10.11.2008, 14:07 Uhr
SAP-Anwender müssen Budgets neu kalkulieren
Unsere deutsche Schwesterpublikation "Computerwoche" hat in einer exklusiven Befragung ihrer Leser erhoben, was diese von der neuen SAP-Wartungspolitik halten und welche Folgen daraus für das eigene Unternehmen resultieren.
Das sind die Ergebnisse der Computerwoche-Umfrage:
1. Firmen müssen IT-Budgets neu planen
Mehr als drei Viertel der befragten Anwender sehen durch die Erhöhung der Wartungsgebühren deutliche Mehrbelastungen auf ihr Unternehmen zukommen. Knapp 29 Prozent sind sich dessen sicher und 41 Prozent halten es für wahrscheinlich, dass die neue SAP-Politik den Firmengeldbeutel stärker beanspruchen wird als ursprünglich geplant. Dementsprechend sieht sich die Mehrheit auch veranlasst, ihre IT-Budgets neu zu planen. Über 39 Prozent gehen fest davon aus, ihre Budgetpläne überarbeiten zu müssen, weitere 24 Prozent halten das für wahrscheinlich.
2. SAP verärgert seine Kunden
Freunde hat sich SAP mit der geänderten Wartungsstrategie nicht gemacht. Mittlerweile wissen zwar fast alle (99 Prozent), dass die Support-Gebühren steigen, darauf vorbereitet waren aber die wenigsten. Fast 80 Prozent der Befragten bekunden, SAP respektive SAP-Partner hätten sie nicht ausreichend über die Neuerungen im Wartungsmodell vorbereitet. Für zusätzlichen Ärger sorgt ausserdem die Tatsache, dass der Konzern seine Klientel mit zweierlei Wartungsmassstäben misst. Anwenderunternehmen, die jährlich mehr als fünf Millionen Euro an Wartungsgebühren nach Walldorf überweisen, bleiben von der Erhöhung ausgenommen und zahlen weiterhin nur 17 Prozent. Diese Ungleichbehandlung befürworten lediglich sieben Prozent der antwortenden IT-Manager. 23 Prozent können diese Wartungsstrategie nur bedingt nachvollziehen, und fast 70 Prozent der Befragten halten es für nicht gerechtfertigt, dass Grosskunden von der Wartungserhöhung verschont bleiben.
3. Anwender lehnen den neuen Support ab
Die SAP-Verantwortlichen begründen die höheren Wartungsgebühren mit der steigenden Komplexität der Software-Landschaften ihrer Kunden. Dieser Trend erhöhe die Anforderungen an den Support des Herstellers, rechtfertigen sie die Einführung des für alle Kunden in Zukunft verpflichtenden "Enterprise Support". Die Computerwoche-Umfrage kann diese Sichtweise nicht bestätigen. In Sachen Komplexität zeigt sich ein ausgewogenes Bild. Etwa die Hälfte der Befragten charakterisiert die eigene SAP-Landschaft als eher komplex (25 Prozent), komplex (19 Prozent) oder sehr komplex (acht Prozent). 48 Prozent der Antwortenden behaupten das Gegenteil und bezeichnen ihre SAP-Systeme als eher nicht komplex (21 Prozent), nicht komplex (17 Prozent) beziehungsweise gar nicht komplex (zehn Prozent). Trotz des ausgewogenen Meinungsbildes zur Komplexität der SAP-Landschaften fällt die Ablehnung des Enterprise Supports eindeutig aus. Fast 79 Prozent der Befragten gab an, dass die bisherige Standardwartung ausreiche. Zehn Prozent der IT-Manager erklären, einzelne Leistungen des neuen Supportpakets zu benötigen, und lediglich elf Prozent geben zu Protokoll, das neue Support-Angebot ganz respektive teilweise brauchen zu können.
4. Kunden fehlt Verständnis für höhere Gebühren
Angesichts der skeptischen Haltung der Anwender zum Enterprise Support überrascht es nicht, dass auch die höheren Wartungsgebühren auf breite Ablehnung innerhalb der SAP-Klientel stoßen. Etwa 84 Prozent der befragten IT-Manager kritisieren den gestiegenen Support-Satz als nicht gerechtfertigt. Lediglich 13 Prozent äussern Verständnis für die höheren Gebühren. Mit ihren Vorstellungen eines gerechten Wartungssatzes liegen die Befragten weit unter den SAP-Tarifen. Für fast 51 Prozent liegt die akzeptable Obergrenze der jährlichen Support-Gebühren bei 15 Prozent vom Lizenzpreis. Rund 34 Prozent legen die Messlatte auf 20 Prozent. Nicht einmal zehn Prozent der Antwortenden sind mit Wartungssätzen von mehr als 20 Prozent einverstanden.
