23.10.2014, 13:29 Uhr
Warum Fenaco Bison übernimmt – und CEO Rudolf Fehlmann deshalb geht
Softwareanbieter Bison wird komplett vom Agrarunternehmen Fenaco übernommen, was Bison-CEO Rudolf Fehlmann zum Rücktritt bewegt. Wir haben die Hintergründe.
Übernahmen sind in der IT-Branche nicht ungewöhnlich. Aber wenn Fenaco die Bison-Group komplett übernimmt, wie inside-channels.ch gestern meldete, lässt das aufhorchen. Denn auf den ersten Blick hat eine Genossenschaft, die sich für wirtschaftliche Sicherheit der Schweizer Landwirte einsetzt, wenig mit einer IT-Firma aus Sursee am Hut. Zumal sie bereits 49 Prozent am Unternehmen gehalten hat. Auf Nachfrage wird die Sachlage klarer: Fenaco setzt in verschiedenen Departementen und Tochtergesellschaften, auf die ERP-Software von Bison. Und hat in den Landi-Geschäften gerade Pilotprojekte für die Einführung von «Bison Process» erfolgreich abgeschlossen. Nun wird der Roll-out von «Bison Process» und die flächenweite Einführung und Ablösung des bisherigen Systems «Win 3000» bei über 200 Mitglied-Landi gestartet. Damit Fenaco sicherstellen kann, dass die Investitionen sicher sind und die Software auch künftig weiterentwickelt wird, musste man das Unternehmen kaufen.
Alter Chef weg - neuer schon da
Der bisherige Chef von Bison, Rudolf Fehlmann, war mit dem Verkauf an Fenaco entweder nicht einverstanden oder wurde nicht mehr geduldet. Er verkauft sein Bison-Aktienpaket an Fenaco und tritt mit sofortiger Wirkung als CEO und Delegierter des Verwaltungsrats zurück. Die operative Führung von Bison wird interimistisch von von Fenaco übernommen, Michael Buser heisst der CEO. Buser ist Geschäftsleitungsmitglied der Fenaco und Leiter des Departements Informatik/Logistik.Bis Fenaco im Besitz der Aktienmehrheit ist, leitet VR-Präsident Werner Bayer die Geschäfte interimistisch.
Bison wird im Zuge der Übernahme eine Tochterfirma von Fenaco, der Name Bison wie auch der Standort in Sursee werden beibehalten. Fenaco verspricht, alle Produkte und Kunden ausserhalb von «Bison Process» weiter zu betreuen wie bis anhin. Allerdings habe die Optimierung von Bison Process und der Rollout der Software in den Landi-Filialen Priorität.
Zuerst das Produkt, dann die Firma optimieren
Wie viele der rund 600 Bison-Mitarbeiter um ihren Job fürchten müssen, ist unklar. Vorerst geht es Fenaco darum, Bison Process weiterzuentwickeln. Allerdings machte Bison im Januar Schlagzeilen, weil die ERP-Software offenbar fertig entwickelt war und Bison deshalb Softwareentwickler entliess und stattdessen Projektleiter und Berater anstellte. Damals hiess es, Bison entwickle sich vom Softwareentwickler zu einer Verkaufsorganisation, was zu personellen Veränderungen führen könne. Der Plan von Fenaco sah damals vor, dass Bison sich mittel- bis langfristig über den Verkauf der Software an Dritte finanziert. Es ist darum davon auszugehen, dass zuerst das Produkt und anschliessend die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens optimiert wird.