzungs-Roadmap mit Evaluationspunkten. Ein Schritt hin zur Erfüllung des ersten Punkts wurde mit der erfolgreichen «Once Only»-Challenge beim Open Legal Lab in Magglingen im März dieses Jahres gemacht. Dabei wurde klar aufgezeigt, wie die Flüsse von Verwaltungsdaten aus Sicht einer Einwohnerin optimiert werden könnten und welche Datenwiederverwendungen dies konkret impliziert. Daraus müssen jetzt genaue Use Cases und spezifische Lösungsdesigns für diese Use Cases abgeleitet werden. Dann kann man zum zweiten Schritt übergehen – der Pilotierung der Use Cases.

Eine weitergehende Vision

Mit den Open APIs würde eine Transformation eingeleitet in Richtung Government as a Platform (GaaP). Die­ses einst von Tim O’Reilly gepushte Konzept hat zahlreiche Dimensionen, doch eine Dimension davon ist eine Plattform, die ein Plug-and-Play-E-Goverment in der Logik von No-Code-Plattformen ermöglicht: Die Verwaltungsämter können ihre Online-Dienstleistung durch Kombination und Konfiguration erstellen, statt sie jeweils selbst zu bauen oder bauen zu lassen – ausgenommen bei eigenen Innovationen, die sie selbst anderen zur Wiederverwendung bereitstellen. Einige digitalen Vorreiter-Unternehmen gehen in diese Richtung – warum also nicht auch die Verwaltung?
Zum Autor
Reinhard Riedl
beschäftigt sich mit digi­talen Ökosystemen sowie der Rolle der Menschen im digitalen Wandel von Unternehmen und Märkten. Er ist ausserdem Herausgeber des Wissenschaftsblogs «Societybyte» der Berner Fachhochschule.



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