08.01.2016, 18:16 Uhr

10 ERP-Prognosen für 2016

Kleinere Anbieter fordern die 'Big Three' SAP, Oracle und Microsoft heraus. Denn 'Best of Breed' und hybride Architekturen feiern ein rauschendes Comeback. Dadurch steigt aber auch das Risiko des Scheiterns ganzer ERP-Projekte.
ERP-Systeme sind kriterial für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Sie steuern die Kundenansprache, bilanzieren Einnahmen und Ausgaben, optimieren die Lieferantenkette - und verschlingen einen Grossteil des IT-Jahresbudgets. Panorama Consulting hat einen Blick in die Zukunft geworfen und 10 Prognosen für die nächsten zwei bis fünf Jahre aufgestellt (vgl. Top 10 Predictions for the ERP Industry 2016, January Paulk)): 1) Kleinere Anbieter fordern SAP, Oracle und Microsoft heraus Die Zeit der 'Big three' geht zwar nicht ihrem Ende entgegen. Die grossen Tier-1-Anbieter SAP, Oracle und Microsoft werden den ERP-Markt (upper mid-market) aber nicht mehr so unangefochten dominieren wie in den letzten Jahren. (Quelle: Clash of the Titans, Panorama Consulting) Die Kleineren haben viel in Forschung, Entwicklung und Produktion investiert, und sind heute in der Lage, die Anforderungen von Grosskunden zu adressieren. Infor war der erste ERP-Anbieter, der in die Phalanx der grossen Drei eingebrochen ist. Weitere werden folgen. 2) Cloud-ERPs werden kostengünstiger, attraktiver für Kleinkunden Gute Nachricht für den kleineren Mittelstand: Durch kostengünstige ERP-Angebote aus der Cloud kommen auch kleinere Kunden in den Genuss eines vollwertigen ERP-Systems. Das war ihnen bislang erschwert. In der Schweiz bieten zum Beispiel myfactory, Sage oder Abacus ERP-Systeme aus der Wolke an. 3) Cloud-Komponenten halten Einzug in ERPs Die Frage, ob on-premise oder cloud, wird zunehmend obsolet. Selbst Anbieter wie Oracle, die bislang noch den Grossteil ihres Umsatzes mit On-premise-Lösungen generieren, investieren fast ihr gesamtes F&E-Budget in Lösungen aus der Cloud (Oracle Fusion). Nächste Seite: Wenn ERP-Projekte scheitern, was tun? 4) ERP-Implementationen scheitern, was tun? Jedes ERP-Projekt, das nicht zum gewünschten Erfolg führt, ist ein Projekt zu viel. Allzu häufig werden Budgets und die geplante Projektdauer erheblich überschritten. (Quelle: Clash of the Titans, Panorama Consulting) Laut Panorama Consulting scheitern ERP-Projekte nicht aus technischen, sondern aus Management-Gründen. Ausserdem würden die menschliche Aspekte der Change-Prozesse -klare Governance, gründliches Testing, ausreichende Mitarbeiterschulungen - noch viel zu häufig vernachlässigt. Sogenannte Soft-Faktoren werden dadurch schnell zu harten, unangenehmen Fakten. 5) Wenn ERP-Projekte scheitern, dann kracht es richtig Scheint zu stimmen. Der Schweizer Insieme-Prozess spricht für sich: Das Projekt war 2001 gestartet worden. Im Herbst 2012 zog Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf die Notbremse. Eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der Finanz- und Geschäftsprüfungskomissionen kam zu dem Ergebnis: Insieme scheiterte an mangelnder Führung und Aufsicht. 116 Millionen Franken waren in den Sand gesetzt. 6) Fähige ERP-Krisenmanager verzweifelt gesucht Ist das Kind schon fast in den Brunnen gefallen, dann sind Krisenmanager gefragt, die fähig sind, die Katastrophe doch noch abzuwenden. Dazu sind sehr spezielle Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten vonnöten. Manager mit diesen Fähigkeiten (skill set) werden in Zukunft sehr gefragte Leute sein. Nächste Seite: Endlich - Customization wird leichter und sicherer 7) 'Best of Breed' feiert rauschendes Comeback ERP-Systeme werden immer seltener monolitisch aus einem Stück, immer häufiger modular aufgebaut. Für Kunden wird es dadurch immer leichter, Komponenten wie CRM, HR oder Data Warehouses zu ergänzen und miteinander zu kombinieren - on-premise und aus der Cloud. Panorama Consulting prognostiziert wachsende Marktanteile für Cloud-Anbieter wie Salesforce.com und Workday. Als Konsequenz werden grosse etablierte Anbieter wie SAP, Oracle, Epicor oder Infor Anteile verlieren. 8) SOA und Integration wieder cool Einer der Gründe für die gewonnene Prominenz: ERP-Anbieter geben ihren Kunden stärker als bisher Tools für Service-orientierte Architekturen (SOA) und die Integration unterschiedlicher Komponenten an die Hand. Hybride Architekturen - on-premise, cloud, anbieter-agnostische Plattformen - sind damit leichter zu realisieren. 9) 'Customization' vom Mainstream akzeptiert 'Customization', also die Anpassung an individuelle Firmenanforderungen, konnte CIOs und CFOs in Panik versetzen. Aber neun von zehn ERP-Implementationen erfordern das. Standardisierte Out-of-the-Box-Lösungen decken nur in den seltensten Fällen sämtliche Kundenwünsche optimal ab. Anstatt das Unternehmen an die Software anzupassen, wird stattdessen die Software individualisiert. Die gute Nachricht: ERP-Anbieter unterstützen 'Customization' und machen die Anpassungen weniger riskant. 10) Techies übernehmen Kontrolle 'Best of Breed' und die Integration unterschiedlicher ERP-Komponenten on-premise und aus der Cloud machen ERP-Projekte zunehmend komplexer. Das spielt Technologie-Experten in die Hände. Aber Vorsicht: ERP-Einführungen sind nie reine Technikprojekte. Verstehen Sie ihre ERP-Implementation als Business-Transformationsprojekt, um das Risiko des Scheiterns möglichst klein zu halten.



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