Der schwierige Weg zur Multi-Cloud
Gibt es ein «neues» VMware?
Vor der Übernahme war VMware eines der wertvollsten und profitabelsten IT-Unternehmen, auch wenn die Börsenkurse in den vergangenen beiden Jahren im Einklang mit der allgemeinen coronabedingten Wachstumskrise rückläufig waren. VMware-Produkte und -Services werden gerade von grösseren Unternehmen mit ihren Public Clouds und als Teil ihrer mehr traditionell ausgerichteten Rechenzentren eingesetzt. Auf ihrer europäischen Kundenkonferenz in Barcelona gaben sich Broadcom und VMware eher bedeckt. Umwälzende Neuerungen waren nicht zu bemerken – allerdings fand die Veranstaltung gegenüber früheren Jahren auch in einem deutlich bescheideneren Rahmen statt. Miteigentümer Michael Dell, der lange den Kurs von VMware dominiert hatte, besitzt noch etwa 40 Prozent der Aktienanteile, ist weiter involviert, obwohl viele Beobachter seiner früheren Dominanz seinen Einfluss bei VMware eher kritisch sehen.
Business as usual unter neuen Vorzeichen ist die Devise von Broadcom/VMware auch bei der Kooperation mit Pure Storage, einem langjährigen Partner. Wie Cody Hosterman, seit neun Jahren Director of Product Development bei Pure Storage, im Gespräch mit Computerworld an der «VMware Explore» versicherte, haben sich die Beziehungen zu VMware unter dem neuen Eigentümer sogar intensiviert. Man arbeite in verschiedenen Entwicklungsprojekten zusammen, insbesondere bei den Flash Arrays und bei vSphere, VMwares Plattform für Enterprise Workloads: «Aktuell sieht es so aus, dass sich die Übernahme durch Broadcom positiv auf die Kooperation auswirkt, und das besonders bei den Hardware-Verkäufen. VMware war immer offen für andere Hypervisoren. Wir arbeiten jetzt mit den einzelnen Broadcom-Partnern intensiver bei Backup- und Storage-Themen zusammen als in der Zeit vorher», so Hosterman.
Jetzt gehe es um die Integration von aktiven Cluster Switches bei virtuellen Volumes (vVols), die nächstes Jahr auf den Markt kommen sollen. Die Nachfrage nach vVols und Active-active-Replikation sei schon in der letzten Zeit stark angestiegen, und eine entsprechende Session mit dem Titel «Active-active stretched cluster vVol support with VMware and Pure Storage» war laut Hosterman in Barcelona besonders gut besucht.
Ein grundsätzlicher Wechsel der Strategie scheint also derzeit nicht in Sicht zu sein. Ob die eher klein gehaltenen Veranstaltungen in Barcelona einer neuen Bescheidenheit geschuldet waren oder bereits Ausdruck eines Sparkurses im Gefolge der Übernahme sind, ist Spekulation. An Corona und seinen Folgen allein dürfte es jedenfalls nicht gelegen haben.
Die VMware-Strategie ist von CEO Raghuram bereits ein Jahr vor der Übernahme so umrissen worden: «Die Multi-Cloud wird in den nächsten 20 Jahren das Modell für das digitale Geschäft sein, und in diesem pulsierenden, dynamischen Markt ist das Innovationstempo unerbittlich. VMware ist mittendrin: Mit VMware Cross-Cloud Services versetzen wir unsere Kunden in die Lage, das volle Potenzial von Multi-Cloud zu erschliessen.»
Experten rechnen damit, dass sich der Abschluss der Übernahme durch Broadcom bis Ende 2023 hinzieht.