Julian Götz, CCO von IT-Logix, im Interview
23.11.2018, 13:17 Uhr
«Unsere wichtigsten Kontakte sitzen in den Fachabteilungen»
Wer die digitale Transformation in Angriff nimmt, muss die Fachabteilungen einbinden. Das betont der CCO (Chief Customer Officer) von IT-Logix Julian Götz. Der IT-Berater adressiert die für die Digitalisierung wichtigen Themenbereiche Business Intelligence, Data Warehousing, Data Science und Big Data.
Computerworld: Wer ist bei Digitalisierungsprojekten Ihr Ansprechpartner?
Julian Götz: Unsere wichtigsten Kontakte sitzen in den Fachabteilungen. Dort werden die Anforderungen für unsere Business-Intelligence-Dienste und -Systeme definiert. Auf dieser Ebene suchen und entwerfen wir dann gemeinsam mögliche Lösungswege, die vor allem den Mehrwert für die Unternehmen identifizieren. Ohne die Anforderungen der Fachabteilungen und einem Mehrwert bringenden Lösungsweg würde es gar kein BI-System und somit keinen Nutzen geben.
CW: Welche Rolle spielt dabei der CIO?
Götz: Er muss innerhalb eines Projektes oder Initiative involviert sein, da BI-Systeme meist relativ grosse Auswirkungen auf IT-Strategie, Organisation und Betrieb haben. Aber nur selten ist das Thema noch zentral beim CIO angesiedelt.
CW: Sollte Digitalisierung denn nicht Chefsache, also zentral beim CEO angesiedelt sein?
Götz: Doch, denn die Digitalisierung hat weitreichende Auswirkungen auf bestehende Unternehmensprozesse und bietet zahlreiche Chancen für Innovation. Viele unserer Kunden haben dafür denn auch strategische Initiativen gestartet. Doch wer dafür letztlich in der Geschäftsleitung hauptverantwortlich ist, hat vor allem etwas damit zu tun, in welchen Bereichen sich ein Unternehmen die grössten Potenziale von Digitalisierungsprojekten verspricht.
CW: Ist das nicht ein Widerspruch?
Götz: Nein, auch wenn die übergeordnete Initiative zur Digitalisierung Chefsache ist, muss die Umsetzung in den Fach- und IT-Abteilungen vorangetrieben werden. Zunächst ist es notwendig, die gesamte Initiative in einer BI-Strategie mit der Chefetage abzustimmen. Dort werden nicht nur die Vision und Mission, sondern auch Ziele und Prinzipien für die Teilbereiche Organisation und Prozesse, Architektur und Daten, Applikationen sowie Data Science und KI diskutiert sowie zentral festgehalten. Im Anschluss daran sollten sich die Verantwortlichen in den Unternehmen aber für die taktische und operative Umsetzung innerhalb dieser strategischen Rahmenbedingungen bewegen dürfen. Das regelmässige Abgleichen mit der Geschäftsleitung gehört natürlich dazu.
CW: Wie gehen Sie als Anbieter mit dieser Situation um?
Götz: Unsere Dienstleistungen und Angebote müssen spezifisch für Fachabteilungen entworfen werden. Wir müssen zwar die etablierten Kontakte in den IT-Abteilungen weiter pflegen, aber auch neue Zielgruppen aufbauen. Enorm wichtig ist es, den Fokus auf die fachlichen Anforderungen des Gesprächspartners zu legen. Als IT- und BI-Spezialist verfällt man gerne in eine technische Begeisterung der unbegrenzten Möglichkeiten. Das muss man vermeiden, um das wirkliche Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.
CW: Warum wird dennoch der CIO meist bevorzugt?
Götz: Es ist die klassische Problematik der Komfortzone. Denn natürlich ist es einfacher mit seinesgleichen eine Diskussion über gleiche Interessen zu führen. Man muss aber wissen, dass dies in der Vergangenheit zur Folge hatte, dass viele grosse IT-Projekte ohne Beteiligung der Fachabteilung grandios scheiterten. Einfach deshalb, weil wichtige Aspekte hinsichtlich der Anforderungen aus IT-Sicht nicht berücksichtigt wurden.
Der Autor
Volker Richert
ist Wirtschafts- und Technologiejournalist aus Zürich.
www.richertmedia.ch