SAP/DSAG 14.10.2014, 22:00 Uhr

Risiken bei Cloud-ERPs

SAP-Kunden wollen kein ERP aus der Cloud, so ein Ergebnis der Investitionsumfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG). Haben SAP-Kunden zuviel Angst? Was spricht gegen, was für die Cloud-ERPs?
Software-as-a-Service ist bei gut einem Drittel der DSAG-Mitgliedsunternehmen Realität. Beim ERP aus der Cloud aber zücken sie die rote Karten. Lediglich 5 Prozent der Befragten, also eine sehr kleine Minderheit, kann sich vorstellen, ein Enterprise Ressource Management aus der Cloud zu beziehen. Obwohl die Cloud durchaus mit den bekannten Vorteilen wie sinkende Total Cost of Ownership (TCO) lockt. Ausserdem werden die stärkere Internationalisierung und eine schnellere Nutzung neuer Funktionen als Vorteile gesehen. Aber trotzdem überwiegen die Bedenken.
Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) befragte 524 Unternehmen aus der Schweiz (61 Teilnehmer), Österreich (36 Teilnehmer) und Deutschland. Davon waren 157 CIOs. Immerhin können sich 18 Prozent hybride Szenarien, also eine Nutzung von on-premise und Cloud, als valable Option vorstellen. Personalmanagement-, Marketing- und Sales-Lösungen etwa werden gerne aus der Cloud bezogen. Aber beim Cloud-ERP sagen fast alle DSAG-Mitglieder "nein". Sie sehen Probleme bei Anpassungen und Eigenentwicklungen, bei den notwendigen Schnittstellen zu Umsystemen und sorgen sich - ein klassischer Vorwurf - um eine zu grossen Abhängigkeit vom Anbieter. Deshalb soll bitteschön die Cloud beim ERP draussen bleiben.

SAP: Schlappe mit Folgen

"ERP-Systeme zählen in den meisten Unternehmen zu den komplexesten Lösungen, und Veränderungen in diesem Umfeld werden nur vorsichtig vorgenommen", sagte Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der DSAG auf der Jahrestagung der Anwendergruppe in Leipzig. SAP hatte jahrelang an seinem Cloud-ERP Business ByDesign gewerkelt und musste die Lösung mehrmals anpassen, um ein halbwegs performantes System auf die Beine zu stellen. Möglicherweise wirkt diese "Schlappe" bis heute nach. Auf der anderen Seite gehörten ERP-Systeme zu den komplexesten Cloud-Projekten überhaupt. Probleme bei Anpassungen und Eigenentwicklungen aufseiten der Kunden könnte SAP durch ein Platform-as-a-Service-Angebot (PaaS) entschärfen. Bei einem Cloud-ERP werden auch die individuellen Erweiterungen in der Cloud entwickelt. Eine ganz ähnliche Strategie gilt für die Entwicklung von Schnittstellen. "Bei der Transformation von kritischen Geschäftsprozessen in die Cloud müssen die Rahmenmbedingungen stimmen. Solange die Risiken die Chancen übersteigen, werden SAP-Kunden nur unkritische Teilprozesse verlagern", sagt Lenck. Heisst übersetzt: Viele Schweizer Firmen sehen ganz prinzipielle Probleme bei einem ERP in der Cloud, ob nun von SAP, von Abacus oder Oracle. "Der Schutz geistigen Eigentums und Schnittstellen zu anderen Anwendungen sehen die Schweizer DSAG-Mitglieder als äusserst kritisch", sagt Christian Zumbach, der für die Schweiz im DSAG-Vorstand sitzt.

myfactory: 3800 Cloud-Kunden in DACH

Allerdings scheinen nicht alle Schweizer Firmen die Bedenken der DSAG-Mitglieder zu teilen. Die Firma myfactory wurde 2009 gegründet und zählt in der DACH-Region etwa 3800 Kunden, davon 400 in der Schweiz. In der jüngsten ERP-Zufriedenheitsstudie von Trovarit schnitt myfactory ausgezeichnet ab, positionierte sich ganz rechts oben im Leader-Quadranten: mit einem ERP, ausschliesslich aus der Cloud. Zum Kundenstamm von myfactory gehört der kleine Schweizer Mittelstand mit 4 bis 20 Mitarbeitenden.



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