11.06.2009, 09:42 Uhr

SAP arbeitet an On-Demand-Services

Unter der Führung des ehemaligen Oracle-Mannes John Wookey entwickeln die Walldorfer On-Demand-Lösungen, die Bestandskunden von SAP ERP verwenden sollen.
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Ex-Oracle-Manager John Wookey entwickelt SAPs On-Demand-Angebote für Grosskunden
SAP will dem Treiben im Umfeld von Cloud Computing nicht mehr tatenlos zusehen: Unter der Leitung des Software-Architekten John Wookey, den SAP vergangenes Jahr von Oracle abgeworben hatte, entstehen neue On-Demand-Services, mit denen SAP-Kunden ihre Applikationen (Business Suite und SAP ERP) ergänzen können sollen. Diese Dienste laufen im Rechenzentrum eines Hosting-Partners, der noch nicht bekannt ist.
Zu den ersten Services zählen Funktionen für das E-Sourcing (Lieferantenauswahl), Customer-Relationship-Management (CRM) und Expense-Management. Letzteres umfasst die Verwaltung und Überwachung von Ausgaben etwa für Reisen und beim Einkauf.

Web-Services-Schnittstellen zum ERP-System

Die Walldorfer wollen diese Dienste vornehmlich bestehenden Softwarekunden anbieten. Diese zahlen für die Nutzung eine Mietgebühr. Über Web-Services-Schnittstellen sollen sie in der Lage sein, die Software-Services mit bestehenden Geschäftsapplikationen zu integrieren. Das soll nach den Worten von Wookey nahtlos möglich sein. Der SAP-Kunde merke nicht, dass er eine On-Demand-Software nutze.
Wookey, der den Posten des Executive Vice President Large Enterprise On-Demand bei SAP bekleidet, wurde angeheuert, um eine On-Demand-Strategie für Grosskunden zu entwickeln. Die Initiative hängt somit nicht mit dem Miet-ERP-Produkt "Business ByDesign" zusammen.

Netweaver bleibt aussen vor

Interessanterweise nutzt SAP für die Entwicklung dieser Services keine Netweaver-Technik. Vielmehr stützen sich Wookey und sein Team auf Java-Werkzeuge, die SAP im Jahr 2006 mit dem Kauf des amerikanischen E-Sourcing-Spezialisten Frictionless Commerce erworben hatte. "Netweaver ist für On-Premise-Umgebungen gedacht, für On-Demand-Services benötigen wir jedoch eine Entwicklungs-Software, mit der wir in kurzer Zeit neue Funktionen bauen können", begründet Wookey das Vorgehen.

Nicht die erste On-Demand-Initiative von SAP

Bisher kann SAP mit On-Demand-Angeboten keine nennenswerten Erfolge vorweisen. Ein 2006 vorgestelltes "CRM On-Demand" ist praktisch in Vergessenheit geraten. Es handelt sich dabei um eine Adaption der On-Premise-Lösung "SAP CRM", die auf dem Netweaver-Stack aufsetzt. Das genannte CRM-Mietangebot will Wookeys Team nun "weiterentwickeln", ohne Details zu nennen.
So manchen SAP-Kunden dürfte die On-Demand-Initiative zur Ergänzung der Business Suite verwundern, hatte der Konzern doch gerade das Konzept der Enhancement Packages eingeführt. Über diese von SAP ausgelieferten Pakete sollen Anwender neue Funktionen für die Suite erhalten, wobei die Einführung mit geringem Aufwand möglich sein soll. Die nun vorgestellten Services stehen laut Wookey jedoch nicht in Widerspruch mit der Enhancement-Package-Strategie: Während diese Pakete die On-Premise-Applikation betreffen, handelt es sich bei den On-Demand-Angeboten um Funktionsbausteine, die bisher in der Suite nicht vorhanden sind.
Auf der CeBIT im März 2009 hatte SAP-Chef Leo Apothéker die Grundzüge der nun von Wookey postulierten Servicestrategie skizziert. Seinerzeit sprach er von "hybrider Software", die es dem Kunden erlaube, On-Premise-Software mit SaaS-Angeboten zu kombinieren.

Reaktion auf Konkurrenten wie Salesforce.com

SAP reagiert mit dem neuen Ansatz auf den Trend, vermehrt Funktionen, die bisher von beim Kunden installierten Geschäftsanwendungen abgedeckt wurden, über das Netz zu beziehen. Zu den Vorreitern zählt Salesforce.com. Das kalifornische Unternehmen bietet seine CRM-Mietprodukte unter anderem auch SAP-Kunden an. Wenn sich SAP-Anwender für On-Demand-Lösungen interessieren, sollen sie sich künftig auch bei den Walldorfern bedienen können. Wie viel Geld SAP künftig mit solchen Services einnehmen will, wollte Wookey nicht sagen.
Harald Schodl



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