5. Anwender wollen SAP-Kosten drücken
SAP könnte den Unmut der Anwender schmerzhaft zu spüren bekommen. Jeweils 52 Prozent der befragten IT-Manager geben an, SAP-Projekte beziehungsweise den Kauf weiterer Lizenzen auf Eis zu legen und in Zukunft verstärkt Alternativen zu SAP-Produkten prüfen zu wollen. Konkret stehen dabei Upgrade-Vorhaben auf der Kippe. Darüber hinaus wollen viele Unternehmen in Zukunft auch Best-of-Breed-Anbieter und Eigenentwicklungen in ihren Software-Plänen berücksichtigen. SAPs Privileg als einziger strategischer Lieferant von Business Software gehört in vielen Unternehmen der Vergangenheit an.
Fast ein Drittel der Befragten kündigt zudem an, die Kosten im SAP-Betrieb senken zu wollen. In diesem Zusammenhang denken die Anwender darüber nach, Lizenzen aus der Wartung zu nehmen beziehungsweise die Zahl ihrer SAP-User zu reduzieren. Ausserdem wollen viele Unternehmen aktiv Widerstand gegen die Erhöhung der Wartungsgebühren leisten und ihren Software-Lieferanten an den Verhandlungstisch zwingen. Die Zeiten, in denen in vielen Anwenderunternehmen hierzulande eine ERP-Strategie gleichbedeutend mit einer SAP-Strategie war, scheinen vorbei zu sein.
Fast ein Drittel der Befragten kündigt zudem an, die Kosten im SAP-Betrieb senken zu wollen. In diesem Zusammenhang denken die Anwender darüber nach, Lizenzen aus der Wartung zu nehmen beziehungsweise die Zahl ihrer SAP-User zu reduzieren. Ausserdem wollen viele Unternehmen aktiv Widerstand gegen die Erhöhung der Wartungsgebühren leisten und ihren Software-Lieferanten an den Verhandlungstisch zwingen. Die Zeiten, in denen in vielen Anwenderunternehmen hierzulande eine ERP-Strategie gleichbedeutend mit einer SAP-Strategie war, scheinen vorbei zu sein.
Fakten zur Umfrage
Die "Computerwoche" wollte wissen, was SAP-Kunden vom neuen Enterprise Support und den höheren Wartungsgebühren halten.
o An der von der Computerwoche-Marktforschung organisierten Umfrage haben sich zwischen dem 15. und 22. Oktober dieses Jahres über 150 Anwenderunternehmen beteiligt. Mehr als drei Viertel der Antwortenden gaben an, im Bereich IT zu arbeiten. Weitere elf Prozent kommen aus den Vorstandsetagen. Der Rest verteilt sich auf andere Firmenbereiche wie Vertrieb, Einkauf und Marketing.
o Vor allem Vertreter von Konzernen und dem gehobenen Mittelstand haben sich an der Umfrage beteiligt. Fast 58 Prozent der Antwortenden kommen aus Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Weitere 17 Prozent der befragten SAP-Kunden beschäftigen zwischen 500 und 999 Mitarbeiter, knapp zwölf Prozent gehören in die Kategorie 250 bis 499 Mitarbeiter. Der Anteil kleinerer Firmen an der Computerwoche-Umfrage beträgt 13 Prozent.
o Viele der teilnehmenden Firmen setzen moderne Versionen der SAP-Software ein. Über 69 Prozent gaben als aktuelles Release ERP 6.0 an, ein Viertel arbeitet mit R/3 4.7. Lediglich sechs Prozent der Befragten betreiben noch eine R/3-Version im Release-Stand 4.6. Ältere R/3-Varianten setzt keiner der befragten SAP-Kunden ein.
o Vor allem Vertreter von Konzernen und dem gehobenen Mittelstand haben sich an der Umfrage beteiligt. Fast 58 Prozent der Antwortenden kommen aus Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Weitere 17 Prozent der befragten SAP-Kunden beschäftigen zwischen 500 und 999 Mitarbeiter, knapp zwölf Prozent gehören in die Kategorie 250 bis 499 Mitarbeiter. Der Anteil kleinerer Firmen an der Computerwoche-Umfrage beträgt 13 Prozent.
o Viele der teilnehmenden Firmen setzen moderne Versionen der SAP-Software ein. Über 69 Prozent gaben als aktuelles Release ERP 6.0 an, ein Viertel arbeitet mit R/3 4.7. Lediglich sechs Prozent der Befragten betreiben noch eine R/3-Version im Release-Stand 4.6. Ältere R/3-Varianten setzt keiner der befragten SAP-Kunden ein.