IT-Projekt 20.04.2020, 11:30 Uhr

Globus setzt auf die Google Cloud

Globus erneuert seine Infrastruktur mit Cloud-Technologie. So will der Premium-Händler Geschäftsentscheide schneller treffen, interne Prozesse optimieren und die Bedürfnisse der Kunden in Echtzeit erfüllen.
Das Globus-Warenhaus am Zürcher Löwenplatz ist neu auch an die Google Cloud angeschlossen
(Quelle: Magazine zum Globus)
Die Magazine zum Globus ist ein Schweizer Premium-Detailhandelsunternehmen mit zwölf Warenhäusern in den wichtigsten Städten des Landes. In den 128 Jahren seines Bestehens hat es Globus immer verstanden, die Gunst seiner Kunden zu gewinnen mit hochwertigen Waren und einem Einkaufserlebnis, das die hohe Qualität der Produkte widerspiegelt. Doch der Wettbewerb schläft nicht: Mehr als 86 Prozent der Schweizer Bevölkerung kaufen online und fast 40 Prozent regelmässig in den Nachbarländern ein.
Um die sich wandelnden Bedürfnisse sowie Erwartungen der Kunden besser zu verstehen und sie erfüllen zu können, setzt Globus neu auf die Cloud-Technologie. «Wir analysieren das Verhalten unserer Kunden, wenn sie in un­seren Geschäften stöbern, mit unseren Anzeigen interagieren oder an unserem Treueprogramm teilnehmen», sagt Jonas Bandick, Leiter Customer Analytics and Reporting bei Globus. «Unsere Beobachtungen generieren Daten, die wir dazu nutzen, Angebote, Dienstleistungen und Kommunikation an die Bedürfnisse, Vorlieben und Wünsche unserer Kunden anzupassen.» 

Kundenwünsche in Echtzeit erkennen 

Um die Kundenerlebnisse weiter zu verbessern, realisierten die Verantwortlichen von Globus, dass das Unternehmen in der Lage sein musste, schneller Erkenntnisse aus den Daten zu gewinnen. «Wir waren ein Teil einer lokalen Infrastruktur mit gemeinsam genutzten Diensten», berichtet Bandick. «Unsere Herausforderung bestand darin zu entscheiden, ob wir diese Dienste in Zukunft besser selbst betreiben können, auch um sie stärker auf die Globus-spezifischen Prioritäten zuzuschneiden.» 
Die Antwort lautete ja. So beschloss Globus im vergangenen Jahr, sein Data Warehouse von seiner lokalen Infrastruktur in die Google Cloud zu migrieren. «Wir haben innerhalb von sechs Monaten unsere Strategie entwickelt. Anschliessend haben wir uns mit dem Google-Cloud-Team in Verbindung gesetzt», sagt Bandick. «Von diesem Zeitpunkt an eskalierten die Dinge schnell: Mit Unterstützung des Google-Teams führten wir einen Proof of Concept durch und wussten sofort, dass wir mit der Google Cloud skalierbare Anwendungen erstellen und schneller Erkenntnisse aus den Daten gewinnen konnten.» 

Aus Stunden werden Sekunden 

Da neu eine Vielzahl zusätzlicher Dienste in der Google Cloud verfügbar waren, begannen die Verantwortlichen bei Globus mit der Priorisierung der zu implementierenden Lösungen. Zunächst wurde geprüft, wie die geschäftlichen Herausforderungen mit direkter Auswirkung auf die Kunden angegangen werden können. Eine Herausforderung bestand darin, auf die im Geschäft generierten Daten in Echtzeit zuzugreifen und sie zu analysieren, um operative Abläufe zu optimieren. «Wir verfügen über 300 Sensoren in unseren Geschäften, welche die Anzahl Besucher zählen», berichtet Bandick. Um auf diese Informationen über die bisherige Infrastruktur zuzugreifen, musste das Datenteam sie aus dem alten Netzwerk an einen externen Service­anbieter streamen, der die Sensordaten verarbeiten konnte. Sie wurden anschliessend einmal täglich an das Business Warehouse von Globus übertragen. So wurde die adäquate Anzahl Mitarbeiter auf der Verkaufsfläche anhand des Berichts vom Vortag geplant. 
«Durch die Migration auf Google Cloud konnten wir einen 24-Stunden-Prozess auf Sekunden reduzieren. Wir laden die Daten aus unseren Geschäften direkt in unser Data Warehouse auf BigQuery, analysieren sie umgehend und verteilen die Informationen sofort wieder in die Geschäftsbereiche. So können wir den Personaleinsatz jetzt anhand von Echtzeitdaten anstatt den Informationen von gestern planen», sagt der Leiter Customer Analytics and Reporting. 
Zur weiteren Optimierung der Betriebsabläufe nutzt Globus Googles Cloud-Dienste wie «Pub/Sub» als Message Broker, den «Cloud Scheduler» zum Initiieren des Datenexports aus den Globus-Stores zu BigQuery und «Dataflow» zur Verarbeitung der Daten in Echtzeit. 

