«Starre Struktur behindert Innovation»
Innovation von unten
Welche Themen haben Sie auf die Strategie-Agenda in diesem Jahr aufgenommen?
Eine Ergänzung in diesem Jahr war der veränderte Umgang mit Applikationen. Heute werden Applikationen in Container gepackt oder als Microservice geliefert. Wir benötigen Plattformen für die Bereitstellung von Applikationen auf die eine und die andere Art. Ein weiteres Thema ist der Bedarf nach einer flexiblen und hybriden Enterprise-IT. Firmen wollen die Wahl haben, auf welchen Plattformen sie ihre Systeme betreiben. Typischerweise werden Legacy-Applikationen inhouse behalten und bestenfalls virtualisiert. Andere Systeme werden in einer Private Cloud gehostet, die oftmals aber nicht viel mehr ist als virtualisierte Server. Dann nutzen Unternehmen je länger, je mehr auch Lösungen aus der Public Cloud. In allen drei Szenarien wollen die Kunden heute Flexibilität. Red Hat muss sicherstellen, dass die Anwenderunternehmen ihre Systeme in jeder der drei Umgebungen betreiben können und der Wechsel ohne grossen Aufwand möglich ist.
Bekommen Sie die Leute, die in dieser Organisation arbeiten möchten?
Ja, wir bekommen die Leute. Wir machen ihnen das Arbeiten für Red Hat allerdings recht einfach. Wir sind auch beim Arbeitsort und der Zeiteinteilung eine offene Organisation. Apple holt alle Mitarbeiter nach Kalifornien, Google auf seine Campusse. Die Ingenieure von Red Hat sind auf dem ganzen Globus verteilt. Nicht einmal das Management sitzt am gleichen Ort: Der Marketingchef lebt in Atlanta, der Produktchef und der Verkaufsleiter wohnen in Boston, der Personalchef und ich sitzen in Raleigh. Wie die Open-Source-Gemeinschaft ist Red Hat sehr diversifiziert. Der grösste Firmenkomplex ist im tschechischen Brno, wo rund 1000 Menschen arbeiten. Die Konzernzentrale in Raleigh zählt nur halb so viele Angestellte. Insgesamt hat Red Hat mittlerweile 10'000 Mitarbeiter.
Gibt es Entwickler auch in der Schweiz?
Selbstverständlich. Wir haben ein Büro in Neuchâtel, in dem Middelware-Entwicklung gemacht wird. Den Standort haben wir mit der Übernahme von JBoss im Jahr 2006 hinzugewonnen.
Léonard Bodmer: Zusätzlich arbeiten in Zürich zwei Kernel-Entwickler für Red Hat. Beide lebten bereits hier und sind nun bei uns angestellt.