Wegen massiven Mehrkosten
29.05.2020, 14:33 Uhr
SBB sollen bei IKT-Projekten besser auf die Kosten achten
Die Eidgenössische Finanzkontrolle fordert von den SBB, bei IKT-Projekten künftig besser auf die Kosten zu achten. Grund dafür ist das Projekt «Datacom-NG» zur Erneuerung des Datennetzes, das nun mehr als 100 Millionen Franken teurer wird als geplant.
Die SBB sollen künftig bei Informatik- und Kommunikationsprojekten (IKT) besser auf die Kosten achten und ein stringentes Controlling umsetzen. Dies rät die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) der Bahnbetreiberin, nachdem ein Projekt massiv teuer werden dürfte als ursprünglich geplant.
Im vorliegenden Fall geht es um das Projekt «Datacom-NG», mit welchem die SBB das bestehende nationale Datennetz für die Bahnproduktion, die Kommunikation sowie die Arbeitsplatzsysteme der Mitarbeitenden aus dem Jahr 2005 ersetzen wollen. Die bestehenden Komponenten und Technologien werden durch eine leistungsfähigere Generation ersetzt.
Für das Projekt hatte der Verwaltungsrat der SBB im Jahr 2014 einen Rahmenkredit von 155 Millionen Franken bewilligt. 2018 wurde das Kostendach auf 185 Millionen Franken erhöht. Gemäss einem am Freitag veröffentlichten Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) soll das Budget nun auf bis zu 275 Millionen Franken erhöht werden, um die weiter anfallenden Kosten bis zum Programmende decken zu können.
Fast Verdoppelung der Kosten
Damit haben sich die Kosten seit Beginn des Projekts fast verdoppelt. Gründe für das grosse Kostenwachstum sind gemäss EFK-Bericht etwa die gestiegenen Anforderungen wegen der Digitalisierung. Diese erforderte, dass neue Projekte integriert werden mussten. Ebenfalls Kostentreiber sind die fortschreitende Automatisierung und das Wachstum in unterschiedlichen Bereichen, etwa bei Diensten und bei der Datenmenge.
Diese Aufwände wurden gemäss Bericht teils fälschlicherweise dem Programm zugeordnet. Die finanzielle Situation wurde bereits im Jahr 2018 aufgearbeitet und hatte einen Wechsel in der Programmführung zur Folge. Die neue Führung führte Instrumente für das Controlling und das Reporting ein.
Falscheinschätzungen künftig vermeiden
Damit sich solche Falscheinschätzungen künftig nicht wiederholen, empfiehlt die EFK den SBB, in IKT-Projekten der Infrastruktur künftig ein projektbegleitendes Controlling der relevanten Kostentreiber einzuführen. Für Projekte dieser Grössenordnung sei ein Controlling erforderlich, welches die Entwicklung der Kostentreiber transparent darstelle.
Der Leiter Infrastruktur hat zudem ein unabhängiges Audit in Auftrag gegeben, das die finanzielle und organisatorische Situation im Programm klären soll. Aus Sicht der EFK ist das Projekt aber abgesehen vom finanziellen Aspekt auf Kurs. Rund 80 Prozent des Datennetzes seien realisiert und in Betrieb. Der Rückbau der veralteten Infrastruktur soll spätestens 2022 abgeschlossen sein.