Cloud entlastet die Mitarbeiter 

Aufgrund der gewonnenen Erfahrungen mit der Google Cloud wollte Globus zusätzlich auch seine internen Prozesse optimieren und stärker automatisieren. Ein besonders aufwendiger Prozess wurde bis anhin durch die Einkaufsabteilung erledigt: das regelmässige Erstellen detaillierter Berichte für jeden einzelnen Globus-Lieferanten über seine Verkaufsleistung in den Geschäften und online. Hier war viel Handarbeit notwendig. «Unsere bisherige Infrastruktur erlaubte nur einen repetitiven manuellen Prozess», sagt Bandick. «Auch war es keine Option, den Lieferanten direkten Zugriff auf unser internes Berichtssystem zu geben.» 
Mit der Google Cloud konnte Globus nun aber eine Lösung entwickeln. Das Konzept sah vor, die relevanten Daten aus der lokalen Infrastruktur an BigQuery zu übertragen, einen Tableau-Server als Visualisierungs-Tool zu verwenden und jedem Anbieter einen kontrollierten Zugriff auf ein individuelles Dashboard innerhalb des Globus-Systems zu gewähren. So würde die Einkaufsabteilung von der Notwendigkeit befreit, die Informationen manuell zusammenzustellen. Globus entwickelte die Dashboard-Lösung innerhalb von drei Wochen und testete sie erfolgreich in einem Proof of Concept. Das Unternehmen integriert nun die Ergebnisse aus dem Test und bereitet die Einführung bei weiteren Lieferanten als Standardverfahren vor. «Wir haben 100 Stunden im Monat damit verbracht, unseren Lieferanten Informationen bereitzustellen. Mit Google Cloud haben wir den Aufwand auf null reduziert. Unsere Teams können sich nun auf wertvollere Aufgaben konzentrieren und die Lieferanten können neu täglich kontrolliert und sicher auf die Ergebnisse zugreifen», freut sich Bandick. 

Detailhandel im digitalen Zeitalter 

Als weiteres Anwendungsgebiet hat Globus seine Abverkaufsprognosen identifiziert. Hier soll Google Cloud ein­gesetzt werden, beispielsweise im Modebereich. Als Detailhändler legt Globus Wert darauf, bestimmte Produkte un­abhängig von der Saison immer auf Lager zu haben. Schwarze Socken zum Beispiel sind für ein Luxuskaufhaus unerlässlich: Es gibt wenige Nachfragespitzen, vielmehr ist die Ware das ganze Jahr über gefragt. Allerdings liess sich bis anhin die Frage, wie der Bestand stetig hochgehalten werden kann, nicht immer einfach beantworten. «Wir gehen von der manuellen Vorhersage des Inventars zur Automatisierung über. Wir können dies erreichen, indem wir eine Reihe von Daten über einen bestimmten Zeitraum hinweg sammeln, sie in der Google Cloud speichern und verarbeiten», sagt Bandick. Derzeit ist die Entwicklung einer Abverkaufsprognoselösung mithilfe der App Engine in vollem Gange. 
Die Lösungen zur Prozessoptimierung ist eine Anwendung für Google Cloud bei Globus. Eine anderer ist der neue Umgang mit den Kundenbedürfnissen – auch wenn sich Globus dabei als Detailhändler stetig neu erfinden muss, um über ein Jahrhundert Tradition mit digitaler Innovation zu verbinden. «Unser Ziel ist es, die Kundenwünsche in allen unseren Geschäften bestens zu erfüllen», sagt Bandick. «Dazu müssen wir sie wirklich verstehen. Die Digitalisierung ist der Schlüssel. Mit der Unterstützung von Google Cloud schliessen wir uns unseren Kunden im digitalen Zeitalter an, um sie besser bedienen zu können.»
Zur Firma
Magazine zum Globus
wurde 1892 in Zürich als «J. Webers Bazar» vom Händlersohn Josef Weber gegründet. Es war damals das erste grosse Warenhaus der Schweiz. Vier Jahre später wurde erstmals der Name «Globus» verwendet. Heute betreibt Globus zwölf Warenhäuser in den wichtigsten Städten des Landes. Der Konzern mit einem Jahresumsatz von zuletzt rund 760 Millionen Franken und über 2400 Angestellten gehört neu zum Joint Venture von Signa und Central Group.



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