Die IT auf eine neue Basis stellen

Anwendungen und IT-Infrastruktur

Ein wesentliches Problem ist laut Daser, dass viele Unternehmen keine wirkliche Modernisierung der Anwendungen und IT-Plattformen durchführen, sondern sich aus Kostengründen auf kleine Änderungen beschränken. «Dadurch wird eine technische Schuld aufgebaut, die man wieder abtragen muss, wenn sich neue Geschäftsanforderungen nicht mehr erfüllen lassen.» Solche Notlösungen erhöhen die Komplexität, machen IT-Systeme sowie Anwendungen schwerfälliger und treiben die Kosten in die Höhe.
Um eine Modernisierung der IT zu erreichen, gibt es mehrere Ansatzpunkte. Einer ist die Erneuerung der IT-Infrastruktur. Diese kann die Verlagerung von Services in eine Cloud mit einbeziehen. Damit eng verknüpft ist eine zweite Option: die Modernisierung von Anwendungen. Auch dabei kann die Cloud eine zentrale Rolle spielen, etwa in Form von SaaS (Software as a Service) und cloudbasierten Container-Plattformen.
“Wenn heute Projekte scheitern, dann weniger an der Technik, sondern an einer fehlenden abteilungsübergreifenden Einführungsstrategie„
Louis Garnier, Fujitsu
Allerdings ist die Cloud kein Allheilmittel. Denn kaum ein Unternehmen ist bereit, alle Applikationen von einem Cloud-Service-Provider zu beziehen. Daher ist es notwendig, einen Teil der Altanwendungen zu erneuern, auch wenn die neuen Versionen dann On-Premises oder in einer Hybrid Cloud genutzt werden.
Die neuen IT-Umgebungen können Anwender vor allem dazu nutzen, um datengetriebene Geschäftsmodelle zu entwickeln, so Niels Kallies, Business Development ­Manager for CI/HCI bei Dell Technologies. «Das bedeutet, durch eine ganzheitliche Betrachtung aller zur Verfügung stehenden Daten und den Einsatz von intelligenten Analysemethoden, neue Erkenntnisse zu gewinnen und bessere Entscheidungen zu treffen.» Doch das erfordert laut Kallies den Einsatz weiterer Technologien, etwa von Edge Computing und künstlicher Intelligenz. Denn bereits jetzt liefen Unternehmen Gefahr, in einer «Datenflut zu ertrinken» und zum Opfer ihrer eigenen Digitalisierungsmassnahmen zu werden.
Modernisierungsansätze für Anwendungen gibts verschiedene
Wenn ein Unternehmen oder eine Organisation Anwendungen modernisiert, dann sollen sich nach Möglichkeit vorhandene Funktionen und Daten weiterhin verwenden lassen, auch wenn neue Technologien zum Einsatz kommen. Dazu zählen beispielsweise cloudnative Microservices, Container-Plattformen und agile Entwicklungsmethoden. Ausserdem ist ein weiterer Punkt zu beachten: ob der Quellcode der Altanwendung noch verfügbar ist und sich modifizieren lässt. Laut IBM ist das bei etwa der Hälfte der Applikationen nicht der Fall.
Mehrere Vorgehensweisen bei der Modernisierung
  • Re-Hosting oder Lift and Shift: Die Applikation wird ohne tiefgreifende Anpassungen und Modifikationen von Prozessen auf eine moderne Plattform portiert. Dazu wird die Anwendung in eine Virtual Machine oder in einen Software-Container «verpackt». An der Architektur der Applikation ändert sich somit wenig. Die VM beziehungsweise der Container lassen sich anschliessend in eine Cloud transferieren. Eine Möglichkeit ist auch, die virtualisierte Altanwendung in einer PaaS-Umgebung (Platform as a Service) auszuführen. Dann steht eine Entwicklungsumgebung mit Automatisierungsfunktionen zur Verfügung.
  • Re-Architecting oder Re-Writing: In diesem Fall wird die Anwendung mithilfe von Microservices nachgebaut. Laut Lars Besselmann, Technical Sales Professional für Europa bei IBM, hat diese Methode den Nachteil, dass sich oft nur ein Teil des Programmcodes wiederverwenden lässt. Das erhöht den Aufwand und das Risiko, dass die Applikation nicht wie gewünscht arbeitet. Michael Hesse, Solution Specialist Red Hat bei SoftwareOne, sieht Re-Writing ebenfalls nur als Option für alte Anwendungen, die auf nicht mehr unterstützten Betriebssystemen laufen.
  • Re-Platform-Ansatz: Auch in diesem Fall bleibt die Kernstruktur der Altanwendung unverändert. Die Applikation oder zentrale Teile davon werden «containerisiert» und auf einer Container-Plattform betrieben. Diese kann über eine Public Cloud oder über eine Hybrid Cloud bereitgestellt werden. IBM plädiert dafür, die Anwendung gleichzeitig auf einem «schlankeren» Anwendungsserver laufen zu lassen; das könne eine cloudnative Laufzeitumgebung wie Liberty sein.
  • Re-Factoring: Bei dieser Methode wird die Anwendung in kleine Teile zerlegt. Dies können Microservices sein, laut IBMs Besselmann aber auch Macroservices. Auch SoftwareOne-Experte Hesse sieht in dieser Vorgehensweise eine Option, um einzelne Anwendungsfunktionen zu migrieren, statt eine Software komplett neu zu schreiben. Neben Microservices können dabei Applikationsdienste und Serverfunktionen zum Einsatz kommen.
  • Replace: Eine ältere Applikation wird durch eine neue Software ersetzt. Der Trend geht dabei Richtung Cloud-Anwendungen.



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