Sapphire 09.11.2011, 17:52 Uhr

Wie innovativ ist SAP?

SAP CEO Jim Hagemann Snabe hielt sich auf der Sapphire merkwürdig zurück, zog seine Keynote wie mit angezogener Handbremse durch. Die wichtigsten Innovationen sickerten eher so nebenbei durch.
SAP Co-CEO Jim Hagemann Snabe
Auf Eröffnungskeynotes geben CEO normalerweise Vollgas, nehmen ihr Publikum unter Dauerbeschuss. Neuheiten prasseln im Sekundentakt auf die Zuhörer ein. Schliesslich wollen die Firmenchefs zeigen, was ihr Unternehmen so alles drauf hat. SAP CEO Jim Hagemann Snabe hielt sich auf der Sapphire in Madrid jedoch merkwürdig zurück, sprach vage von konsistenten Core-Applikationen (Business Suite), mobilen Apps (Sybase unwired), witzelte über In-Memory HANA und die SAP-Cloud (Business ByDesign). Alles wichtig und richtig, aber das kennt man schon. Gibt es bei SAP nichts Neues zu vermelden?

HANA ersetzt alles

Interessante Innovationen und strategische Schwenks sickerten eher so nebenbei durch. "In den letzten neun Monaten haben sich 115 Unternehmen weltweit für SAPs In-Memory-Appliance HANA entschieden", sagte Hagemann Snabe. Das langfristige Ziel sei, den Business Case Enterprise Data Warehouse (EDW) durch den Business Case HANA zu ersetzen. Das ist nur konsequent, schliesslich führt SAP seit Langem als Argument gegen EDWs - und pro HANA - die sehr langen Datenladezeiten ins Feld. Die extrem zeitaufwändige Prozedur "Extract Transform Load (ETL)" fällt bei HANA komplett weg, weil sämtliche Daten im Arbeitsspeicher gehalten werden. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Schweizer SAP-Markt geht's gut

SAP will EMC-Technik

Ausserdem: SAP würde gerne EMCs Technologie "Fully Automated Storage Tiering (F.A.S.T.)" für HANA nutzen und evaluiert gerade die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit. F.A.S.T. verteilt automatisch Daten auf schnelle Tier-1- und langsamere Tier-2- und Tier-3-Storage-Medien. Die Idee dahinter: Stark nachgefragte "heisse" Daten landen auf schnellen SSDs, während Altdaten etwa auf langsamen SATAs geparkt werden. Dass SAP an F.A.S.T interessiert ist, deutet an, dass auch HANA nicht vollständig ohne Plattenspeicher auskommen will. Zumindest nicht bei operationalen Brot-und-Butter-Releases. Denn in Zukunft plant Walldorf, auch seine Core-Systeme wie die Business Suite auf einer HANA-Appliance auszuliefern. Das würde den Fokus einer reinen Analytics-Appliance - als solche war HANA ursprünglich konzipiert - stark ausweiten.

Schweizer SAP-Markt geht's gut

SAP Schweiz-Chef Stefan Höchbauer stellt dem helvetischen Markt ein diplomatisch gutes Zeugnis aus: Auch bei SAPs Top-Themen wie Cloud, In-Memory-HANA und Mobility steuere die Schweiz ihren fairen Anteil (fair share) bei. Schweizer Unternehmen fahren kleinere "Proofs of Concept", deutete Höchbauer an, ohne jedoch konkret zu werden. Die chemische und die Pharmaindustrie seien in der Schweiz ganz besonders an SAPs neuen Produkten interessiert, mehr war aus Höchbauer nicht rauszukitzeln. Der Kunde mit der grössten HANA-Implementation weltweit ist jedoch zurzeit die deutsche Krankenkasse AOK. Fast völlig unter in Hagemann-Snabes Keynote gingen die ganzen neuen mobilen Apps. Nicht (Apple) "App Store", sondern "SAP Store", flachste der Co-CEO, bliebt aber Beispiele fast völlig schuldig. Dabei hat sich gerade im Hype-Markt Mobility bei SAP viel getan, und auch auf dem Apple Store hat Walldorf die ein oder andere App untergestellt. Die Software BusinessObjects Mobile etwa ermöglicht den Zugriff auf Business-Intelligence-Berichte, Kennzahlen und Geschäftsdaten in Echtzeit. Mit der App SAP Strategy Management, die ebenfalls über iTunes erhältlich ist, sollen Führungskräfte wichtigen Projekte Beine machen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Mobile Business Apps

Mobile Business Apps

Ein ganzer Strauss neuer Apps/Releases richtet sich an den naturgemäss stark mobilen Aussendienst. SAP Field Service 2.0 zeigt Außendienstlern alle Kundenaktivitäten im Überblick. Dazu gehören die neue Funktionen: Bestandskunden-Management, Ersatzteilverwaltung, Erfassung von Unterschriften und Verwaltung von Umfragen. Die App CRM Sales soll Außendienstmitarbeiter mit den Tools ausstatten, die sie benötigen, um den Umsatz zu steigern, Kaufentscheidungen zu beschleunigen und die Produktivität zu maximieren: Management von Accounts, Kontakten, Leads, Opportunitys, Aktivitäten, Angeboten und Aufträgen.

700 ByD-Kunden

Das Thema Cloud respektive Business ByDesign (ByD) treibt SAP langsam, aber in gewisser Weise stetig voran. Zumindest geht es aufwärts. Weltweit haben sich gut 700 Kunden zu ByD bekannt. Bis Ende des Jahres, das ist nicht mehr lange hin, hatte sich Walldorf in freiwilliger Selbstverpflichtung eigentlich die Zielmarkt 1000 ByD-Kunden gesetzt. Im SAP Store sind mittlerweile 70 ByD-Lösungen erhältlich, neben Sales on Demand unter anderem Career und Expenditure on Demand.



Das könnte Sie auch interessieren